Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kuppelnauschule wird nicht abgerissen
Neubaupläne für die Gemeinschaftsschule Ravensburg sind vom Tisch – Stattdessen entsteht neue Grundschule
RAVENSBURG - Kleine Lösung statt Jahrhundertprojekt: Der geplante Abriss und Neubau der Ravensburger Kuppelnauschule ist vom Tisch. Auch die Alternatividee, eine Generalsanierung plus Erweiterung, wird überraschend so nicht umgesetzt. Stattdessen wird es jetzt einen kleineren Neubau für die Grundschule geben. Die Gemeinschaftsschule Ravensburg soll dann nach 2026 in die Kuppelnauschule einziehen, die in mehreren Stufen bis zum Jahr 2040 ertüchtigt wird. Über diese Kehrtwende hat die Stadtverwaltung in einer nicht öffentlichen Klausurtagung den Gemeinderat und die betroffenen Schulen informiert.
Ein Gutachten, das die Stadt in Auftrag gegeben hatte, ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kuppelnauschule saniert werden kann und kein marodes Abrissobjekt ist, sagten Oberbürgermeister Daniel Rapp und Bürgermeister Simon Blümcke der Schwäbischen Zeitung. Insbesondere die Anforderungen an die Statik und den Brandschutz seien erfüllt. Damit ist klar: Die Stadt bekäme vom Land keinen Zuschuss für den ursprünglich geplanten Abriss und Neubau, der nach den inzwischen zwei Jahre alten Schätzungen zwischen 40 und 50 Millionen Euro kosten würde.
Den benötigten Platz für die fusionierte Gemeinschaftsschule auf der Kuppelnau soll nun ein Neubau für die zweizügige Grundschule auf einem Baufenster an der Möttelinstraße schaffen. Bislang sind in einem Gebäude der Standort Nord der Gemeinschaftsschule und die Grundschule Kuppelnau samt Hort untergebracht. Die Gemeinschaftsschule hat im Süden an der Neuwiesenschule einen zweiten Standort. Bei dieser Aufteilung und damit einem Provisorium wird es nun vermutlich bis zum Jahr 2026 bleiben – mindestens. Und mit allen Schwierigkeiten. Denn auch der geplante Interimsneubau an der Neuwiesenschule, der eigentlich dazu dienen sollte, die beiden ehemaligen Gemeinschaftsschulen auch räumlich so schnell wie möglich zusammenzuführen (zuerst im Süden, nach der Bauphase im Norden), fällt in diesem Zusammenhang wohl endgültig weg.
In sechs Jahren soll der Grundschul-Neubau fertig sein, für dessen Erstellung die Stadt mit Kosten zwischen 10 und 20 Millionen rechnet. Nach und nach soll die Kuppelnauschule für die Bedürfnisse der Gemeinschaftsschule saniert werden. 22,5 Millionen Euro wird das laut Stadtverwaltung kosten, allerdings werden die Bauabschnitte in mehreren Päckchen verteilt, sodass sich die Maßnahmen und deren Finanzierung bis 2040 strecken lassen.
Wie kam es zur überraschenden Beerdigung des historischen Vorhabens? „Wir müssen die Realität anerkennen“, so Oberbürgermeister Daniel Rapp. Zur Realität gehört laut Rapp und Bürgermeister Blümcke die Schulpolitik, die das Land vorgebe. Zur Realität gehörten weiterhin auch „die finanziellen Ressourcen, die endlich sind“. Die Stadt hat nicht zuletzt wegen der Corona-Krise derzeit ein veritables finanzielles Problem. Und zur Realität gehöre auch, dass die Eltern in Ravensburg nicht wie erwartet ihre Kinder an der Gemeinschaftsschule angemeldet hätten. Ursprünglich hatten die Schulplaner mit einer sechszügigen Gemeinschaftsschule kalkuliert, später mit einer vierzügigen. Derzeit sind die Eingangsklassen nur zweizügig.
Bürgermeister und Schuldezernent Simon Blümcke hat dafür eine Erklärung: „Wir tragen die Erblast mit uns herum, dass sich in Ravensburg die Gemeinschaftsschule aus der Hauptschule und Werkrealschule heraus entwickelt hat. Viele Eltern glauben nach wie vor, dass es sich nur um eine Umetikettierung handelt, was natürlich absolut nicht stimmt. Am Ende entscheiden sich aber doch die meisten für die Privatschulen, die Realschule oder die Gymnasien.“Auch die rosigen Aussichten auf den angekündigten kompletten Neubau einer Gemeinschaftsschule als Vorzeigeeinrichtung hätten daran kurzfristig nichts geändert. Rapp: „Politik kann den Stellenwert, den eine Schule bekommt, nicht verordnen.“Die Sporthalle auf der Kuppelnau, auch sie ursprünglich Teil des Abriss- und Neubauplans, soll nach den neuen Plänen nun ebenfalls erst einmal unangetastet bleiben. „Der Zustand der Halle ist nicht so schlecht, da haben wir keinen Handlungsdruck“, so der Oberbürgermeister.
Am 23. November sollen die städtischen Gremien der Stadtverwaltung den Auftrag geben, auf dieser Grundlage Grundschule Kuppelnau und Gemeinschaftsschule Ravensburg weiterzuplanen.