Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Hilfe für Sterbenskranke: Palliativteam bilanziert ein gutes erstes Jahr
200 Patienten wurden seit 1. Februar 2019 von der SAPV Bodensee betreut oder beraten – Sieben Palliativärzte gibt es im Kreis
TETTNANG/REGION (sz) - Vier unauffällige Fahrzeuge stehen dem Team der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) seit Anbeginn zur Verfügung, schreibt der Medizin Campus Bodensee (MCB) in einer Mitteilung. Die Autos sind demnach ganz bewusst – mit Rücksicht auf die Patienten und deren Angehörige – nicht beklebt. Das hat aber auch einen Nachteil, verrät Beate Röhrle augenzwinkernd: „Mit Beschriftung könnten wir den einen oder anderen Strafzettel wegen Falschparkens vielleicht vermeiden.“
Die wöchentliche Mittwochsrunde im Büro, im bunten Ärztehaus auf dem MCB-Gelände in Friedrichshafen, setzt sich unterschiedlich zusammen. Mit dabei ist laut MCB immer das vierköpfige SAPV-Team, dazu kommen der ärztliche Leiter Dr. Matthias Weng sowie die Palliativmediziner, die in der aktuellen und der kommenden Woche Dienst haben und der Klinikseelsorger Dr. Borne. Aktuell begleitet das SAPVTeam laut der Mitteilung 25 Patienten im Bodenseekreis, rund zwei Drittel davon im Altkreis Überlingen. Die sterbenskranken Männer und Frauen sind demnach zwischen 20 und 100 Jahre alt, haben kardiologische, onkologische, pneumologische oder neurologische lebensbeendende Erkrankungen.
Wie gut, dass jedes Teammitglied ein Auto hat – die Kilometerzähler legen Zeugnis von den Entfernungen im Kreis ab, schreibt der MCB weiter. Zwischen 12 000 und 23 000 Kilometer hätten die SAPV-Autos nach einem Jahr auf dem Tacho – es wären mehr, wenn das Team nicht so umsichtig planen würde. Weil es das tut, weil jede der vier Frauen ihren Tag und ihre Tour selbst planen kann, „haben wir viel Zeit für unsere Patienten“, erklärt Ines Göser. Die Zeit für die Patienten sei mindestens so wichtig, wie die Zeit und das offene Ohr für die Angehörigen. „Türgespräche“nennen die Fachfrauen es, wenn die Angehörigen sie „an die
Tür“bringen und das Gespräch dort oder am Auto dann auch mal eine halbe Stunde dauern darf. „Diese Gespräche brauchen Freiraum und den haben wir“, macht Beate Röhrle deutlich, die lange bei der Sozialstation Markdorf arbeitet.
48, 54, 55, 57 – 214 Jahre Lebenserfahrung bringen Simone Meisert (Teamleitung seit dem SAPV-TeamStart), Beate Röhrle (seit 1. April 2019 dabei), Ines Göser (von Anfang an dabei) und Alexandra Bernhard (seit 1. April im Team) mit. „Jede von uns ist besonders, aber als Team ziehen wir an einem Strang“, fasst Simone Meisert zusammen und Jürgen Sachsenmaier, der das Team im Auftrag des MCB begleitet, ergänzt: „Es ist ein gutes Team, aber alle vier sind Einzelkämpferinnen bei den Patienten.“Zum Team gehört auch Margarete Boie, seit November 2019 unterstützt sie im Büro administrativ.
Lebenserfahrung ist wichtig für ihre Arbeit, heißt es in der Pressemitteilung weiter, aber natürlich auch die langjährige Berufserfahrung. Auf die setzen demnach auch die sieben Palliativärzte im Bodenseekreis. Einer hat laut MCB immer Dienst, ist immer erreichbar für Fragen und macht, wenn es nötig ist, auch einen Hausbesuch. Die vier algesiologischen Fachassistentinnen seien qualifiziert im Schmerzmanagement, hätten eine sehr hohe Fachkompetenz und darauf basiere ihr großer Therapiefreiraum. Damit Betroffene
diese Leistungen in Anspruch nehmen können, ist laut MCB die Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Hausarzt unabdingbar und für das Team eine Selbstverständlichkeit. Damit das Team seine Leistungen erbringen kann, wurden Verträge mit Krankenkassen unterschrieben und ein Förderverein gegründet.