Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Neuer Verein will Schiffsverkehr modernisieren
Verein „Heureka Lago“wird in Friedrichshafen gegründet – Passagierboote neuer Generation geplant
FRIEDRICHSHAFEN - Im Hotel CityKrone in Friedrichshafen ist am Montag der Verein „Heureka Lago“gegründet worden. Sein Ziel: Den Bodensee als Verkehrsraum und die Schifffahrt als eine ökologisch sinnvolle Alternative zu den bestehenden Verkehrsmitteln an Land zu nutzen. Eingesetzt werden soll eine neue Generation von Passagierbooten mit regenerativen Energiespeichern (Elektro-/BrennstoffzellenAntrieben). Vorsitzender des Trägervereins ist der Ingenieur und Kommunalpolitiker Wolfram Klaar aus Uhldingen-Mühlhofen.
Ingenieure an Technischen Hochschulen in Konstanz und Rapperswil (Schweiz) haben sich aufgrund seiner Initiative Gedanken gemacht, wie in zehn Jahren generell alle Fahrzeuge auf dem Bodensee mit ökologischen Antriebssystemen statt wie bisher mit Dieselmotoren fahren. Weiteres Anliegen: Die mittelfristige Ablösung der großen Kursschiffe auf dem See durch kleinere, flexiblere Passagierfahrzeuge wie die Vaporetti in Venedig oder auch die Katamarane auf dem Bodensee. Politische Zielsetzung dabei: Den Bodensee ganzjährig als ÖPNV-Raum zur Entlastung der Verkehrsmittel an Land zu nutzen.
Der bei der Gründungsversammlung zum Vorsitzenden gewählte
Wolfram Klaar engagiert sich seit Jahren für diese Vision, über die die Regierungschefs der drei Anrainerländer und Kantone in der Internationalen Bodensee-Kommission (IBK) und die Bodenseeschiffsbetriebe mit ihren Vorarlberger und schweizerischen Betriebspartnern entscheiden müssen. Die Pläne sollen ins Förderprogramm für grenzüberschreitende Maßnahmen bei der EU aufgenommen werden. Außerdem will der Verein das Vorhaben im Interegg VI-Programm für die Grenzregion Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein unterbringen. Ihm beigetreten sind bereits Unterstützer aus der Ostschweiz, aus Vorarlberg und vom deutschen Bodenseeufer.
„Die Technologie ist da, sie muss nur umgesetzt werden“, freut sich Ex-MdL Norbert Zeller (SPD), Versammlungsleiter bei der Auftaktveranstaltung, die auch das Ziel hatte, jetzt die notwendigen politischen Impulse zu setzen, von Verbrennungsmotoren auf dem Bodensee wegzukommen und schnellere Einheiten mit umweltfreundlicher Energie einzusetzen.
Der Ex-MdL steht voll hinter dieser „guten Sache“, die seine früheren Bemühungen (ein Verbot für Motorboote auf dem See) weiterführen. Positiv sieht er, dass das Engagement aus allen drei Anrainerländern kommt. Als „interessante Nische“ bezeichnete der verkehrspolitische Sprecher und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Martin Rivoir, das Vorhaben, mit dem der Verein eine Technologieführerschaft übernehmen kann, wie er sagte. Gewicht und Volumen spielten auf dem See keine Rolle. Das Projekt könnte funktionieren wie die am Kaiserstuhl eingesetzten batteriebetriebenen Züge.
Einig war sich die Versammlung in der Feststellung, dass die jetzigen Passagierschiffe auf dem See über alle Flottenteile hinweg – mit Ausnahme der Katamarane und der Fähren – veraltet sind und der See mit einer neuen Generation an Schiffen als Verkehrsfläche stärker nutzbar gemacht werden soll. Markus Friedl, der Leiter des Instituts für Energietechnik (IET) an der gleichnamigen Hochschule in Rapperswil, nannte mögliche Antriebsalternativen und regte an, den See als Straße für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu nutzen. Vorgeschlagen wurde, einen Wasserbus-Verkehr zu etablieren. Professor Richard Leiner von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) in Konstanz, forschte viele Jahre auf dem Gebiet der Fotovoltaik und Brennstoffzelle in Booten sowie dem zugehörigen Energiemanagement und berichtete von seine Erfahrungen mit der Fotovoltaik im Schiffsbetrieb.
„Der Verkehr auf dem Bodensee muss anders werden“, fordert Willi Bernhard (SPD), der sich nicht nur für die Bodensee-S-Bahn starkmacht. Der Friedrichshafener Unternehmer und frühere Maschinen- und Flugzeugbau-Ingenieur Alexander von Rohrer möchte ebenso einen Beitrag zur Erneuerung der Bodensee-Schifffahrt leisten wie Verkehrsexperte Bernd Cäsar aus Kluftern, der den See in den ÖPNV einbeziehen möchte und darin einen „wichtigen
Schritt in die Zukunft“sieht. Mit einem Schiff wie dem Katamaran nach Konstanz wäre auch die Strecke nach Romanshorn in einer halben Stunde möglich, bemerkte er.