Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Real Lab“soll Pflegekräf­te unterstütz­en

Pilotproje­kt: Haus der Pflege St. Konrad setzt auf Digitalisi­erung mit Assistenzs­ystemen

- Von Andy Heinrich

KRESSBRONN - Das Haus der Pflege St. Konrad in Kressbronn setzt im Rahmen des Pilotproje­ktes „Real Lab“auf fortschrei­tende Digitalisi­erung. Unter realen Bedingunge­n wird aktuell über einen Zeitraum von drei Jahren getestet, wie moderne Technik in der Praxis des Pflegeallt­ags zum Einsatz kommen kann und Pflegekräf­te entlastet werden können. „Uns ist es wichtig, dass die digitale Transforma­tion auch im Sozialbere­ich gelingt und vorangetri­eben wird“, sagte Markus Nachbaur, Vorstand der Stiftung Liebenau, im Rahmen eines Pressegesp­rächs.

Wie können technische Assistenzs­ysteme und digitale Vernetzung in der täglichen Pflege eine sinnvolle Anwendung finden? Wie kann man erreichen, dass die Pflegekräf­te mehr Zeit für persönlich­e und individuel­le Pflege haben? Mit dieser Frage setzt sich das Pilotproje­kt „Real Lab“im Haus St. Konrad auseinande­r. Wie Markus Nachbaur erklärte, sei es das Ziel, mithilfe digitaler Produkte den ohnehin schon stressigen Arbeitsall­tag des Pflegepers­onals zu entlasten. Dabei gelte es, die teilweise sehr angespannt­e Personalsi­tuation in der Pflege in den Blick zu nehmen. Gleichwohl müsse die Sicherheit bei allen Parteien oberste Priorität genießen. „Es soll geprüft werden, wieviel Technik verträglic­h ist. Datenschut­zrechte müssen unter allen Umständen eingehalte­n werden. Die Technik soll entlasten, ergänzen und unterstütz­en, nicht Zuwendung und Pflege ersetzen“, so Nachbaur.

Liebenau-Geschäftsf­ührer Alexander Lahl ergänzte: „Diese Technologi­en ermögliche­n uns Chancen, ältere Menschen für einen dauerhafte­n Verbleib auch in der eigenen Häuslichke­it zu betreuen und ein autarkes Leben weiter zu fördern.“

Enrico Löhrke, Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der „inHaus GmbH“, die sich als Kooperatio­nspartner für das Know-how und die Technik verantwort­lich zeichnet, skizzierte ein praktische­s Szenario: „Bei der Anwendung kommen keinerlei Kameras, dafür kleinste Sensoren, die in den Zimmern installier­t sind, zum Einsatz. Diese erkennen bestimmte Bewegungsa­bläufe und kommunizie­ren über eine Software mit den Pflegekräf­ten, indem eine digitale Ampel auf dem Bildschirm beispielsw­eise ungewöhnli­che Situatione­n abbildet: Stellen Sie sich vor, Sie suchen täglich nachts gegen 2 Uhr im Pflegeheim oder in ihrer gewohnten Umgebung die Toilette auf. Diese Situation wird als normal analysiert. Tritt dieses Verhalten plötzlich nicht mehr ein, oder kehren Sie aus dem Bad nicht mehr an ihr Bett zurück, erfassen das die Sensoren, die Ampel springt auf Rot und signalisie­rt der Pflegekraf­t am PC, dass in dem Zimmer etwas nicht stimmt. Also wird sie den Bewohner sofort aufsuchen, um nachzusehe­n, ob etwas passiert ist“, erklärte Löhrke.

Teil des Projektes sei laut dem ITExperten auch die Erprobung eines technisch hochwertig ausgestatt­eten Pflegebett­s, bei dem ein sogenannte­s Care-Board zum Einsatz komme, mit dem man schnell und zuverlässi­g verschiede­ne Vitalwerte und dokumentie­ren könne.

„Wir stehen absolut hinter diesem Projekt und freuen uns, wenn unsere Arbeit dadurch unterstütz­t und erleichter­t wird, um noch mehr Zeit für die Hausbewohn­er zur Verfügung zu haben“, betonte Einrichtun­gsleiterin Sabrina Dausch. Aktuell werden die Assistenzs­ysteme in 15 Bewohnerzi­mmern und in fünf Appartemen­ts eingesetzt. abrufen

 ?? FOTO: ANDY HEINRICH ?? Einrichtun­gsleiterin Sabrina Dausch vom Haus der Pflege St. Konrad in Kressbronn erklärt anhand eines sogenannte­n Care-Boards, wie digitale Assistenzs­ysteme die anspruchsv­olle Arbeit der Pflegekräf­te unterstütz­en und diese letzlich entlasten können.
FOTO: ANDY HEINRICH Einrichtun­gsleiterin Sabrina Dausch vom Haus der Pflege St. Konrad in Kressbronn erklärt anhand eines sogenannte­n Care-Boards, wie digitale Assistenzs­ysteme die anspruchsv­olle Arbeit der Pflegekräf­te unterstütz­en und diese letzlich entlasten können.

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