Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Feuer im Ried: Polizei geht von Brandstiftung aus
3000 Quadratmeter stehen in Flammen – Laut Zeugenaussagen sollen zwei Jugendliche gezündelt haben
ERISKIRCH - 3000 Quadratmeter oder zwölf Tennisplätze: So groß ist etwa die Fläche, die am Samstagabend im Eriskircher Ried abgebrannt ist. „Das war schon heftig. Wir hatten Glück, dass kein Wind ging“, berichtet Eriskirchs Feuerwehrkommandant Reinhold Petzi. Noch heftiger dürfte es für ihn im Rückblick werden, wenn sich die Annahme der Polizei bestätigt: „Es war vermutlich Brandstiftung. Das ist aber noch nicht gesichert“, teilt ein Sprecher des Präsidiums in Ravensburg auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit.
Laut Zeugenaussagen haben zwei Jugendliche das Feuer vorsätzlich gelegt. Jetzt sucht die Polizei nach den mutmaßlichen Brandstiftern, die zwischen 17 und 18 Jahre alt sein und dunkle sowie langärmlige Bekleidung getragen haben sollen. Sie könnten dafür verantwortlich sein, dass die Freiwilligen Feuerwehren aus Eriskirch, Kressbronn und Friedrichshafen sowie DRK, Johanniter und Schnelleinsatzgruppe mit 60 Kräften am Samstagabend zu einem Einsatz ins Eriskircher Ried ausrücken mussten. Der Alarm ging um 19.30 Uhr ein, eine Stunde später war das Feuer gelöscht, um 22.30 Uhr die Arbeit inklusive Aufräumen erledigt.
„Das Ried ist gerade sehr trocken, es hat lichterloh gebrannt“, sagt der Feuerwehrkommandant. Ein Problem: Die Schilffläche, von der nur noch verkohlte Überreste zu sehen sind und die gar nicht so einfach zu finden gewesen sei, liegt zwar direkt am See. Doch das Wasser stand zum Löschen nicht zur Verfügung. „Wegen des unwegsamen Geländes wären wir mit den Pumpen nicht hingekommen“, erklärt Reinhold Petzi. Das Wasser musste per Schlauch über 400 bis 500 Meter weit vom Einkaufscenter Kaufland oberhalb der Bahnlinie zum Einsatzort am Ufer transportiert werden. Die Folge: Zwischen 19.05 und 22.05 Uhr fuhren keine Züge. Außerdem unterstützten die Feuerwehren aus Kressbronn und Friedrichshafen ihre Eriskircher Kollegen mit Großraumlöschfahrzeugen, die Tanks eingebaut haben.
Um auszuschließen, dass der Brand wieder aufflammt, forderte der Kommandant die Johanniter aus Ravensburg an, die über eine spezielle Ausrüstung verfügen: „Die Einsatzkräfte ließen eine Drohne steigen, auf der eine Wärmebildkamera angebracht ist. So konnten wir noch zwei Glutnester ausfindig machen.“Zur Sicherheit habe die Feuerwehr eine Leitung trocken liegen gelassen, die im Notfall schnell wieder angeschlossen gewesen wäre. Was die Brandursache angeht, hält sich Reinhold Petzi zurück, das sei Sache der Polizei. Nur so viel: „Es waren einige Leute im Ried unterwegs, und es ist ziemlich viel geschwätzt worden.“
Vor fast genau zwei Jahren, Anfang Mai 2018, brannten zwischen der Jugendherberge/CAP Rotach in Friedrichshafen und dem östlichen Stadtrand zwei Hektar Schilf im Ried nieder. Die Polizei schloss eine absichtliche Brandstiftung aus, vermutete aber trotzdem, dass Menschen schuld waren: „Schon eine weggeworfene Zigarette kann reichen, damit das trockene Schilf Feuer fängt“, erklärte damals Sprecher Christian Meier. Auch eine Glasscherbe, die in der Sonne wie eine Lupe wirke und die Hitze verstärke, könnte demnach Auslöser gewesen sein. „Auf so einer großen Fläche ist die Suche nach der Ursache wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.“
Schaden hatte das Feuer vor allem bei Tieren angerichtet. Nachhaltig sei der Bestand jedoch wohl nicht gefährdet: „Die meisten Vögel brüten mehrmals im Jahr und können auch nach dem Brand noch einmal brüten“, sagte Gerhard Kersting, Geschäftsführer
des Naturschutzzentrums Eriskirch. Und zu den Auswirkungen aufs Ried: „Das Schilf ist zwar großflächig abgebrannt. Aber das Schilf hat unter dem Boden ein Geflecht aus Trieben und wächst deshalb bald wieder nach.“
Hinweise nimmt das Polizeirevier Friedrichshafen unter Telefon 07541 / 70 10 entgegen.