Schwäbische Zeitung (Tettnang)
B 31-neu soll vierspurig ausgebaut werden
Planer wollen Konflikte mit Artenschutz lösen – Ausbau rund 100 Millionen Euro teurer
BODENSEEKREIS - Die B 31-neu zwischen Immenstaad und Meersburg soll vierspurig auf der Trasse B1 gebaut werden. Das baden-württembergische Verkehrsministerium hat am Freitagmittag bekanntgegeben, dass sich Bund und Land darauf verständigt haben.
Wie Matthias Kühnel, Projektleiter beim Regierungspräsidium Tübingen (RP), im Gespräch mit der SZ erläutert, fiel die nördlichste Trasse C aus Natur- und Artenschutzgründen während der Vorplanungen im Herbst weg. „Es hat sich bestätigt, dass die C-Varianten aufgrund der artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände wie zum Beispiel lärmempfindliche Vogelarten, Fledermäuse (Graues Langohr) und Amphibien ausgeschlossen sind“, sagt er. „Außerdem hat der Bodenseeraum sehr wenige zusammenhängende Waldflächen, deshalb ist der Zusammenhang zu umliegenden Wäldern und Offenlandflächen wichtig.“Gerade solche Bereiche dienen den Tieren für die Nahrungssuche, sind etwa Jagdreviere für Fledermäuse. Die Konflikte mit dem Artenschutz seien bei der C-Variante nicht zu lösen gewesen, etwa mit Grünbrücken, Überflughilfen für Fledermäuse oder Tunnel für Amphibien, führt Kühnel aus.
Von den A-Varianten gilt die Trasse AB1 als am konfliktärmsten. „Die Kombivariante AB1 ist die umweltverträglichste, verliert aber in der Gesamtbetrachtung aller fachlicher Bewertungen wie verkehrliche Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit den Vorzug“, sagt Kühnel. Damit zielt er auf die anderen Aspekte ab, die in die Abwägung einfließen, etwa die verkehrliche Wirksamkeit und die Wirtschaftlichkeit der Straße.
Bei der Gesamtbetrachtung sei die Variante B1 übrig geblieben, obwohl sie „umweltfachlich größere Anstrengungen“erfordern wird, wie Kühnel sagt. „Die B1 ist nicht konfliktfrei und das wollen auch nicht suggerieren“, sagt er. Aus der Pressemitteilung des Verkehrsministeriums geht hervor, dass alle Varianten aus dem Korridor B zu nachteiligen Auswirkungen auf fast alle Umweltschutzgüter und Raumnutzungen führen. Bei näherer Prüfung zeige sich jedoch, dass die nachteiligen Wirkungen der Variante B1 aus fachlicher und rechtlicher Sicht „geheilt“werden können, heißt es.
In diesem konkreten Fall seien nach Ansicht der beteiligten Fachgutachter und Tierökologen die Voraussetzungen für die Erteilung einer Ausnahmegenehmigung gegeben, da sich der Erhaltungszustand der betroffenen Arten durch geeignete Vorkehrungen, etwa durch Schutzvorrichtungen an der Trasse und die Aufwertung der Lebensräume der betroffenen Arten, voraussichtlich nicht verschlechtern würde. Dies gelte aber nur für die südliche Umfahrung von Stetten, die dann nach Norden abschwenkt, am Dorf vorbeiführt und an die B 33 angeschlossen wird. Derzeit führt die B 33 durch das Dorf. Wird der Verkehr aber über die B 31-neu geleitet, entspricht sie auch einer Ortsumfahrung. Eine Nordumfahrung komme sowohl aus artenschutzrechtlichen als auch verkehrlichen Gründen nicht infrage.
Laut Pressemitteilung sind sowohl die AB1 als auch die B1 technisch machbar. Gegen die Kombivariante sprechen die Mehrkosten, die auf circa 100 Millionen Euro beziffert werden. Sie sind vor allem auf den Bau eines Tunnels bei Hagnau zurückzuführen, der höhere Folgekosten nach sich ziehen würde, obwohl die verkehrliche Wirksamkeit der B1 besser wäre. Außerdem müsse für den Bau der B1 deutlich weniger ins Gelände eingegriffen werden.