Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Eisenmann will Infizierte schneller identifizieren
Sozialminister Lucha lehnt Schnelltests in Schulen und Kitas ab – Lehrer und Erzieher fordern mehr Unterstützung
HEILBRONN (lsw) - Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) möchte in Schulen und Kitas künftig auch Antigen-Schnelltests zur Eindämmung von Corona-Infektionen einsetzen. „Ich halte den Einsatz von Antigen-Schnelltests für sinnvoll, weil sie die Möglichkeit bieten, mehr Personen in kürzerer Zeit zu testen und Infektionen schneller zu erkennen“, sagte die Ministerin der „Heilbronner Stimme“und dem „Mannheimer Morgen“. Mit den Schnelltests soll ein Ergebnis dann innerhalb weniger Minuten vorliegen.
Bisher setzt die Landesregierung an Schulen und Kitas nach Angaben des Sozialministeriums einzig auf sogenannte PCR-Tests. Deren Ergebnisse liegen in der Regel erst nach ein bis zwei Tagen vor. Durch die Schnelltests könnten „betroffene Einrichtungen oder Gruppen schnell getestet, auch Infizierte ohne nennenswerte Symptome zügig identifiziert und isoliert und unsere Kinder, Jugendlichen und Beschäftigten so vor einer Ausbreitung des Virus geschützt werden“, sagte Eisenmann den Zeitungen.
Die Kultusministerin möchte demnach erreichen, dass die Schnelltests, die im Gegensatz zu PCR-Tests als fehleranfälliger gelten, in die Teststrategie des Landes aufgenommen werden, das dann auch die Kosten für diese „weitgehend übernehmen solle“. In Baden-Württemberg konnten sich Lehrkräfte und Beschäftigte in
Schulen, Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege bis November auch ohne Symptome zweimal kostenlos testen lassen. Ministerin Eisenmann würde dieses kostenlose Angebot gerne bis Ende November verlängern und auf drei Testungen erhöhen.
Sozialminister Manne Lucha (Grüne) lehnt dies bislang ab. Er teilte zum Vorschlag seiner Kabinettskollegin am Samstag mit: „In dieser höchst angespannten Lage ist jetzt sicher nicht der Zeitpunkt, um mit neuen Forderungen vorzupreschen, sondern die Gesamtsituation im Auge zu haben.“Oberste Priorität habe jetzt, die wichtigsten Infektionsherde herauszufiltern und die besonders vulnerablen Gruppen zu schützen. Das seien Bewohnerinnen und Bewohner der Alten- und Pflegeeinrichtungen, der Krankenhäuser sowie das Personal im Gesundheitswesen. „Dies geht auch klar aus dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz von dieser Woche hervor“, teilte Lucha mit. Natürlich würden nach klaren Infektionsherd-Kriterien dann auch andere Gruppen wie Schulen und Kitas berücksichtigt. Es herrsche Einigkeit darüber, dass die nicht unbegrenzt zur Verfügung stehenden Tests selbstverständlich erst einmal dort eingesetzt würden, wo die Menschen am meisten gefährdet sind. Das Land habe sehr frühzeitig in einer ersten Tranche fünf Millionen Schnelltests geordert, um bei großen Ausbrüchen oder Lieferengpässen schnell reagieren zu können. In der Regel orderten die Einrichtungen die Tests jedoch direkt über den Pharmahandel oder bei den Herstellern, so der Minister.
Bei Lehrern und Erziehern im Südwesten regt sich derweil heftiger Widerstand gegen die Bedingungen, unter denen Schulen und Kitas im November geöffnet bleiben sollen. Ein Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bezeichnete den Umgang der Landesregierung mit den Einrichtungen am Sonntag als verantwortungslos. „Die Verunsicherung und der Unmut unter den 130 000 Lehrkräften im Land wächst“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz laut einem Sprecher in Stuttgart.
Während es überall neue Schutzmaßnahmen gebe und erneut milliardenschwere Rettungspakete beschlossen würden, verweigere die Kultusministerin Lehrkräften etwa FFP2-Schutzmasken. Die Schulen warteten weiter auf CO2-Messgeräte und Raumluftfilter. Außerdem ignoriere die Landesregierung seit Monaten die Vorschläge für eine bessere personelle Unterstützung etwa durch Lehramtsstudierende und Pädagogische Assistenzen, sagte Moritz.