Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kreisschulen sind auf Corona eingestellt
3,5 Millionen Euro aus Digitalpakt von Bund und Land sollen fließen
BODENSEEKREIS (bbb) - Die Schulen, die der Bodenseekreis trägt, sind inzwischen recht gut auf die CoronaSituation eingestellt. Doch es gibt auch Nachholbedarf, was die technische und personelle Ausstattung anbelangt. Das geht aus einer Anfrage der SPD-Kreistagsfraktion bei Landrat Lothar Wölfle (CDU) hervor. Die Fragen seien zuvor immer wieder von Bürgern an die Fraktion herangetragen worden, sagt deren Vorsitzender Norbert Zeller.
Die großen Schulstandorte, also das Berufsschulzentrum Friedrichshafen, das Berufsschulzentrum Überlingen, die Elektronikschule Tettnang und das Bildungszentrum Markdorf verfügen bereits über eine direkte Anbindung ans Glasfasernetz, heißt es in der Antwort des Landrats, die der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt. Keinen Glasfaseranschluss haben die Landesfachschule für Hotel- und Gaststättenberufe in Tettnang, die Pestalozzischule in Markdorf und die Sonnenbergschule in Salem-Buggensegel. „Für alle drei Standorte ist das Bau- und Liegenschaftsamt dabei, zusammen mit den jeweiligen Städten und Gemeinden Fördergelder zu beantragen und in der Folge umzusetzen“, schreibt Wölfle. Im Rahmen des Digitalpakts 2019 bis 2024 stehen dem Bodenseekreis laut Wölfle rund 3,5 Millionen Euro an Fördermitteln von Bund und Land zu. Der vom Schulträger zu erbringende Eigenanteil betrage mindestens 20 Prozent dieser Summe.
Dies bedeute, dass an den Schulen in Kreisträgerschaft 4,2 Millionen Euro investiert werden können. Rund 2,1 Millionen Euro davon werden für den Ausbau eines flächendeckenden WLAN-Netzes an allen Schulen verwendet. Die andere Hälfte sei für den Kauf und die Installation von Geräten und Programmen gemäß des Medienentwicklungsplans der jeweiligen Schule vorgesehen.
Hinzu kommen 700 000 Euro durch die Erweiterung des Digitalpakts kurz vor den Sommerferien. Dieses Geld sei in erster Linie für Schüler vorgesehen, die kein eigenes Endgerät wie einen Laptop oder ein Tablet besitzen.
Die SPD-Fraktion wollte auch wissen, wie die Lehrerversorgung an den kreiseigenen Schulen gesichert ist. Aus einer Antwort des zuständigen Regierungspräsidiums Tübingen (RP) geht hervor, dass sich die Unterrichtsversorgung an den beruflichen Schulen im Bodenseekreis voraussichtlich „auf dem guten Niveau der Vorjahre bewegen“werde, die Klassenbildung am Schuljahresbeginn aber noch nicht abgeschlossen sei. Sollten in den kommenden Wochen noch Schüler aufgenommen werden, können sich an drei Schulen kleinere, fachspezifische Engpässe ergeben. Das betrifft die Sozialpädagogik an der Justus-von-Liebig-Schule Überlingen, den Bereich Nahrung an der Häfler Claude-Dornier-Schule und den fachpraktischen Unterricht an der Elektronikschule Tettnang.
Darüber hinaus schreibt Wölfle, dass es an den beruflichen Schulen im Kreis erfreulicherweise nur wenige Lehrkräfte gebe, die einer Risikogruppe angehören und deshalb nicht im Präsenzunterricht eingesetzt werden können.
Der Landrat bezieht auch zur Einhaltung der neuen Hygienestandards Stellung. „Die Unterhaltsreinigung wurde verstärkt, sodass alle Kontaktflächen täglich gereinigt werden“, schreibt er. In allen Klassenzimmern seien Seifen- und Handtuchspender sowie Papierkörbe ergänzt worden. Die Hausmeister hätten Wegeleitsysteme eingerichtet. Außerdem sei das Gebäudemanagement im Bauund Liegenschaftsamt in ständigem Austausch mit Schulleitern, Sportvereinen und Caterern, um die Umsetzung der aktuellen Corona-Verordnungen zu unterstützen. „Gibt es einen Plan B bei einer drohenden oder tatsächlichen Schulschließung?“, fragt die SPD. Das RP schreibt dazu: „Hierfür stehen alle Partner in der Pflicht“und verweist auf Schritte wie Lüften und Wegeleitsysteme. Die Landesregierung trage mit Corona-Verordnungen, Hygieneregelungen, zusätzlichen Mitteln für die Digitalausstattung und kostenlosen Corona-Tests für Menschen im Schulbereich ebenfalls dazu bei, Schulschließungen möglichst zu vermeiden. Gleichzeitig gelte es, auf Sicht zu fahren, um nachsteuern zu können, sollte die Entwicklung der Pandemie dies erfordern. Denkbar
sei etwa eine zeitlich und regional befristete Maskenpflicht, die auch im Unterricht gilt.
Mit den Antworten aus dem Landratsamt ist SPD-Fraktionssprecher Norbert Zeller zufrieden. „Die Kreisverwaltung hängt sich wirklich ins Zeug, aber es ist nach wie vor eine große Herausforderung und an einigen Stellen gibt es Nachholbedarf“, sagt er. Die Antworten zeigen seiner
Ansicht nach aber auch, dass die Lücken erkannt worden seien und abgearbeitet werden. Als „wirklich dürftig“bezeichnet Zeller die Antwort der Kultusverwaltung auf die Frage nach dem Plan B. „Es gibt keinen Plan B. Aber wir sollten uns drauf vorbereiten, damit die Schüler und ihre Familien nicht alleingelassen werden. Das erwarten auch die Schulen“, sagt er.