Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Meisterkurs gibt Abschlusskonzert
Internationales Violinfestival endet mit Konzert ausgewählter Meister
LANGENARGEN (kur) - In zwei Abschlusskonzerten haben ausgewählte junge Meister des Internationalen Violinfestivals am Samstag eine vielfältige Kostprobe ihres außergewöhnlichen Könnens gegeben. Zu Beginn galt der Dank des künstlerischen Leiters Peter Vogel dem „Magnet“des Meisterkurses, Professor Krzysztof Wegrzyn. Sein Renommee lockte 14 aufstrebende Geiger für eine Woche nach Langenargen.
„Gemeinde, Sponsoren, Hotellerie, Familien für die Verpflegung und meine Mitarbeiterinnen haben zusammen eine außergewöhnliche Wohlfühlatmosphäre geschaffen“sagte Vogel. Die gute Nachricht: Der Meisterkurs wird wohl die nächsten Jahre in Langenargen bleiben.
Das erste ausverkaufte Konzert im Münzhof eröffnete Natsuki Gunji mit dem 1. Satz aus der Violinsonate op. 12 Nr. 1 von Ludwig van Beethoven. Nach der kurzen Einleitung begann ein stimmungsvoller Dialog, der sich zu motorischem Spiel beider Instrumente steigerte. Mit schönen Legatobögen gestaltete die Japanerin den Mittelteil.
Ihre Landsmännin Yoshie Okura stellte sich mit dem Solo „Recitativo und Scherzo-Caprice“von Fritz Kreisler dem Publikum. Das beliebte Zugabestück, eine Verbeugung Kreislers vor dem „King of Violin“Eugene Ysaye, begann mit runder Tonentwicklung in ruhigem Fluss. Technisch sicher, in gutem Tempo, dann das spritzige Scherzo.
Überrascht hat der Auftritt von Maya Wichert. 2006 in München geboren, gab sie dem ersten Satz der
Sonate in A-Dur op. 100 von Johannes Brahms einen hochromantischen, tiefgreifenden Charakter. Mit lyrischem Gesang, ansatzloser Tonentwicklung, mal dolce, mal scherzando, immer mit organischer Agogik, entstand die geforderte Stimmung eines sommerlich taghellen Satzes. Nach der strahlenden Coda mit Schlusssteigerung gab es viel Applaus für die 14-jährige Geigerin.
Elisso Gogibedaschwili wurde im Jahr 2000 in Vorarlberg geboren. Nach dem Abschluss am Musikgymnasium Feldkirch studiert sie seit 2019 an der Musikhochschule Karlsruhe. Im Larghetto des Violinkonzerts von Ludwig von Beethoven ließ sich die saubere Intonation in extrem hoher Lage, zusammen mit stimmigem Vibrato bewundern. In runden gesanglichen Entwicklungen, die Dynamik voll ausschöpfend und lockeren Trillern, gestaltete sie den langsamen Satz. Heiter, humorvoll war die Präsentation des Hauptthemas im Rondo. Abwechslungsreich erlebte man die Zwischenteile mit sauberen Läufen, Doppelgriffen oder klangvollen Arpeggien. Satte Tongebung, kein übertriebenes Tempo kennzeichnete die Kadenz. Auch hier gab es nach der letzten Temposteigerung reichlich Applaus.
Alle Anregungen und Tipps des Dozenten Wegrzyn setzte Quingzhu Weng in „Introduktion und Rondo capriccioso“von Camille SaintSaëns perfekt um. Mit überragender Bogenführung und einer sichtbaren Körperspannung entwickelte der 19jährige Chinese mit seiner Violine von Joseph Gagliano, Neapel 1785, ein traumhaftes, aber auch spektakulär virtuoses Klangbild. Ein würdiger Abschluss, bevor sich alle Teilnehmer noch einmal für den Schlussapplaus auf der Bühne versammelten.