Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wahlkampf: Die Fronten sind klar
Grüne Liste spricht sich für Wechsel an Rathausspitze aus – CDU-Ortsverband unterstützt den Amtsinhaber
LANGENARGEN - Es geht zur Sache: Zehn Tage vor der Bürgermeisterwahl am Sonntag, 8. November, spricht sich die Fraktion der Offenen Grünen Liste (OGL) im „MontfortBoten“für den Kandidaten Ole Münder aus. „Langenargen braucht einen Wechsel an der Spitze des Rathauses“, heißt es in einer Anzeige im Gemeindeblatt. Der CDU-Ortsverband unterstützt dagegen Amtsinhaber Achim Krafft. Die CDU-Fraktion will keine Wahlempfehlung abgeben, betont aber, dass der Bürgermeister in den vergangenen acht Jahren „einen sehr guten Job“gemacht hat.
Dass die OGL ganz offenkundig ihre Schwierigkeiten mit dem Amtsinhaber hat, macht außerdem ein offener Brief deutlich, in dem sich Fraktionsvorsitzender Ulrich Ziebart an Achim Krafft wendet. Das Schreiben ist auf den Internetseiten der OGL und des Grünen-Ortsverbandes zu finden und macht auch über andere Kanäle die Runde. Der Inhalt bezieht sich auf die Wahlbroschüre des Bürgermeisters und besteht zum Großteil aus Fragen. Unter anderem schreibt Ulrich Ziebart, dass sich Achim Krafft als zuverlässig und erfahren sehe. Letzteres ergebe sich aus seiner Biographie, zumindest, was das Amt des Bürgermeisters angehe. „Zuverlässigkeit bedeutet für mich aber, dass nach Worten auch Taten folgen. Dass Versprechungen in vertretbarer Zeit eingehalten werden. Dass Anfragen von Bürgern auch beantwortet werden. Sehen Sie hierfür
Handlungsbedarf?“, heißt es in dem offenen Brief.
In der Anzeige im „Montfort-Boten“, die außer den OGL-Gemeinderäten, auch Charlie Maier, ehemaliger SPD-Gemeinderat, und die Langenargener Inge und Gustl Jäger unterzeichnet haben, ist zu lesen: „Nachdem wir uns einen Überblick über alle Kandidaten verschafft haben, halten wir Herrn Ole Münder für die beste Wahl.“Dass der Oberverwaltungsrat trotz der eindeutigen Unterstützung als parteiloser Kandidat antritt, wird in der ein oder anderen Gesprächsrunde diskutiert.
Ebenfalls im Gespräch, jedoch in anderen Kreisen: die Entscheidung des CDU-Ortsverbandes pro Amtsinhaber. Ein Vorwurf: Der Ortsverband der Christdemokraten habe sich nicht mit den weiteren Bewerbern auseinandergesetzt. „Wir haben abgestimmt und beschlossen, Achim Krafft zu unterstützen, der CDU-Mitglied ist und seine Arbeit sehr gut gemacht hat. Jedenfalls steht Langenargen gut da“, sagt Vorsitzender Ralph Seubert. Vor diesem Hintergrund sei ein Schaulaufen der Kandidaten auch wegen Corona nicht notwendig gewesen.
Dass die Grüne Liste eine Wahlempfehlung abgibt, sei in einer Demokratie legitim. Für schwierig hält der ehemalige CDU-Gemeinderat,
„wenn private Chats oder Jahrgängerverteiler genutzt werden, um sich negativ über Krafft zu äußern und zur Wahl von Münder aufzurufen“. Diese Art von Bevormundung brauche in Langenargen niemand.
„Wir haben mit allen drei Kandidaten gesprochen“, sagt Rainer Terwart, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Gemeinderat. Soll heißen: nicht nur mit Achim Krafft und Ole Münder, sondern auch mit Michael Maragudakis, Unternehmensberater aus Oberstenfeld. Mark Walkucz, ein vierter Bewerber, hat sich wie berichtet aus dem Wahlkampf zurückgezogen. Die Fraktion maße sich nicht an, eine Empfehlung für die
Bürgermeisterwahl auszusprechen. Rainer Terwart: „Das muss jeder selbst entscheiden. Ich möchte aber betonen, dass wir uns eine Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister weiterhin vorstellen können“.
Ebenfalls keine Wahlempfehlung gibt es von der Fraktion der Freien Wähler. Und auch die SPD-Fraktion, die vorübergehend nur mit einem Gemeinderat vertreten war, spricht sich nicht für einen bestimmten Bewerber aus. Welcher Kandidat auch immer das Rennen macht, schon jetzt scheint klar: Langenargens Bürgermeister wird gefordert sein, Gräben zuzuschütten – nicht nur im Gemeinderat.