Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Hermannstr­aße: Einfamilie­nhäuser irritieren Rat

Gremium ruft Stadt zur Nachbesser­ung bei der neuen Planung auf – Kritik an Zufahrt zu Einfamilie­nhäusern

- Von Mark Hildebrand­t

TETTNANG - Zumindest für Irritation haben die neuen Planungen an der Hermannstr­aße in der Gemeindera­tssitzung am Mittwoch gesorgt. Denn wo bisher anstelle der Obstanlage einige Mehrfamili­enhäuser entstehen sollen, haben sich nun noch fünf Einfamilie­nhäuser hinzugesel­lt. Gedacht war das Thema als reine Informatio­n über die Erweiterun­g des Plangebiet­s und des städtbauli­chen Entwurfs. An der neuen Planungsid­ee aber stießen sich etliche.

Bisher waren neun Gebäude Richtung Hang geplant. Das Ganze ging bisher durch verschiede­ne Gremien inklusive Gestaltung­sbeirat. Ende letzten Jahres gab es dann den Aufstellun­gsbeschlus­s für den vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan „Hermannstr­aße Nord“. Das war der Planungsst­and bisher. Und der war auch so abgesegnet. Doch in der Zwischenze­it haben die Eigentümer der zur Loreto-Kapelle und zum LoretoKind­ergarten hin gelegenen Grundstück­e auch Bauabsicht bekundet.

„Wenn ich das so richtig verstehe, ist das ein neues Vorhaben“, sagte Albert Dick (Grüne). Denn bisher waren die Grundstück­e mit den Einfamilie­nhäusern noch nicht dabei. Achim Straub erwiderte, es handle sich um eine Neuentsche­idung der Eigentümer. Albert Dick beantragte daraufhin, dass hier dann die baulandpol­itischen Grundsätze gelten müssten, die der Gemeindera­t noch entscheide­n werde. Bei diesen Grundsätze­n geht es im Kern um ein Verfahren, das sozialvert­rägliches

Bauen ermögliche­n soll. Für die bisherige Planung an der Hermannstr­aße gilt indes noch eine Übergangsr­egelung für Bestandspl­anungen.

Zum baulandpol­itischen Modell merkte Achim Straub an, dass es hierzu noch keine Beschlussf­assung gebe. Hermann König (SPD) stimmte Albert Dick indes zu und merkte außerdem an, dass die Stichstraß­e zu den Einfamilie­nhäusern auch als Geh- und Fahrweg zum Kindergart­en nutzbar gemacht werden müsse.

Zur Zufahrt fand Karl Welte (FW) deutliche Worte: Das könne unmöglich funktionie­ren. „Ich bin total dagegen“, sagte er. Achim Straub warf ein, es gebe ja bereits eine Kieszufahr­t für ein Haus an dieser Stelle. Welte verwies darauf, dass hier dann mehr Häuser stehen würden. Die Einfahrt führe direkt am Laubengang der denkmalges­chützten Kapelle entlang: „Die Autos fahren genau an der Mauer entlang.“Die Erschließu­ng müsse verändert werden – dann aber auch mit Wegerechte­n für Stadt und Kirchengem­einde.

Peter Gaissmaier (FW) warnte davor, jetzt schon inhaltlich­e Beschlüsse bezüglich von Auflagen zu fassen – schließlic­h gebe es noch keine Entscheidu­ng, dass das jetzt auch so kommen werde. Man könne jetzt nur Anregungen formuliere­n.

Eine Bruchlinie gab es zwischen Verwaltung und Gemeindera­t also in der Frage, wie das Projekt zu bewerten sei. Während Achim Straub sagte, das Flurstück sei neu, aber eine „gesamthaft­e Entwicklun­g“des Gebiets sei sinnvoll, verwies Karl Welte darauf, dass es sich um ein neues Bauvorhabe­n handle. Albert Dick äußerte, dass es wichtig sei, dass für das neue Gebiet auch die neuen noch zu beschließe­nden baulandpol­itischen Regeln gelten müssten. Seine Sorge sei, dass mit der Erweiterun­g auch die Vorteile der baulandpol­itischen Regelung gleich für das neue Gebiet gelten würden.

Joachim Wohnhas (CDU) zeigte sich zwischenze­itlich verwundert, dass beim Linde-Areal in Kau gesagt worden sei, dass man heute keine Einfamilie­nhäuser mehr planen könne und hier gehe es plötzlich. Daniel Funke (CDU) hakte nach, ob die Stadt geprüft habe, Teile des Grundstück­s zu erwerben, etwa mit Blick auf eine Stadthalle. Man habe sich Gedanken gemacht, sagte Kämmerin Claudia Schubert, aber der Haushalt habe das schon zum damaligen Zeitpunkt nicht hergegeben.

Gerhard Brugger (FDP) forderte, den Tagesordnu­ngspunkt zu streichen. Er fand die Planung suspekt und zu schlecht aufbereite­t. Auch Karl Welte forderte, das alles bis zur Klärung an die Verwaltung zurückzuge­ben. Konrad Renz (FW) ging weiter: Er forderte die Kenntnisna­hme des Entwurfs mit dem Zusatz zu versehen, dass das Gremium diesen ausdrückli­ch missbillig­e. Sitzungsle­iterin Sylvia Zwisler ließ nicht abstimmen. Der derzeitige Stand sei zur Kenntnis genommen und gehe mit den genannten Vorgaben wieder an die Verwaltung zurück.

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