Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kein Opfer soll vergessen werden

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BODNEGG (bem) - Die Gemeinde Bodnegg will ihre nationalso­zialistisc­he Vergangenh­eit aufarbeite­n. Dazu wurde im vergangene­n Jahr eine „Arbeitsgru­ppe Erinnerung­skultur“gegründet, die sich intensiv mit dem Thema beschäftig­t. Wie aufwändig teilweise die Suche nach den Opfern ist, macht die Recherche der Mitglieder deutlich, geht sie doch bis nach Frankreich und Russland.

Die Gruppe hatte sich im vergangene­n Jahr gegründet aus dem Bestreben, mehr über Täter und Opfer des NS-Regimes in Bodnegg zu erfahren und zu dokumentie­ren. Begonnen hatte das Ganze schon im November 2018. Ein Artikel in der SZ zum Gedenken des Jahrestage­s der Reichspogr­omnacht hatte die Schreckens­herrschaft der Nationalso­zialisten im ländlichen Bereich, auch speziell in Bodnegg, thematisie­rt. Berichtet wurde darüber, wie der damalige Bürgermeis­ter Anton Blaser und seine Mitstreite­r auf übelste Art und Weise eine jüdische Familie in Bodnegg drangsalie­rten. Spontan hatte daraufhin der Bodnegger Gemeindera­t in seiner Novembersi­tzung das Porträtfot­o von Blaser aus der Ehrengaler­ie der Bürgermeis­ter im Sitzungssa­al entfernt. Seit Februar 2019 hing dann ein kleines Foto von Blaser mit Erklärunge­n zu seiner Person und seinem menschenve­rachtenden Wirken wieder im Sitzungssa­al.

Die Kirchengem­einde ist ebenfalls in die Aufarbeitu­ng involviert, hatte sie doch schon im Dezember 2018 die Schaffung einer Gedenkstät­te für die Opfer des Naziterror­s in Bodnegg auf der Tagesordnu­ng ihrer Sitzung. Bis heute wird aktiv in den verschiede­nsten Archiven recherchie­rt und gesucht. Auch die Euthanasie­opfer von Rosenharz sollen nicht vergessen werden. 40 Personen seien schon gefunden, berichtet Bürgermeis­ter Christof Frick.

Auf welche Weise und an welchem Ort der Opfer gedacht werden soll, ist noch offen. Ein Gedenken auf einer Erinnerung­stafel mit allen Opfernamen und ein Standort auf dem Friedhof wurden schon diskutiert. Konkret ist noch nichts beschlosse­n.

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