Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Real Lab“soll Pflegekräfte unterstützen
Pilotprojekt: Haus der Pflege St. Konrad setzt auf Digitalisierung mit Assistenzsystemen
KRESSBRONN - Das Haus der Pflege St. Konrad in Kressbronn setzt im Rahmen des Pilotprojektes „Real Lab“auf fortschreitende Digitalisierung. Unter realen Bedingungen wird aktuell über einen Zeitraum von drei Jahren getestet, wie moderne Technik in der Praxis des Pflegealltags zum Einsatz kommen kann und Pflegekräfte entlastet werden können. „Uns ist es wichtig, dass die digitale Transformation auch im Sozialbereich gelingt und vorangetrieben wird“, sagte Markus Nachbaur, Vorstand der Stiftung Liebenau, im Rahmen eines Pressegesprächs.
Wie können technische Assistenzsysteme und digitale Vernetzung in der täglichen Pflege eine sinnvolle Anwendung finden? Wie kann man erreichen, dass die Pflegekräfte mehr Zeit für persönliche und individuelle Pflege haben? Mit dieser Frage setzt sich das Pilotprojekt „Real Lab“im Haus St. Konrad auseinander. Wie Markus Nachbaur erklärte, sei es das Ziel, mithilfe digitaler Produkte den ohnehin schon stressigen Arbeitsalltag des Pflegepersonals zu entlasten. Dabei gelte es, die teilweise sehr angespannte Personalsituation in der Pflege in den Blick zu nehmen. Gleichwohl müsse die Sicherheit bei allen Parteien oberste Priorität genießen. „Es soll geprüft werden, wieviel Technik verträglich ist. Datenschutzrechte müssen unter allen Umständen eingehalten werden. Die Technik soll entlasten, ergänzen und unterstützen, nicht Zuwendung und Pflege ersetzen“, so Nachbaur.
Liebenau-Geschäftsführer Alexander Lahl ergänzte: „Diese Technologien ermöglichen uns Chancen, ältere Menschen für einen dauerhaften Verbleib auch in der eigenen Häuslichkeit zu betreuen und ein autarkes Leben weiter zu fördern.“
Enrico Löhrke, Geschäftsführender Gesellschafter der „inHaus GmbH“, die sich als Kooperationspartner für das Know-how und die Technik verantwortlich zeichnet, skizzierte ein praktisches Szenario: „Bei der Anwendung kommen keinerlei Kameras, dafür kleinste Sensoren, die in den Zimmern installiert sind, zum Einsatz. Diese erkennen bestimmte Bewegungsabläufe und kommunizieren über eine Software mit den Pflegekräften, indem eine digitale Ampel auf dem Bildschirm beispielsweise ungewöhnliche Situationen abbildet: Stellen Sie sich vor, Sie suchen täglich nachts gegen 2 Uhr im Pflegeheim oder in ihrer gewohnten Umgebung die Toilette auf. Diese Situation wird als normal analysiert. Tritt dieses Verhalten plötzlich nicht mehr ein, oder kehren Sie aus dem Bad nicht mehr an ihr Bett zurück, erfassen das die Sensoren, die Ampel springt auf Rot und signalisiert der Pflegekraft am PC, dass in dem Zimmer etwas nicht stimmt. Also wird sie den Bewohner sofort aufsuchen, um nachzusehen, ob etwas passiert ist“, erklärte Löhrke.
Teil des Projektes sei laut dem ITExperten auch die Erprobung eines technisch hochwertig ausgestatteten Pflegebetts, bei dem ein sogenanntes Care-Board zum Einsatz komme, mit dem man schnell und zuverlässig verschiedene Vitalwerte und dokumentieren könne.
„Wir stehen absolut hinter diesem Projekt und freuen uns, wenn unsere Arbeit dadurch unterstützt und erleichtert wird, um noch mehr Zeit für die Hausbewohner zur Verfügung zu haben“, betonte Einrichtungsleiterin Sabrina Dausch. Aktuell werden die Assistenzsysteme in 15 Bewohnerzimmern und in fünf Appartements eingesetzt. abrufen