Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Spülspezialist spürt die Krise
Im Blick voraus: Geschäftsführung des Global Players zeigt „gesunden Optimismus“
MECKENBEUREN - Wie geht es der Firma Winterhalter? Diese Frage stellen sich zu Corona-Zeiten viele. Begründet liegt das besondere Interesse in der Nähe des Meckenbeurer Global Players für gewerbliche Spülsysteme zur Gastronomie, die von der momentanen Krise arg gebeutelt ist. Die SZ-Redakteure Bastian Schmidt und Roland Weiß haben bei Ralph Winterhalter angefragt, der zusammen mit seinem Vater Jürgen die Geschicke der 1947 gegründeten Winterhalter Gastronom GmbH leitet.
Wie groß waren die Einschränkungen in den vergangenen Wochen?
Sie waren sehr sehr groß, die Auswirkungen sind gravierend. Erstaunlich ist, wie schnell sich das Bild gedreht hat. Zum Jahresende 2019 hatten wir erste Hinweise aus China, dass sich ernsthafte Folgen auch für die Wirtschaft andeuten. Im Februar haben wir mit der Intergastra in Stuttgart noch die beste Messe in unserer Firmengeschichte erlebt – und Tage später dann eine vollkommene Kehrtwendung.
Im Unterschied zu vergangenen Krisen, als die Menschen weiterhin auf gemäßigtem Niveau Essen und Trinken gegangen sind, war dies nun komplett anders. Und das hat natürlich unsere Endkunden in der Gastronomie heftig getroffen: Ihnen sind die Umsätze weggebrochen, während die Fixkosten weiter gelaufen sind.
Konnte die Firma Winterhalter weiter produzieren im Inland oder Ausland?
Ja, wir konnten überall weiter produzieren. Wobei uns die Situation doppelt trifft: Zum einen mussten unsere Endkunden in der Gastronomie von jetzt auf gleich schließen, was bei der Nachfrage durchschlägt.
Zum anderen gibt es viele Lieferanten, die selbst Kurzarbeit haben, etwa in Asien oder Italien. ,Bekommen wir genügend Material?’ -- das war dann schon die Frage. Glücklicherweise war das aber der Fall: Wir konnten jeden Kundenauftrag bedienen.
Wie entwickelt sich die Materiallage?
Sie bessert sich bereits. Zum Beispiel steigt die Nachfrage in China wieder an, und zwar sowohl bei den Endkunden wie bei den Lieferanten.
Winterhalter beschäftigt weltweit Mitarbeiter in den unterschiedlichsten Bereichen, vom Kundendienst bis zum Bandarbeiter. Mussten Sie ihre Angestellten in Kurzarbeit schicken?
Ja, es ist tatsächlich so, dass wir zum ersten Mal in der Firmengeschichte Kurzarbeit anwenden mussten. Das gilt in allen Ländern und Märkten, mit leichten Unterschieden.
Wie sieht die Situation in der Unternehmenszentrale in Meckenbeuren aus?
Ähnlich wie an den anderen Orten, denn wir beliefern von Meckenbeuren aus die ganze Welt. Wir haben hier pauschale Kurzarbeit, allerdings mit Ausnahmen. Wir können uns dies in einigen Abteilungen nicht in diesem Maße leisten, etwa bei der Entwicklung von neuen Produkten.
Hat das Unternehmen staatliche Unterstützung beantragt?
Wir haben Kurzarbeit und Steuerstundung beantragt, aber keine staatlichen Finanzhilfen. Als unabhängiges Familienunternehmen müssen wir auf dieses Instrument nicht zurückgreifen.
Wie hat die (weltweite) Schließung von Gastronomiebetrieben und Hotels ihren Absatz beeinflusst?
Das lässt sich vorstellen: Wenn unsere Endkunden keinen Umsatz machen, dann trifft uns das natürlich auch schwer – bei Corona in einem Maße wie bei 9/11 und der Finanzkrise von 2008 zusammengenommen. Und dennoch sind wir positiv gestimmt. Eine Krise gehört dazu, das wussten wir nach elf Jahren Hochkonjunktur – wenn wir auch nicht in diesem Ausmaß damit gerechnet hatten. Aber in solchen Krisenzeiten lässt sich vieles auf den Prüfstand stellen.
In den Vorjahren hat die Firma Winterhalter in Meckenbeuren große Investitionen in die Infrastruktur getätigt – über den Daumen gepeilt wohl rund 30 Millionen Euro. Kam dies zur Unzeit?
Nein, überhaupt nicht. Wir haben diese Investitionen auf lange Sicht getätigt, als Investition in die Zukunftsfähigkeit der Firma. Langfristig werden wir davon profitieren.
Worin begründet sich Ihr Optimismus?
Keine Frage: Die Welt wird nach Corona eine andere sein als vorher. Wir haben aber bei Winterhalter einen gesunden Optimismus, denn das
Thema Hygiene wird noch bedeutsamer werden.
Seit mehr als 70 Jahren sagen wir: „Wir liefern erstklassige Spülergebnisse und einen effizienten Spülprozess.“Dafür bieten wir den kompletten Baukasten an, den es dazu braucht.
Besonders wichtig ist es, DIN-gerechte Lösungen anzubieten. Das heißt: Bei vorgeschriebener, korrekter Anwendung und sachgerechter Pflege sind Winterhalter Spülmaschinen und empfohlene Reinigerprodukte mit der neuen „CoronaVerordnung Gaststätten“und den zugrunde gelegten Empfehlungen des BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) konform.
Spüren Sie nach der teilweisen Öffnung (in Deutschland) bereits wieder einen Aufschwung?
Für einen stabilen positiven Trend ist es noch zu früh. Zu beobachten ist sicherlich, dass die Nachfrage anzieht. Damit einher gehen aber Fragen wie „wie nachhaltig ist das? Wie nehmen es die Gäste an, wie entwickelt sich die Gastronomie?“Bislang sehe ich das als ganz zartes Pflänzchen. Da wissen wir in zwei, drei Monaten mehr.