Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung
Nach Brand in Reutin wird ein technischer Defekt ausgeschlossen
Von Julia Baumann
LINDAU - Nach dem Brand in einem Mehrfamilienhaus in Reutin ermittelt die Polizei nun wegen fahrlässiger Brandstiftung. Das Feuer war auf einem Balkon ausgebrochen, ein technischer Defekt ist ausgeschlossen. Mittlerweile sind die meisten Anwohner wieder in ihre Wohnungen eingezogen.
Denn vom Brand zerstört wurde Mitte März lediglich die Wohnung, auf deren Balkon das Feuer ausgebrochen war. Die Flammen stiegen nach oben und griffen auf den Dachstuhl über. Trotzdem mussten auch die Mieter der übrigen acht Wohnungen zunächst in einem Hotel, später dann bei Verwandten oder in Ferienwohnungen untergebracht werden.
Ihre Wohnungen wurden durch die Löscharbeiten in Mitleidenschaft gezogen. Wie mehrfach berichtet, konnte die Lindauer Feuerwehr mit 70 Mann nur mit größter Anstrengung verhindern, dass das Feuer auf das direkt angrenzende Nebengebäude übergriff. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erschwerte die Löscharbeiten zusätzlich.
Mittlerweile sind die Wohnungen getrocknet, das Dach mit einem Provisorium wieder hergerichtet. „Seit Freitag sind alle wieder in ihren Wohnungen“, sagt GWG-Chef Alexander Mayer. Die Brandwohnung werde derzeit saniert und sei in einiger Zeit ebenfalls wieder bewohnbar.
Wie viele Gutachter er mittlerweile schon durch das Gebäude geführt hat, das weiß Alexander Mayer nicht mehr. „Es waren viele“, sagt er. „Es war ein Brandursachenermittler da, und wir hatten einen ElektroCheck.“Alle seien sich einig: Ein technischer Defekt ist ausgeschlossen. Die Lindauer Kriminalpolizei ermittle wegen des „unsachgemäßen Umgangs mit offenem Feuer“, sagt ein Polizei-Sprecher, also wegen fahrlässiger Brandstiftung.
Wie genau das Feuer letztlich ausgebrochen ist, dazu kann noch keiner was sagen, denn die Spurenlage ist schwierig. „Da erkennt man nicht mehr viel“, sagt Alexander Mayer.
Wie hoch der Schaden am Ende sein wird, steht noch nicht fest. „Das wird man erst in einem halben Jahr wissen.“Er schätzt aber, dass sich die Summe auf etwa eine halbe Million belaufen wird – und korrigiert damit die Schätzung der Polizei, die den Schaden zuletzt mit 750 000 Euro angegeben hatte, nach unten.
„Unseren Schaden zahlt die Versicherung“, sagt der GWG-Chef gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“. Ärgerlich sei, dass in solchen Fällen die Versicherungspolice teurer werde. „Und das zahlen alle Mieter.“Was auf die Mieterin der Wohnung zukommt, in der das Feuer ausgebrochen ist, ist noch unklar.