Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Maskenpflicht: Das sagen Schulen und Elternbeiräte
Ab der fünften Klasse ist der Mund-Nasen-Schutz auch im Unterricht Pflicht – Es gibt Fürsprecher und Kritiker
TETTNANG - Die landesweite Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse, die sich ab Montag auch auf den Unterricht erstrecken wird, hat an den Schulen durchaus zu Diskussionen geführt. Es gibt hier zwei Hauptthemen: zum einen die erhöhte Tragedauer der Maske und zum anderen die Frage, ob es eine landesweite Regelung geben muss, wenn die Fallzahlen etwa im Bodenseekreis erheblich niedriger sind.
Der Tettnanger Realschulleiter Jürgen Stohr sagt im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“: „Es ist immer schwierig, eine für alle passende Lösung zu finden.“So gebe es viele Argumente für eine lokale Lösung, aber eben auch für eine landesweit übergreifende. Letztlich sei klar: Es müsse umgesetzt werden. Und er sei froh, dass der Schulbetrieb weiter aufrecht erhalten werden kann, auch mit Maske. In der Umsetzung sieht Stohr kein grundsätzliches Problem: „Die Kinder haben ja eine Maske.“
Bis auf wenige Ausnahmen trifft der bisherige Status Quo laut Stohr auf große Akzeptanz. Dass manche die längere Tragedauer jetzt als belastender wahrnehmen und dass es deswegen möglicherweise mehr Atteste gibt, will er nicht ausschließen. Grundsätzlich gebe es Stand heute aber eher Probleme mit dem Maskentragen beim Warten auf den Bus. Deswegen gebe es in dem Bereich des Campus immer wieder eine verstärkte Aufsicht.
Wolfram Schellhaase, Leiter der Gemeinschaftsschule Manzenberg, sagt: „Wir werden das mittragen, sehen das aber sehr kritisch.“Bisher sei es so, dass die Schüler ihre Maske am Tag etwa 50 bis 60 Minuten tragen müssten. Hier habe es bisher auch nur geringe Probleme im Schulalltag gegeben. „Ab Montag sieht die Welt sicher anders aus“, so Schallhaase. Denn nun könnten es über die Unterrichtsdauer locker neun Stunden werden. Und: „Ich finde es unverständlich, dass die landesweite Inzidenz gilt, wenn wir im Bodenseekreis weit von diesem Wert entfernt sind."
Die Umsetzung steht für Schellhaase nicht in Frage. Allerdings hätte er sich mehr Möglichkeiten gewünscht, etwa die Schülerzahl vor Ort zu reduzieren. Als Beispiel nennt er eine Mischung aus Präsenzphasen und Lernen daheim: „Durch Hybridunterricht wären weniger Schüler gleichzeitig am Campus gewesen.“
Die stellvertretende Leiterin des Montfort-Gymnasiums, Christine Hild, sagt: „Es ist nicht schön, aber wir kriegen es hin.“Sie sieht wie auch Jürgen Stohr eher ein Problem der Disziplin beim Tragen der Maske an den Bushaltestellen und im Schulbus selbst.
Petra Wilhelm leitet die Landesberufsschule für Hotel- und Gastronomieberufe in Tettnang. Sie sagt: „Das hat schon zu Diskussionen geführt, aber es handelt sich um eine eindeutige Verordnung.“In manchen Fächern wie Kochen oder Service
habe bereits jetzt schon im Unterricht Maskenpflicht geherrscht. Nun treffe es auch den theoretischen Unterricht, bei der Umsetzung sieht sie aber keine Probleme.
Sie macht eine zu 99 Prozent sehr hohe Disziplin bei den Schülern aus. Wobei sie auch betont, dass das Hausrecht sich ausschließlich auf das Schulgelände erstreckt. Ein Problem sei durchaus, dass Schüler sich in Pausen auch durchaus außerhalb des Schulgeländes aufhalten würden. Dort gebe es dann keine Durchgriffsmöglichkeit. Aber auf dem Schulgelände sei alles klar geregelt. Und für ein Zuwiderhandeln seien Sanktionen sowohl für Schüler als auch für Lehrer ganz klar geregelt.
Bei den Elternbeiratsvorsitzenden ist das Bild ebenso differenziert. Bianka Mosch (Gemeinschaftsschule Manzenberg) sagt: „Wir haben gerätselt, ob das kommt.“Klar sei aber, dass man nun in den sauren Apfel beißen müsse. An der Gemeinschaftsschule gebe es auch jetzt schon Kinder, die die Maske die ganze Zeit über tragen würden. Hier gebe es eine breite Akzeptanz, ebenso wie auch bei den von der Pflicht befreiten Kindern. Ein Problem ist aus ihrer Sicht die nun schwierigere Kommunikation im Unterricht.
Sonja Wiesner (Montfort-Gymnasium) sagt: „Die meisten Eltern haben das bisher gut mitgetragen.“Sie geht davon aus, dass das auch in Zukunft
so sein wird. Generell gehe es um die Frage nach dem kleineren Übel. Es sei besser, eine Maßnahme wie diese in Kauf zu nehmen, als dass die Schulen wieder ganz zumachen müssten.
In Bezug auf die Frage, ob eine landesweite Regelung besser sei als eine regional angepasste, sagt Wiesner, dass sie wahrnehme, dass es bei vielen den Wunsch nach Einheitlichkeit gebe, allein schon wegen der Gleichberechtigung und der daraus resultierenden Klarheit der Regeln. Ein Problem, das sie für den kommenden Winter ausmacht, ist da eher noch der Transport zur Schule, da die Busse dann tendenziell stark gefüllt seien.
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