Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Langenargen darf sich auf junge Hochbegabte freuen
Alle Hürden sind genommen: Das Violinfestival junger Meister kann beginnen
LANGENARGEN - Viele Hürden mussten genommen werden, damit das im April abgesagte Internationale Violinfestival junger Meister ab Donnerstag, 22. Oktober, über die Bühne gehen kann. Im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung schildert der künstlerische Leiter Peter Vogel die Schwierigkeiten.
Auch Vogel hatte die im Frühjahr vorgesehenen Konzerte absagen müssen. Da frage man sich schon, ob man es überhaupt noch machen soll. Aber seine Maxime laute: „Nichts machen ist die schlechteste Alternative.“Bei Einhaltung der Hygieneund Abstandsregeln seien die Ansteckungsgefahren bei einer Konzertveranstaltung sehr gering, die Gefahr lauere vielmehr anderswo.
Nachdem die Langenargener Schlosskonzerte problemlos zu Ende gegangen sind, kann Peter Vogel voller Zuversicht auf das Internationale Violinfestival blicken. Wie berichtet, hat er dessen Mittelpunkt nach Langenargen verlegt, somit findet der öffentliche Meisterkurs mit Professor Krzysztof Wegrzyn erstmals im Münzhof statt.
Bewusst hat Vogel die Teilnehmerzahl auf 14 beschränkt. Wie in den letzten Jahren ist es eine Auslese von Hochbegabungen aus Europa, Asien und Nordamerika. Vogel zählt die Herkunftsländer Deutschland, Österreich, Frankreich, Holland, Polen und Georgien, aber auch USA, Kanada, Japan, Südkorea, Taiwan und China auf. Ein Problem wäre, wenn alle aus ihren Heimatländern anreisen müssten, doch bewusst sind es junge Geigerinnen und Geiger, die in Deutschland studieren. Was noch keine Sicherheit garantiert, denn selbst Berlin ist inzwischen CoronaRisikogebiet, sodass Teilnehmer von dort einen aktuellen negativen Corona-Test vorlegen müssen.
Ein neues Problem: In Lindau, wo das Festival in den zurückliegenden Jahren stattfand, durfte Vogel bereits auf eine Reihe von Gastfamilien für die jungen Musiker zählen, doch in Langenargen muss sich das erst langsam aufbauen. So war er noch vor zwei Wochen bei der Suche nach privaten Unterkünften fast verzweifelt. Dann kam die Rettung. Er erzählte Amtsleiter Alexander Trauthwein, dass in Lindau seit Jahren ein bekanntes Hotel den Kursleiter beherberge, daher wagten sie eine Anfrage bei den Langenargener Hoteliers. Dazu Vogel: „Ich bin überwältigt vom Echo – vier Hotels im Zentrum haben sich bereit erklärt, zwei bis drei Musiker kostenlos aufzunehmen, weitere wären gerne dabei gewesen, wenn sie offen hätten.“Dazu kommen noch zwei private Ferienwohnungen, sodass für alle gesorgt ist. Eine so unglaublich positive Resonanz in Langenargen zu spüren, erfülle ihn mit Freude und Dankbarkeit – ein Ansporn für die nächsten Jahre.
Probleme gab es auch bei den drei Profimusikern, die bei den neu aufgelegten Kammermusikabenden „Young Spirit – Skilled Hands“zusammen mit zwei jungen Hochbegabungen im Quintett spielen. Von den ursprünglichen Musikern ist nur Cellist Alexey Stadler geblieben. Pianist Özgür Aydin hat, um sich fit zu halten, sich zu intensiv sportlich betätigt und hat nun Probleme mit den überstrapazierten Sehnen seiner Hände. Für ihn hat Professor Roland Krüger zugesagt.
Ebenso kurzfristig musste die Bratschistin Lise Berthaud ersetzt werden. Sie hat am Tag vor der Anreise noch ein Konzert in Paris, kann also nicht, wie es nötig wäre, zwei Wochen vorher anreisen – eine Alternative wäre ein negativer CoronaTest, doch da sei in Frankreich ein Ergebnis nicht vor zwei Wochen zu bekommen. Für sie kommt nun Volodia Mykytka, in Langenargen gern gehörter Bratschist des SzymanowskiQuartetts.
Fazit: „Man sitzt auf heißen Kohlen, muss ständig neue Dispositionen treffen, damit es klappt.“Peter Vogel hat den Mut dazu, man darf sich auf das Violinfestival und seine Konzerte freuen.