Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Klinikum richtet dauerhaft Corona-Station ein
Zahl der Intensivbetten wird vermindert, soll bei Bedarf aber schnell erhöht werden können
FRIEDRICHSHAFEN - Weil eine große Welle mit Corona-Patienten im Bodenseekreis aktuell nicht in Sicht ist, laufen im Klinikum Friedrichshafen allmählich die Vorbereitungen für eine Rückkehr zum Normalbetrieb an. Gleichzeitig stellt sich das Klinikum aber auf eine dauerhafte Behandlung von Covid-19-Patienten ein. Mitte Mai soll eine eigene Corona-Station in Betrieb gehen.
Um einerseits bei Bedarf möglichst viele Corona-Patienten behandeln, diese zugleich aber von anderen, nicht mit dem Virus infizierten Notfallpatienten räumlich trennen zu können, hatte das Klinikum im März das Ambulante Operationszentrum (AOZ) als temporäre zweite Intensivstation hergerichtet – und nach Anstieg der Covid-19-Fälle zeitweise auch in Betrieb genommen. Das soll nun wieder rückgängig gemacht werden, allerdings erst, wenn eine neue, auf Dauer angelegte CoronaStation in Betrieb gegangen ist.
Wie Pressesprecherin Susann Ganzert erläutert, richtet sich das Klinikum damit auf eine längere Behandlungsphase von mehreren Monaten oder sogar Jahren ein – und kommt gleichzeitig der Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nach, die Zahl der Intensivbetten für Corona-Patienten auf 25 bis 30 Prozent zu reduzieren.
Die neue Station wird sechs Zimmer umfassen, die auf unbestimmte Zeit ausschließlich für Covid-19-Patienten reserviert bleiben, auch dann, wenn akut kein einziger zu behandeln ist. Diese Station soll das Klinikum in die Lage versetzen, ohne langen Vorlauf auf eine größere Patientenwelle reagieren zu können. „Wir können diese Station bei Bedarf jederzeit ertüchtigen“, sagt Ganzert. Und das gilt nicht nur für die sechs Zimmer, in denen in variabler Anzahl Beatmungs- und Überwachungsplätze eingerichtet werden können, sondern auch für das medizinische und pflegerische Team, das für diese Station vorgesehen und spezialisiert worden ist, bis zum Bedarfsfall aber anderweitig eingesetzt werden kann.
Auch wenn die Vorbereitungen für die Rückkehr zum Normalbetrieb nun anlaufen, gilt nach wie vor, dass nicht mit dem Coronavirus infizierte Patienten nur dann stationär im Klinikum Friedrichshafen aufgenommen werden, wenn deren Nicht-Behandlung zu nachhaltigen gesundheitlichen Schäden führen würde. „Voraussichtlich werden wir ab dem 4. Mai die Behandlungskapazität für Nicht-Covid-19-Fälle behutsam hochfahren – das gilt für den stationären und den ambulanten Bereich“, teilt Susann Ganzert mit. Ebenfalls zum 4. Mai soll das rote Zelt am Eingang des Klinikums wieder abgebaut werden, das als eine Art Schleuse diente, um Infizierte und Nicht-Infizierte zu separieren.
Im Fall einer richtig großen Patientenwelle hätte diese Separierung bereits auf dem Schotterplatz hinter dem Ärztehaus stattfinden sollen. Dort hat das Klinikum für diesen Zweck einen sogenannten „Sichtungsplatz“eingerichtet, wo Ärzte ankommende Patienten gegebenenfalls aufgeteilt hätten in solche, die infektiös sind oder nicht infektiös, und in solche, die stationär aufgenommen werden müssen oder nicht. Die Airbus Defence and Space GmbH hatte dem Klinikum dafür ein mobiles Klinikmodul zur Verfügung gestellt, bestehend aus Container und Zelt. In Betrieb nehmen musste das Klinikum diese große Schleuse letztlich nicht. Ob beziehungsweise wann sie wieder abgebaut wird, steht laut Susann Ganzert noch nicht fest.
Die Zwischenbilanz zur CoronaKrise im Krankenhaus in Friedrichshafen fällt positiv aus – „vor allem, weil die große Corona-Welle glücklicherweise ausgeblieben ist“, heißt es in einer Pressemitteilung des Klinikums. Dank der „vorausschauenden und umsichtigen Planung durch unseren Corona-Krisenstab sowie Umsetzung der Maßnahmen durch ganz viele Mitarbeitende aus vielen Bereichen“sei man in der Karwoche auf die für Ostern angenommene Welle gut vorbereitet gewesen. „Die Intensiv- und Beatmungskapazitäten waren auf ein Maximum hochgefahren, die Dienstpläne mit Sonderregelungen verabschiedet – und ausreichend Material vorhanden“, teilt das Klinikum mit. Sowohl der Einkauf, der sich mit der Beschaffung der Schutzausrüstungen nahezu rund um die Uhr befasst habe, als auch die Zentralapotheke sowie die vielen externen Unterstützer – Unternehmen und Privatpersonen – hätten alles daran gesetzt, die notwendigen Masken, Visiere, Schutzkleidung und Desinfektionsmittel zu beschaffen.