Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Schienenersatz-Verkehr: Mehr Lob als Kritik
Wegen Elektrifizierung der Südbahn: DB-Kunden steigen auf Busse um – Stimmen zur aktuellen Situation
RAVENSBURG/MECKENBEUREN Die Südbahn zwischen Ravensburg und Friedrichshafen ist bis 19. Dezember gesperrt. Durch die Elektrifizierung der Strecke zwischen Ulm und Bodensee soll die Verbindung für Pendler künftig besser werden. Für Deutsche-Bahn-Kunden bedeuten die umfangreichen Arbeiten eine Umstellung im Alltag. Denn: Reisende müssen auf Busse des Schienenersatzverkehrs (SEV) zurückgreifen.
Eine Umfrage in Ravensburgs Escher-Wyss-Straße hat ergeben, dass Fahrgäste mit dem Schienenersatzverkehr überwiegend zufrieden sind. Kritische Stimmen gibt es aber auch. Ein Leser empfindet laut Beschwerdemail an die „Schwäbische Zeitung“die Ersatzbusverbindung um 17.01 Uhr Richtung Friedrichshafen als Zumutung. Denn: „Der Schienenersatzverkehr wartet nicht auf verspätete Züge.“Bis die Zugreisenden am Bussteig ankommen, seien zwei Busse bereits abgefahren, schreibt er. „Die nachfolgende Verbindung um 17.31 Uhr hält dann überall und wird randvoll – und das in Zeiten von Corona.“
Zum Verständnis: Die Deutsche Bahn stellt je um Viertel nach einen Direktbus nach Friedrichshafen zur Verfügung. Zu Stoßzeiten fahren zwei sogenannte Expressbusse - freitags vier. Die anderen Busfahrer stoppen jeweils an allen Haltestellen. Dass es zu einem gewissen Ansturm während Stoßzeiten, also morgens und nachmittags, kommt, bestätigt der 18-jährige Fabian H. aus Meckenbeuren. „Die Sitzplätze sind meist alle belegt, und die Abstandsregeln sind definitiv nicht einzuhalten – obwohl zwei Busse gleichzeitig fahren.“Da könne man nur hoffen, dass die Maske ihren Zweck erfülle. Über die Abfahrtszeiten der Busse könne er sich hingegen nicht beklagen.
Margret S. und Stephanie W. sind aufgrund ihres Berufs täglich auf die Ersatzverbindung zwischen Ravensburg und Friedrichshafen Stadt angewiesen. „Der Schienenersatzverkehr ist top organisiert und die Busse fahren immer pünktlich“, sagen die beiden. Außerdem begrüßen die Frauen den Expressbus. Grund für Beschwerden gebe es von ihrer Seite nicht. Eine andere Dame, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, berichtet ebenfalls positiv. „Die Busse waren bisher immer pünktlich und es gab für mich immer genügend Platz, damit ich den Abstand zu anderen einhalten konnte“, sagt sie. „Ich fahre aber auch nicht zu Stoßzeiten, sondern morgens um 10.15 Uhr und nachmittags um 16.15 Uhr.“Günther Haberkorn aus Eriskirch hat den Ersatzbus bisher dreimal in Anspruch genommen. „Ich finde die Fahrten sehr angenehm“, sagt der 85-Jährige, während er mit seinem Rollator am Bussteig steht.
Ein genauer Blick auf die Fahrpläne zeigt, dass die Fahrgäste nach der Ankunft des Zuges jeweils sieben Minuten für den Umstieg haben. Heißt: Der Zug kommt um 17.08 Uhr an, und der Bus Richtung Friedrichshafen fährt um 17.15 Uhr ab.
Vor Ort wirkt der Ablauf in der Escher-Wyss-Straße gut geregelt. Umsteigende hetzen nicht, Busfahrer warten, bis alle Gäste eingestiegen sind und fahren pünktlich, aber nicht überpünktlich ab. Da es bei Feierabend oder Schulschluss zu einer vermehrten Nachfrage kommt, ist der Expressbus doppelt belegt. Nicht immer lassen sich die Abstände einhalten.