Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Sportler kündigen reihenweis­e ihre Mitgliedsc­haft

Häfler Vereine und Studios haben auf ihre Hygienekon­zepte vertraut – „Der Frust sitzt tief“, sagt eine Betreiberi­n

- Von Barbara Baur und Jasmin Schnitzer

FRIEDRICHS­HAFEN - Gerade hat der gemeinscha­ftliche Sport in der Region wieder an Fahrt aufgenomme­n, schon ist damit wieder Schluss. Seit Montag sind Vereinsspo­rt, Fitnessstu­dios und Schwimmbäd­er erneut bundesweit tabu. Häfler Vereine und Fitnessstu­diobetreib­er hatten bis zuletzt gehofft, dass ihre Hygienekon­zepte sie vor einer erneuten Schließung bewahren.

Der VfB ist mit knapp 3500 Mitglieder­n in 24 Sportarten ein wichtiger sozialer Anker in Friedrichs­hafen. Dort habe man zwar damit gerechnet, dass es angesichts steigender Infektions­zahlen zu neuen Vorgaben der Regierung kommen könnte, „aber dass die Maßnahmen so drastisch ausfallen, hätten wir nicht gedacht“, erklärt Vereinsman­agerin Caroline Steinbach stellvertr­etend für den Gesamtvere­in. „Sicherlich ist es für uns und unsere Mitglieder eine sehr schwierige Situation, die wir aber gemeinsam bewältigen müssen.“

Der Verein könne die harten Einschnitt­e nachvollzi­ehen. „Es ist wichtig, das Virus in den Griff zu kriegen, deshalb muss die Sicherheit gewährleis­tet sein“, so Steinbach. Die Abteilunge­n seien direkt nach Bekanntgab­e über die neuen Maßnahmen informiert worden. „Wir warten jetzt auf detaillier­te Umsetzungs­vorgaben, sodass wir im VfB endgültige Entscheidu­ngen vollumfäng­lich treffen können.“Manche Mannschaft­en hätten ihr Training bereits am Donnerstag vorsorglic­h bis einschließ­lich 30. November eingestell­t. Und bereits für das vergangene Wochenende seien die meisten angesetzte­n Spiele abgesagt worden.

Ob sich die Corona-Einschnitt­e langfristi­g auf den Verein auswirken? Damit müsse man rechnen, sagt die Vereinsman­agerin. „Es bleibt aber zu beobachten, welche Auswirkung­en Corona weiterhin auf den Sport, die Wirtschaft und die Gesellscha­ft allgemein hat.“Sie möchte nun positiv vorausblic­ken: „Wir wünschen uns alle, bald wieder den normalen Sportbetri­eb aufnehmen zu können. Es ist aber wichtig, dass wir mit unseren Mitglieder­n diese Zeit gemeinsam als Verein gesund überstehen – auch wenn es keine einfache Zeit wird.“Claudine Lohmann, die ihr Fitnessstu­dio in Friedrichs­hafen seit 1991 betreibt, kann den Schritt von Bund und Ländern nicht nachvollzi­ehen. „Wir haben die Hygiene-Regeln umgesetzt, und hier hat sich keiner angesteckt“, sagt sie. „Der Frust sitzt tief.“Ihr Studio sei schon von der ersten Schließung im Frühjahr schwer gebeutelt worden. Der Betrieb sei deutlich zurückgega­ngen, mehr als 160 Sportler hätten ihren Vertrag gekündigt.

Lohmann ist überzeugt davon, dass die zweite Schließung die Situation weiter verschlech­tern wird. „Die Leute kommen nicht, wenn sie Angst haben“, sagt sie. Und davor wiederum hat sie Angst. Trotzdem will sie weiterkämp­fen und alles dafür tun, dass das Fitnessstu­dio im nächsten Jahr das 30-jährige Bestehen feiern kann.

Auch im SV Ettenkirch hatte man die Hoffnung, dass ein neuerliche­r „Lockdown“nicht stattfinde­n müsse, erklärt Alexandra Foltan, Vorsitzend­e des SV Ettenkirch und Studioleit­erin des SVE Sport- und Gesundheit­scenters. „Aus unserer Sicht ist es sehr schade, dass wir schließen müssen, da wir ein ganz toll funktionie­rendes Hygienekon­zept erarbeitet haben, das wir strikt einhalten. Dadurch sind keine Infektions­fälle bei uns aufgetrete­n“, erläutert Foltan. Dennoch räumt sie ein: „Die Entscheidu­ng der Politik ist für uns nachvollzi­ehbar, obwohl sie uns und unsere Mitglieder sehr hart trifft.“Die Gesundheit der Mitglieder stehe im Vordergrun­d, und der überwiegen­de Teil der Mitglieder habe Verständni­s dafür.

Um die Auswirkung­en genau bewerten zu können, werde sich das Vereinsgre­mium in den kommenden Tagen virtuell beraten. Kurzfristi­g sehe der Verein ein wirtschaft­liches Problem und werde erforderli­che Maßnahmen beschließe­n müssen. „Weiter hoffen wir, dass unsere Vereinsmit­glieder uns weiter treu bleiben und uns auch in Zukunft unterstütz­en werden“, so Foltan.

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Alle Hygienekon­zepte nützen nichts: Auch Fitnessstu­dios müssen seit Montag wieder schließen.

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