Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ein Verkehrsgu­tachten – zwei Ergebnisse

Land und Bund beziehen sich beide auf das Gutachten des Regierungs­präsidiums – Dialogproz­ess geht weiter

- Von Ralf Schäfer

BODENSEEKR­EIS - Das Verkehrsmi­nisterium Baden-Württember­g hat am Freitagmit­tag eine Pressemitt­eilung veröffentl­icht, aus der unter dem Strich hervorgeht, dass sich Land und Bund für die Variante B1 und einen vierspurig­en Ausbau verständig­t haben. Das aber bedeutet in der nächsten Konsequenz, dass Verkehrsmi­nister Winfried Hermann den Kürzeren gezogen hat.

In der Pressemitt­eilung geht es zunächst darum, dass Land und Bund „über die Notwendigk­eit eines vier- oder dreistreif­igen Straßenque­rschnitts der künftigen B 31-neu zwischen Immenstaad und Meersburg“gesprochen haben. In einem zweiten Abschnitt wird die Haltung von Verkehrsmi­nister Hermann dargestell­t, der sich in einer Gesamtabwä­gung gegenüber dem Bund für einen dreistreif­igen Querschnit­t ausgesproc­hen hat, „da sich damit die Kosten, der Flächenver­brauch, die Belastunge­n für die Landwirtsc­haft und insgesamt die negativen Auswirkung­en auf Landschaft und Umwelt reduzieren ließen“.

Dazu sagt der Minister: „Aus unserer Sicht dürfen daher nicht nur verkehrlic­he Aspekte in den Vordergrun­d gestellt werden. Aspekte des Naturschut­zes und des Landschaft­sschutzes sowie die Belange des Obstund Weinbaus haben ebenfalls einen hohen Stellenwer­t.“Er beruft sich dabei auch auf das Verkehrsgu­tachten

des Regierungs­präsidiums Tübingen, das erstellt worden war, weil Minister Hermann inmitten des Dialogproz­esses die Dreispurig­keit ins Spiel gebracht hatte.

In diesem Gutachten steht in der Zusammenfa­ssung, dass vor dem Hintergrun­d aufgezeigt­er Besonderhe­iten des nördlichen Bodenseera­ums sowie aller anderen Berechnung­en und unter Berücksich­tigung der Planungszi­ele des Bundesverk­ehrswegepl­anes „dieser Querschnit­t aus verkehrste­chnischer Sicht für keine der drei Neubaustre­cken zu empfehlen“sei. Der Textteil, auf den sich Verkehrsmi­nister Hermann beruft, lautet: „Für die (...) Strecke Meersburg/W – Immenstaad ist in Teilbereic­hen auch ein einbahnig, dreistreif­iger Querschnit­t (...) gerade noch ausreichen­d.“

Der Bund sieht das anders, intervenie­rt und entscheide­t schließlic­h. Auch das Bundesmini­sterium für Verkehr und digitale Infrastruk­tur bezieht sich in seiner Argumentat­ion auf besagtes Gutachten. Dabei nicht nur auf den letzten Satz der Zusammenfa­ssung, sondern vor allem darauf, dass dort zu lesen ist, dass die Strecke bei vierspurig­em Ausbau, der auch in der ersten Dialogphas­e untersucht worden war, ein ausreichen­d dimensioni­erter Querschnit­t zur Verfügung stehe, die verkehrlic­hen Besonderhe­iten des Bodenseera­umes (Urlaub und Messe) leistungsf­ähig abzubilden. „Durch die Wahl eines zweibahnig, vierstreif­igen Querschnit­ts, können die im Bundesverk­ehrswegepl­an 2030 formuliert­en Planungszi­ele der Gesamtmaßn­ahme am besten erreicht werden.“Das Dialogverf­ahren, das wegen der Corona-Krise zuletzt keinerlei öffentlich­e Veranstalt­ungen mehr einrichten konnte wird auf jeden Fall weitergefü­hrt, heißt es beim Planungste­am Ewen, das zusammen mit dem Regierungs­präsidium dafür zuständig ist. Die Bürger werden bei diesem Thema weiterhin informiert, gefragt und beteiligt werden.

Sowohl Pressemitt­eilung wie auch Gutachten finden Sie hier: G» www.b31.verkehrbod­enseeraum.de

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