Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Eisen- und Haushaltswaren Gruber feiert 150-Jähriges
Spätzle- und Gemüsehobel sind in der Krise sehr gefragt – Laden hat wieder zu gewohnten Zeiten geöffnet
KRESSBRONN - Seit 150 Jahren, in vierter Generation, gibt es in Kressbronn das Einzelhandelsgeschäft „Mathias Gruber Eisen- und Haushaltswaren“. Im Laufe der Zeit hat der weit über die Region hinaus bekannte Laden zahlreiche Krisen überstanden und darf bis heute durch seine wohl einzigartige Atmosphäre und sein breit aufgestelltes Warenangebot als ein Unikum, als ein Relikt mit unverwechselbarem Charme in der Branche bezeichnet werden. „Wir sind so schnell nicht unterzukriegen. Auch in Zeiten wie diesen sind wir für unsere Kunden da“, sagt Eleonore Gruber-Neff stolz.
Eleonore Gruber-Neff betreibt in Kressbronn in der Kirchstraße 34 seit mehr als 20 Jahren ein rund 200 Quadratmeter großes Geschäft, das es so eigentlich nicht mehr geben dürfte. Zu sehr hat sich das Kaufverhalten und die Konkurrenz mit den großen Anbietern verändert. Doch sie gibt sich kämpferisch und optimistisch: „Seit 1870 stehen die Grubers, damals mit meinem Urgroßvater Thomas, hinter der Theke und beraten ihre Kundschaft. Heute höre ich oft, wie sehr das persönliche Gespräch in diesen schnelllebigen Zeiten geschätzt wird. Man tratscht halt auch gerne im Gruber, es menschelt“, sagt die 76-jährige Grand Dame des Kressbronner Einzelhandels schmunzelnd, die bereits 1965 als junges Mädchen im Verkauf mitwirkte.
Kriege, Wirtschafts- und Politikkrisen und nun die Corona-Pandemie: Für Eleonore gibt es trotz der aktuellen Wirren keinen Grund, Trübsal zu blasen: „Wir haben bei Gott alles erlebt. Die guten wie auch die schlechten Tage.“Nur zur gut erinnere sie sich an Zeiten, als noch Kuhglocken, Sprengstoff oder tonnenweise Hopfendraht für die Landwirte über den Tresen verkauft wurden. „Unsere Schellen beispielsweise gingen in alle Welt, wir durften komplette Schafsherden in Italien, Spanien und Frankreich mit den
Glocken bestücken.“Doch Auflagen und Vorschriften machten den Abverkauf bestimmter Warengruppen uninteressant.
Auch bei Grubers verzeichnete man ob der Corona-Krise Umsatzverluste, die nur schwer über den zuletzt improvisierten „To-go“-Verkaufsservice vor dem Hauseingang kompensiert werden konnten. „Dennoch muss man zufrieden sein. Ich möchte nicht jammern, das lag mir ohnehin noch nie“, betont die Betreiberin. Neben Haushalts-, Eisen-, Spiel- und Porzellanwaren gibt es im Laden Gartengeräte, Putzmittel und Lebensmittel. Laut Eleonore Gruber seien diese auch der Grund gewesen,
„Wir sind so schnell nicht unterzukriegen. Auch in Zeiten wie diesen sind wir für unsere Kunden da.“Eleonore Gruber-Neff
weswegen Sie das „To-go“-Geschäft unter Einhaltung sämtlicher Hygiene- und Verhaltensvorschriften durchführen durfte, nachdem sie zuvor eine Woche komplett geschlossen hatte. „Der Straßenverkauf läuft gut. Derzeit wird alles nachgefragt, was mit Backen oder Kochen zu tun hat. Spätzle- und Gemüsehobel, Mixer, Kochtöpfe aber auch Elektrokleingeräte wie Waffeleisen laufen prima“, freute sich die Geschäftsinhaberin noch vor zwei Wochen.
Ihr größter Wunsch? „Dass uns die Kunden treu bleiben, die Nachfolge geregelt wird und 'Mathias Gruber Eisen- und Haushaltswaren’ in 50 Jahren sein 200-jähriges Bestehen feiern kann“.