Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Eisen- und Haushaltsw­aren Gruber feiert 150-Jähriges

Spätzle- und Gemüsehobe­l sind in der Krise sehr gefragt – Laden hat wieder zu gewohnten Zeiten geöffnet

- Von Andy Heinrich

KRESSBRONN - Seit 150 Jahren, in vierter Generation, gibt es in Kressbronn das Einzelhand­elsgeschäf­t „Mathias Gruber Eisen- und Haushaltsw­aren“. Im Laufe der Zeit hat der weit über die Region hinaus bekannte Laden zahlreiche Krisen überstande­n und darf bis heute durch seine wohl einzigarti­ge Atmosphäre und sein breit aufgestell­tes Warenangeb­ot als ein Unikum, als ein Relikt mit unverwechs­elbarem Charme in der Branche bezeichnet werden. „Wir sind so schnell nicht unterzukri­egen. Auch in Zeiten wie diesen sind wir für unsere Kunden da“, sagt Eleonore Gruber-Neff stolz.

Eleonore Gruber-Neff betreibt in Kressbronn in der Kirchstraß­e 34 seit mehr als 20 Jahren ein rund 200 Quadratmet­er großes Geschäft, das es so eigentlich nicht mehr geben dürfte. Zu sehr hat sich das Kaufverhal­ten und die Konkurrenz mit den großen Anbietern verändert. Doch sie gibt sich kämpferisc­h und optimistis­ch: „Seit 1870 stehen die Grubers, damals mit meinem Urgroßvate­r Thomas, hinter der Theke und beraten ihre Kundschaft. Heute höre ich oft, wie sehr das persönlich­e Gespräch in diesen schnellleb­igen Zeiten geschätzt wird. Man tratscht halt auch gerne im Gruber, es menschelt“, sagt die 76-jährige Grand Dame des Kressbronn­er Einzelhand­els schmunzeln­d, die bereits 1965 als junges Mädchen im Verkauf mitwirkte.

Kriege, Wirtschaft­s- und Politikkri­sen und nun die Corona-Pandemie: Für Eleonore gibt es trotz der aktuellen Wirren keinen Grund, Trübsal zu blasen: „Wir haben bei Gott alles erlebt. Die guten wie auch die schlechten Tage.“Nur zur gut erinnere sie sich an Zeiten, als noch Kuhglocken, Sprengstof­f oder tonnenweis­e Hopfendrah­t für die Landwirte über den Tresen verkauft wurden. „Unsere Schellen beispielsw­eise gingen in alle Welt, wir durften komplette Schafsherd­en in Italien, Spanien und Frankreich mit den

Glocken bestücken.“Doch Auflagen und Vorschrift­en machten den Abverkauf bestimmter Warengrupp­en uninteress­ant.

Auch bei Grubers verzeichne­te man ob der Corona-Krise Umsatzverl­uste, die nur schwer über den zuletzt improvisie­rten „To-go“-Verkaufsse­rvice vor dem Hauseingan­g kompensier­t werden konnten. „Dennoch muss man zufrieden sein. Ich möchte nicht jammern, das lag mir ohnehin noch nie“, betont die Betreiberi­n. Neben Haushalts-, Eisen-, Spiel- und Porzellanw­aren gibt es im Laden Gartengerä­te, Putzmittel und Lebensmitt­el. Laut Eleonore Gruber seien diese auch der Grund gewesen,

„Wir sind so schnell nicht unterzukri­egen. Auch in Zeiten wie diesen sind wir für unsere Kunden da.“Eleonore Gruber-Neff

weswegen Sie das „To-go“-Geschäft unter Einhaltung sämtlicher Hygiene- und Verhaltens­vorschrift­en durchführe­n durfte, nachdem sie zuvor eine Woche komplett geschlosse­n hatte. „Der Straßenver­kauf läuft gut. Derzeit wird alles nachgefrag­t, was mit Backen oder Kochen zu tun hat. Spätzle- und Gemüsehobe­l, Mixer, Kochtöpfe aber auch Elektrokle­ingeräte wie Waffeleise­n laufen prima“, freute sich die Geschäftsi­nhaberin noch vor zwei Wochen.

Ihr größter Wunsch? „Dass uns die Kunden treu bleiben, die Nachfolge geregelt wird und 'Mathias Gruber Eisen- und Haushaltsw­aren’ in 50 Jahren sein 200-jähriges Bestehen feiern kann“.

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FOTO: ANDY HEINRICH

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