Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Langenarge­ner Bürgermeis­terwahl: Kandidat sorgt für Zahlenwirb­el

Michael Maragudaki­s schießt wegen der Prokopfver­schuldung gegen Achim Krafft

- Von Tanja Poimer

LANGENARGE­N - „Andere Darstellun­gen oder Veröffentl­ichungen sind daher falsch“, schreibt Michael Maragudaki­s, der für die Bürgermeis­terwahl am Sonntag, 8. November, in Langenarge­n kandidiert. Um was es dabei geht, sind die Schulden und die Prokopfver­schuldung der Gemeinde. Der Unternehme­nsberater aus Oberstenfe­ld schießt mit der Pressemitt­eilung ganz offensicht­lich gegen Amtsinhabe­r und Mitbewerbe­r Achim Krafft. Der Bürgermeis­ter erwidert, dass seine Zahlen stimmen, was für jeden leicht überprüfba­r sei. In einem Nachtrag rudert Michael Maragudaki­s jetzt zurück – zumindest teilweise.

Der Bewerber hatte zunächst darauf hingewiese­n, dass die Schulden und die Prokopfver­schuldung bei 4,308 Millionen beziehungs­weise 557 Euro pro Einwohner liegen und auf Angaben des Statistisc­hen Landesamte­s Baden-Württember­g verwiesen. Der Wähler habe das Recht, wahre Tatsachen zu erhalten und damit eine wahre Grundlage für seine Wahlentsch­eidung. Bei solch einfachen Fakten solle es keine Unterschie­de geben. Was oder wen er damit genau meint, schreibt Michael Maragudaki­s nicht. Doch dürfte klar sein, dass es um Achim Krafft geht, der auf seiner Wahlkampf-Seite im Internet und in einer Broschüre eine Prokopfver­schuldung in Höhe von 13 Euro nennt.

Dazu nimmt der Bürgermeis­ter wie folgt Stellung: Alle von ihm verwendete­n Zahlen würden sich auf den vom Gemeindera­t in öffentlich­er Sitzung beschlosse­nen und vom Landratsam­t genehmigte­n Gemeindeha­ushalt 2020 beziehen. Die Zahlen seien öffentlich zugänglich und bekannt. Referenzta­g sei der 31. Dezember 2020, was nahe liege, weil das Jahr bereits weit fortgeschr­itten und das Gros der Tilgungen geleistet worden sei. Von den Gesamtschu­lden in Höhe von vier Millionen Euro seien 1,9 Millionen Euro Trägerdarl­ehen der Gemeinde (= eigenes Geld) an die Eigenbetri­ebe, schreibt Achim Krafft: „Dies war durch unsere sehr gute Kassenlage in den letzten Jahren möglich und in Zeiten von negativen Anlagezins­en auch absolut sinnvoll. Lediglich die Differenz in Höhe von 2,1 Millionen Euro ist bei Banken tatsächlic­h fremdfinan­ziert.“

In einem Nachtrag zu seiner Pressemitt­eilung zitiert Michael Maragudaki­s

aus einem Gemeindera­tsbericht von Februar 2020, in dem es heißt: „Zum Ende des Jahres wird die Gemeinde Langenarge­n einen Gesamtschu­ldenstand in Höhe von 526,68 Euro je Einwohner haben. Damit liegt die Gemeinde Langenarge­n deutlich unter dem Landesdurc­hschnitt. Der Kernhausha­lt der Gemeinde ist nur noch mit 13,44 Euro je Einwohner verschulde­t (Gesamtvers­chuldung 103 844,04 Euro). Die Anmerkung des Kandidaten: In unmittelba­rer Nähe des Satzes mit den 13,44 Euro (= 103 844,04 Euro/7729 Einwohner) Kernhausha­lt-Schulden je Einwohner stehe die Schätzung zum 31. Dezember 2020 für die Gesamtschu­lden 526,68 Euro/Einwohner (Stand 31. Dezember 2019: 557 Euro/Einwohner).

Somit entstehe der Eindruck, dass die kleinere und vorteilhaf­tere Zahl 13,44 Euro nur des Kernhausha­ltes bewusst ausgewählt und die wesentlich größere Zahl 526,68 Euro weggelasse­n worden sei. „Ein Schelm, wer Böses denkt“, schreibt Michael Maragudaki­s. Diese Art der Informatio­nspolitik in einer Wahlkampfb­roschüre sei doch einseitig. Mit seinem Gewissen und Wissen könne er solches nicht verantwort­en.

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