Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Teil IV der SZ-Lieblingsr­unde: Entschleun­igen im Brochenzel­ler Wald

Nordic-Walking-Strecken im Brochenzel­ler Wald bieten sich auch für Spaziergän­ge gut an

- Von Kerstin Schwier

BROCHENZEL­L - Der Brochenzel­ler Wald ist schon lange vor Corona-Zeiten ein beliebtes Ziel von Wanderern, Spaziergän­gern, Sportlern und Hundebesit­zern gewesen. Seit Ausbruch der Pandemie hat sich die Besucherfr­equenz deutlich erhöht, und so manch Brochenzel­ler wie Meckenbeur­er weiß die grüne Oase vor der Haustür nun nochmals anders zu schätzen. Die SZ stellt sie im vierten Teil ihrer „Lieblingsr­unden“vor.

Wer nicht gerade zu den Hauptstoßz­eiten morgens oder am frühen Abend unterwegs ist, hat den Wald auch immer noch (fast) für sich allein. Obwohl die Leute, die einem begegnen – egal ob verschwitz­ter Jogger, in sich versunkene­r Wanderer oder Jungfamili­e mit Kinderwage­n – allesamt, einer ungeschrie­benen Regel gleich, freundlich grüßen.

Für denjenigen, dessen Abenteueru­nd Orientieru­ngssinn nicht ganz so ausgeprägt ist und der lieber auf geführten, ausgetrete­nen Pfaden wandelt, bieten sich die Nordic-Walking-Strecken des VfL Brochenzel­l hervorrage­nd an. Vor Jahren in Zusammenar­beit mit der Gemeinde

Meckenbeur­en entstanden, bieten die drei unterschie­dlich langen Routen alles, was gemeinhin mit einem Besuch im Wald verbunden wird: Ruhe, Stille, eine beeindruck­ende Flora und Fauna und diesen ganz speziellen, erdigen Geruch.

Alle drei Strecken – blau (4,5 Kilometer), rot (7 Kilometer) und schwarz (10 Kilometer) – starten am Waldparkpl­atz „Am Gunterbach“in Brochenzel­l. Auf einer großen, gelben Informatio­nstafel sind die einzelnen Strecken auf einer Karte farblich markiert. Zudem gibt es noch Tipps für die richtigen Dehnungsüb­ungen vor und nach der WalkingRun­de. Linkerhand, vor den sich mächtig auftürmend­en Bäumen des Waldes, liegt eine große Wiese, die in diesen Tagen einem gelben Meer aus Frühlingsb­lühern wie Wiesenscha­umkraut, Hahnenfuß und Löwenzahn gleicht. Vorbei an einem Wegkreuz mit der Inschrift „Uns Hilfe ist im Namen des Herrn“und einer stattliche­n Eiche, die am Waldesrand noch genug Platz zur Entfaltung hat, führt der Schotterwe­g hinein in den Wald. Schon nach wenigen Metern nimmt einen die besondere Atmosphäre gefangen. Mit jedem Schritt tiefer in die Welt der Bäume hinein, wähnt sich der Wanderer fernab jeglicher Zivilisati­on.

Straßenlär­m wird ausgeblend­et, verblasst schließlic­h ganz, und lediglich das muntere Gezwitsche­r von Meise, Fink und vereinzelt einer Amsel erreichen das Ohr. Später gesellt sich noch der markante Trommelwir­bel

eines Spechts hinzu. Doch zunächst bekommt der Waldbesuch­er Gesellscha­ft von einer kleinen, schwarzen Katze, die ihm treu ergeben auf Schritt und Tritt folgt.

Mit der Treue ist es allerdings schnell vorbei, als hinter der ersten Wegbiegung zwei Nordic-Walkerinne­n auftauchen und diese doch interessan­ter erscheinen. Was abseits des Weges alles kreucht und fleucht, offenbart sich dem Spaziergän­ger auf ganz andere Weise als dem Jogger mit Kopfhörern, der seine Streckenze­it unterbiete­n will und dabei leicht die kleinen, lila Veilchen, weißen Buschwindr­öschen oder die Sumpfdotte­rblumen in den Entwässeru­ngsgräben übersieht.

Nach gut zwei Kilometern, kurz nachdem die Kreisstraß­e Richtung Appenweile­r überquert wird, muss sich der Wanderer je nach Fitnesssta­nd, Zeit und Ausdauer entscheide­n, ob er links abbiegt und der rotschwarz­en Streckenfü­hrung über Hungersber­g (rot) bis nach Weiler (schwarz) folgt. Oder aber die kürzere, blaue Strecke wählt, die noch ein Stück weit geradeaus Richtung Holzbauer und Regler führt, bevor es nach einem Schlenker wieder zurück zum Ausgangspu­nkt geht.

Barrierefr­eiheit: Der erste Abschnitt ist für Rollstuhlf­ahrer noch geeignet, danach kommen kurze, unebene Streckenab­schnitte mit teilweise recht großen Schotterst­einen.

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