Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Konsequenzen einer ignoranten Politik
Klaus Westrup,
Ihre SZ-Redaktion
Zum SZ-Artikel „Grünen-Fraktion bezieht Stellung“vom 29. September:
In der Stellungnahme der GrünenFraktion Tettnang wird betont, dass es ein Grundsatz der Grünen sei, dass Bürger der Stadt angemessenen Wohnraum in Tettnang finden sollten. Das ist in Tettnang sowie auch in vielen anderen Städten längst nicht mehr der Fall. Hohe Mietpreise betreffen nicht nur den Bürger im unteren Einkommensmedian, sondern sie betreffen ebenso den Büroangestellten, der sich keine städtische Mietwohnung leisten kann.
Im Jahr 2015 sprach die GrünenFraktion von einem interkommunalen Bauverband, um auf soziale Mietpreise unter fünf Euro pro Quadratmeter zu kommen. Heute stehen im Mietspiegel Tettnang dennoch zehn bis elf Euro pro Quadratmeter. Was ist hier schiefgelaufen? Zum einen hat sich die Politik mehr und mehr aus dem sozialen Wohnungsbau zurückgezogen und es der freien Marktwirtschaft überlassen, Wohnungsraum bereitzustellen. Wer das ABC der Marktwirtschaft kennt, weiß wohin das führt(e). Die Politik anscheinend nicht. Mit Blick auf den Tettnanger Wohnungsmarkt muss man nun die nächste Zeit mit den Konsequenzen einer ignoranten Politik leben. Aber diese Fehler gilt es nun, sobald wie möglich zu beheben.
Zum anderen erfüllt es den unbedarften Bürger mit Staunen, dass die Stadt Tettnang Bewohner, die bisher in der Emil-Münch-Straße wohnten, nun in Wohncontainer umsiedeln wird. Warum? Weil es auf dem Wohnungsmarkt derzeit nicht möglich ist, eine kleine Wohnung unter 600 Euro Warmmiete zu bekommen. Wenn nun jemand nach 44 Jahren Arbeit als Küchenhilfe keinen adäquaten Wohnungsraum mehr findet und vorhandene Sozialwohnungen mit sieben Euro pro Quadratmeter meiner Wahrnehmung nach häufig an Migranten vergeben werden, liegt meiner Meinung nach etwas ganz gehörig schief.
Tettnang