Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Sportler kündigen reihenweise ihre Mitgliedschaft
Häfler Vereine und Studios haben auf ihre Hygienekonzepte vertraut – „Der Frust sitzt tief“, sagt eine Betreiberin
FRIEDRICHSHAFEN - Gerade hat der gemeinschaftliche Sport in der Region wieder an Fahrt aufgenommen, schon ist damit wieder Schluss. Seit Montag sind Vereinssport, Fitnessstudios und Schwimmbäder erneut bundesweit tabu. Häfler Vereine und Fitnessstudiobetreiber hatten bis zuletzt gehofft, dass ihre Hygienekonzepte sie vor einer erneuten Schließung bewahren.
Der VfB ist mit knapp 3500 Mitgliedern in 24 Sportarten ein wichtiger sozialer Anker in Friedrichshafen. Dort habe man zwar damit gerechnet, dass es angesichts steigender Infektionszahlen zu neuen Vorgaben der Regierung kommen könnte, „aber dass die Maßnahmen so drastisch ausfallen, hätten wir nicht gedacht“, erklärt Vereinsmanagerin Caroline Steinbach stellvertretend für den Gesamtverein. „Sicherlich ist es für uns und unsere Mitglieder eine sehr schwierige Situation, die wir aber gemeinsam bewältigen müssen.“
Der Verein könne die harten Einschnitte nachvollziehen. „Es ist wichtig, das Virus in den Griff zu kriegen, deshalb muss die Sicherheit gewährleistet sein“, so Steinbach. Die Abteilungen seien direkt nach Bekanntgabe über die neuen Maßnahmen informiert worden. „Wir warten jetzt auf detaillierte Umsetzungsvorgaben, sodass wir im VfB endgültige Entscheidungen vollumfänglich treffen können.“Manche Mannschaften hätten ihr Training bereits am Donnerstag vorsorglich bis einschließlich 30. November eingestellt. Und bereits für das vergangene Wochenende seien die meisten angesetzten Spiele abgesagt worden.
Ob sich die Corona-Einschnitte langfristig auf den Verein auswirken? Damit müsse man rechnen, sagt die Vereinsmanagerin. „Es bleibt aber zu beobachten, welche Auswirkungen Corona weiterhin auf den Sport, die Wirtschaft und die Gesellschaft allgemein hat.“Sie möchte nun positiv vorausblicken: „Wir wünschen uns alle, bald wieder den normalen Sportbetrieb aufnehmen zu können. Es ist aber wichtig, dass wir mit unseren Mitgliedern diese Zeit gemeinsam als Verein gesund überstehen – auch wenn es keine einfache Zeit wird.“Claudine Lohmann, die ihr Fitnessstudio in Friedrichshafen seit 1991 betreibt, kann den Schritt von Bund und Ländern nicht nachvollziehen. „Wir haben die Hygiene-Regeln umgesetzt, und hier hat sich keiner angesteckt“, sagt sie. „Der Frust sitzt tief.“Ihr Studio sei schon von der ersten Schließung im Frühjahr schwer gebeutelt worden. Der Betrieb sei deutlich zurückgegangen, mehr als 160 Sportler hätten ihren Vertrag gekündigt.
Lohmann ist überzeugt davon, dass die zweite Schließung die Situation weiter verschlechtern wird. „Die Leute kommen nicht, wenn sie Angst haben“, sagt sie. Und davor wiederum hat sie Angst. Trotzdem will sie weiterkämpfen und alles dafür tun, dass das Fitnessstudio im nächsten Jahr das 30-jährige Bestehen feiern kann.
Auch im SV Ettenkirch hatte man die Hoffnung, dass ein neuerlicher „Lockdown“nicht stattfinden müsse, erklärt Alexandra Foltan, Vorsitzende des SV Ettenkirch und Studioleiterin des SVE Sport- und Gesundheitscenters. „Aus unserer Sicht ist es sehr schade, dass wir schließen müssen, da wir ein ganz toll funktionierendes Hygienekonzept erarbeitet haben, das wir strikt einhalten. Dadurch sind keine Infektionsfälle bei uns aufgetreten“, erläutert Foltan. Dennoch räumt sie ein: „Die Entscheidung der Politik ist für uns nachvollziehbar, obwohl sie uns und unsere Mitglieder sehr hart trifft.“Die Gesundheit der Mitglieder stehe im Vordergrund, und der überwiegende Teil der Mitglieder habe Verständnis dafür.
Um die Auswirkungen genau bewerten zu können, werde sich das Vereinsgremium in den kommenden Tagen virtuell beraten. Kurzfristig sehe der Verein ein wirtschaftliches Problem und werde erforderliche Maßnahmen beschließen müssen. „Weiter hoffen wir, dass unsere Vereinsmitglieder uns weiter treu bleiben und uns auch in Zukunft unterstützen werden“, so Foltan.