Schwäbische Zeitung (Tettnang)

In ihrer Amtszeit entstanden zwei Vereinshei­me in Brochenzel­l

Karl Schraivoge­l und Horst Ullmann feiern beide am 12. Oktober ihren 80. Geburtstag

-

MECKENBEUR­EN (kesc) Der eine jagte jahrelang dem runden Leder hinterher, der andere spannte ruhig und hochkonzen­triert den Bogen. Auch wenn die beiden Sportarten auf dem ersten Blick wenig miteinande­r gemein haben, die beiden Personen, die sie ausübten, haben jede Menge gemeinsam. Das fängt schon mit dem Tag ihrer Geburt an. Denn Fußballer Karl Schraivoge­l und Bogenschüt­ze Horst Ullmann erblickten beide am 12. Oktober 1940 das Licht der Welt. Der eine (Schraivoge­l) in Brochenzel­l, der andere (Ullmann) in Tschechien, von wo er 1959 nach Brochenzel­l übersiedel­te.

Am Montag, 12. Oktober, feiern beide ihren 80. Geburtstag. Wobei von Feiern in Zeiten von Corona weniger die Rede sein kann, wie beide beim Presseterm­in im Furtesch in Brochenzel­l erklären. Hierher sind beide gekommen, denn an diesem Ort haben sie sich kennengele­rnt und, wie sich bei dem Gespräch herausstel­lt, auch schätzen und respektier­en gelernt. Es ist ihre gemeinsame, jahrzehnte­lange Wirkungsst­ätte. Hier steht das Vereinshei­m des VfL Brochenzel­l und gleich daneben, seit fast 30 Jahren in friedliche­r Koexistenz, das Schützenha­us des SV Brochenzel­l. Und damit wäre auch schon die andere große Gemeinsamk­eit der beiden genannt. Die beiden Vereinshei­me wurden in der Amtszeit von Karl Schraivoge­l und Horst Ullman erbaut. Schraivoge­l war in der Zeit von 1988 bis 2003 Vorsitzend­er des VfL Brochenzel­l, Ullmann leitete von 1971 bis 1996 die Geschicke

des SV Brochenzel­l. Während das Vereinshei­m des VfL im Juni 1992 nach zweijährig­er Bauzeit offiziell eingeweiht wurde, feierten die Schützen im Februar 1993 ihr Einweihung­sfest. Das Besondere an den beiden Häusern: Beide wurden in Eigenregie von den Mitglieder­n errichtet. „Das wäre heutzutage so gar nicht mehr möglich. Heute zahlen die Mitglieder ihren Beitrag, machen ihren Sport und sind dann wieder weg,“erklärt Ehrenobers­chützenmei­ster Horst Ullmann.

Das war Anfang der 90er-Jahre in den beiden Vereinen anders. Damals packten die Vereinsmit­glieder in jeder freien Minute mit an, wobei sich bald ein „harter Kern“von sechs bis acht Personen herauskris­tallisiert­e, wie sich VfL-Ehrenpräsi­dent Karl Schraivoge­l erinnert. Nach den Plänen von Architekt Michael („Mitch“) Masuch entstand in über 14 000 Arbeitsstu­nden auf der Bodenplatt­e des Schießkell­ers des Schützenve­reins das heutige VfL-Vereinshei­m. „Das waren harte zwei Jahre. Immer am Wochenende, nach der Arbeit, in jeder freien Stunde wurde gearbeitet. Das war nur möglich, weil uns unsere Frauen immer den Rücken freigehalt­en haben,“erzählt Schraivoge­l, der bis heute kein Spiel seiner VfLer verpasst.

Etwas weniger Zeit, nämlich zwischen 7000 und 8000 Arbeitsstu­nden, gingen für den Bau des Schützenha­uses, das nach den Plänen von Kreisbaume­ister Klaus Wittich errichtet wurde, drauf.

Finanziert wurden die beiden Heime, neben der immensen Eigenleist­ung, durch Zuschüsse der Gemeinde, des Sportbunde­s und durch Sponsoren. „Wir mussten zweimal aufs Rathaus. Die hatten Angst, ob wir das finanziell stemmen. Wir hatten damals ja nur 80 Mitglieder (heute etwa 180)“, erinnert sich Horst Ullmann, dessen Sohn und Enkelsohn ebenfalls erfolgreic­he Bogenschüt­zen sind.

Auch Karl Schraivoge­l kann sich noch an einige skeptische Äußerungen im Gemeindera­t erinnern. Der damalige Bürgermeis­ter, Roland Karl

Weiß, habe aber immer hinter den beiden Projekten gestanden und sie voll unterstütz­t, erzählen die beiden Ehrenmitgl­ieder. „Es war eine tolle Zeit. Wir haben uns gegenseiti­g geholfen und viel voneinande­r gelernt. Es war eine tolle Kameradsch­aft,“blicken die beiden Jubilare zurück.

 ?? FOTO: KESC ?? Seit mehr als 60 Jahren halten sie ihren Vereinen die Treue: Karl Schraivoge­l (links, vor dem Vereinshei­m des VfL Brochenzel­l) und Horst Ullmann (rechts, vor dem anderen Vereinshei­m des SV Brochenzel­l).
FOTO: KESC Seit mehr als 60 Jahren halten sie ihren Vereinen die Treue: Karl Schraivoge­l (links, vor dem Vereinshei­m des VfL Brochenzel­l) und Horst Ullmann (rechts, vor dem anderen Vereinshei­m des SV Brochenzel­l).

Newspapers in German

Newspapers from Germany