Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Habe viele kommen und gehen sehen“
Dienstälteste ehrenamtliche Mitarbeiterin im Museum Langenargen: Barbara Fürst erzählt aus 30 Jahren
LANGENARGEN (cv) - Auf 21 Ehrenamtliche darf das Museum Langenargen bislang für unterschiedlichste Dienste zählen, dennoch ist noch ungewiss, wann das Museum wieder öffnen kann und wie die Öffnungszeiten dann aussehen werden.
Mit einem Rundbrief hat Museumsleiter Ralf Michael Fischer alle angefragt, ob und in welchem Umfang sie derzeit für eine stufenweise Öffnung zur Verfügung stehen würden. Das Problem: die Altersspanne reicht von 65 bis 84 – alle Helfer zählen zur Risikogruppe und sollen, ebenso wie die Besucher, keinesfalls einer gesundheitlichen Gefahr ausgesetzt werden. Ein Problem, das viele kleinere Museen haben, die daher die Erlaubnis zur Öffnung noch gar nicht wahrnehmen können.
Wie Barbara Fürst erzählt, entschließen sich heute im Regelfall die Menschen erst im Rentenalter, ein Ehrenamt im Museum zu übernehmen. Die 75-Jährige ist da eine Ausnahme,
sie versieht ihren Dienst seit 1991 und kann heute von sich sagen: „Ich bin die Dienstälteste und habe viele kommen und gehen sehen.“Aufmerksam hatte die kunstinteressierte Lehrerin und Arztfrau die Gründung und die ersten Jahre des Museums verfolgt und ist 1985 Mitglied im Museumsverein geworden. Regelmäßig hat sie die Ausstellungen
besucht, zumal persönliche Kontakte zu Künstlern wie André Ficus oder Meret Eichler bestanden, denen Museumsleiter Eduard Hindelang eigene Sonderausstellungen widmete. Schnell ist er auf die oft präsente Frau aufmerksam geworden: „Irgendwann hat er mich zum Aufsichtsdienst überredet“, schmunzelt sie – wer sich an Charme und Beharrlichkeit des Museumsgründers erinnert, kann es sich bestens vorstellen. Seit 1991 ist sie regelmäßig als Aufsicht zu erleben, und bald hat sie auch Führungen übernommen, zumal Hindelang ihr die Freiheit ließ, einen eigenen Stil zu entwickeln. Während er bei seinen Führungen auch Anekdoten über die Künstler und wie er zu dem jeweiligen Bild kam, zu erzählen wusste, hat sie versucht, an Beispielsbildern typische Merkmale hervorzuheben, um sie kunstgeschichtlich einzuordnen. Ihre Zuhörer sind ihr dankbar gefolgt, manche Freundschaft zu mehrfach wiederkehrenden Besuchern ist entstanden. Heute überlässt sie die Führungen jüngeren Kräften, macht aber den Aufsichtsdienst weiter: „Es war und ist bis heute eine Bereicherung.“Gerne erinnert sie sich an die Begegnungen mit Künstlern wie Hans Purrmann, Gunter Böhmer, Meret Eichler, Dieter Groß oder Diether F. Domes, an Besuche, während derer sie die Kinder oder Enkel der Künstler beschäftigt hat. Auf ihre Initiative gehen Führungen für Schulklassen zurück, gerne hat sie dabei ihre eigene Berufserfahrung als Lehrerin eingebracht. Heute gibt es auch eigene Kinderprogramme.
Barbara Fürst bedauert, dass nicht auch Jüngere sich bereitfinden für den Dienst im Museum, es seien genügend Mitstreiter da, die tauschen oder einspringen können, wenn man einmal verhindert ist. Sie möchte die Zeit im Museum nicht missen und rät allen Interessierten, nicht unbedingt auf den Ruhestand zu warten.