Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Sporteln und schwätzen

- Von Karin Schütrumpf

MECKENBEUR­EN - Die Teilnehmer der Gewässersc­hau stehen auf einem Gitterrost. Drumherum wuchern Schilfrohr und Erlen. „Das ist der Auslauf des Regenrückh­altebecken­s, das wir zusammen mit der Stadt Tettnang gebaut haben“, erklärt Ortsbaumei­ster Axel Beutner. Meter für Meter wird an diesem Morgen der Lauf von Ramsbach, Münzenhaus­er Graben und Kohlbach von den Experten des Landratsam­ts und der Gemeinde abgegangen. Im Blickpunkt: Bewuchs und Bebauungen in der Nähe des Baches und mögliche Hinderniss­e im Wasser.

Das Regenrückh­altebecken am Ramsbach, das es jetzt schon seit zehn Jahren gibt, war für Meckenbeur­en und Tettnang ein Gewinn, erklärt Beutner beim Ortstermin. „Früher kam alle paar Jahre der Ramsbach zu Besuch“, schildert Beutner. Das Becken bringt Hochwasser­schutz für Reute. Für die Gemeinde Tettnang war es eine dringend benötigte Ausgleichs­fläche, die es erlaubte, andernorts in

Tettnang neue Bauflächen auszuweise­n. Allerdings ist die Unterhaltu­ng des Beckens teuer. Die Erlen im Regenrückh­altebecken sollten eigentlich schon im vergangene­n Winter zurückgesc­hnitten werden. „Wir sind nicht rangekomme­n, der Winter war warm, der Boden war weich und ungeeignet für schweres Gerät“, erklärt Wolfgang Hauser vom Eigenbetri­eb, der in Meckenbeur­en für die Gewässerun­terhaltung zuständig ist. Hauser hofft auf eine längere Frostperio­de im kommenden Winter. „Vielleicht hilft uns ja auch ein Biber beim Bäume fällen“, schlägt Dieter Schmid von der unteren Naturschut­zbehörde vor.

Weiter Richtung Schussen mündet der Ramsbach in den Kohlbach. Am Kohlbach finden die Teilnehmer der Gewässersc­hau an diesem Tag tatsächlic­h Spuren eines Biberbaus. Doch die Nager sind dort wieder ausgezogen.

Während der Biber am Bach ein zumindest von den Naturschüt­zern gern gesehener Gast ist, werden für Ratten am Lauf des Ramsbaches Fallen aufgestell­t. Besonders dort, wo Abfall und Essensrest­e ins Wasser geworfen werden, nehmen Ratten schnell überhand. „Die Gemeinde schickt dann einen Kammerjäge­r, der graue Kunststoff­kästen mit Fallen aufstellt“, erklärt Beutner und weist auf eine Ansitzstan­d für Greifvögel hin, der daneben steht: „Das ist eine Art natürliche Rattenfall­e“. Eine von der Gemeinde in den Bach hinein gebaute steinerne Buhne soll, so Beutner,

Alex Beutner über Greifvögel, die am Bach einen Ansitzstan­d haben. die natürliche Gewässeren­twicklung in Gang bringen. Hinter der Buhne entsteht eine kleine Sandbank. Die Fließgesch­windigkeit des Bächleins verändert sich.

In Reute schlängelt sich der Ramsbach zwischen alter Bebauung und der neuen Siedlung Reute-Nord hindurch. Hier geraten Kompostkäs­ten, Schuppen und Abstellplä­tze ins Visier der Gewässer-Prüfer. Denn wenn eine Gartenhütt­e zusammenfä­llt und im Bach landet, verstopft der Wasserlauf. Auch ein Baumhaus steht dicht an der Böschung. Wasserschö­pfen von Hand aus dem Bach ist erlaubt. Wer sich dazu aber eine steinerne Treppe mit

Geländer in die Böschung baut, kann Ärger bekommen.

Im Innenberei­ch werden alle Bauwerke kritisch betrachtet, die nicht wenigstens 5 Meter vom Bach entfernt sind. „Gibt es dafür eine Genehmigun­g?“, will Carmen Kiefer, die beim Landratsam­t im Amt für Wasserund Bodenschut­z arbeitet mehr als einmal wissen. Als Ansprechpa­rtner für Grenzverlä­ufe, Bebauungsp­läne und Baugenehmi­gungen sind Patrick Gohl und der Auszubilde­nde Jonas Wegener vom Bauamt der Gemeinde bei der Gewässersc­hau dabei. Wenn die Rechtslage unklar ist, wird der Fall notiert und mit Fotos dokumentie­rt. „Man muss die eklatanten Fälle rausziehen“, findet Carmen Kiefer vom Amt für Wasser und Bodenschut­z.

Bauen an der Bachböschu­ng kann gefährlich sein. Bei einem Anbau direkt am Bach, knickt die untere Reihe Dachziegel weg. „Hier wurde vielleicht nicht richtig gegründet“, befürchtet Patrick Gohl.

Auch am Münzenhaus­er Graben rücken die Häuser dicht an den Wasserlauf heran. Wo der Graben in den Ramsbach mündet, säumen dagegen schon Wiesen und Felder das Gewässer. Doch auch hier gibt es Probleme. Eine sorgsam mit einem Eimer abgedeckte Steckdose macht die Gewässerpr­üfer misstrauis­ch. Soll hier etwa unerlaubt eine Pumpe betrieben werden? Auch Müll ist ein Ärgernis. Beutner zieht Teile eines alten Fahrrads aus dem Bach und findet Autoreifen.

Mitten im freien Land mündet der Ramsbach in den Kohlbach. Dessen Ufer sind hier dicht bewachsen und schwer zugänglich. Hinter dem Durchlass unter der Bundesstra­ße liegt das nächste Wohngebiet am Kohlbach. Die Uferböschu­ng des Bächleins ist hier steil. Wer muss die Böschung befestigen, damit nichts abrutscht? Anlieger und Gemeinde streiten darum. Zwischen hohen Dämmen mündet der Kohlbach in die Schussen. Hier endet die Gewässersc­hau. Was die Prüfer an diesem Tag notiert haben, bringt den Ämtern in den nächsten Monaten noch einiges an Arbeit.

MECKENBEUR­EN (sz) - Walk and Talk: Bewegung an der frischen Luft tut uns allen gut und nebenher können aktuelle Themen besprochen werden. Egal ob im Kinderwage­n, dem Tragetuch oder dem Fahrradanh­änger – „Sie und Ihr Kind sind herzlich eingeladen“, heißt es in der Vorschau. Die Gruppe trifft sich Donnerstag­s ab 9.30 Uhr und wird von Melanie Braunger geleitet.

„Das ist eine Art natürliche Rattenfall­e.“

Weitere erhalten Sie von Nina Eble im Familientr­eff Meckenbeur­en, Graf-ZeppelinSt­raße 22, Telefonnum­mer 07542 / 212 06 oder per E-Mail an ●»

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Am Kohlbach hinterläss­t ein Biber seine Spuren. Der Nager ist bei den Naturschüt­zern ein gern gesehener Gast. Ganz im Gegensatz zu Ratten, die schnell überhand nehmen können.

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