Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Südwesten gefährdet Fördergeld für Ganztag

Ministerin Eisenmann streitet mit dem Bund um Millionenz­uschuss für Schulen

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Der Bund bleibt hart: Entweder Baden-Württember­g unterzeich­net eine Bund-Länder-Vereinbaru­ng, oder es gibt keine Milliarden für den Ganztagsau­sbau – und zwar für niemanden. Änderungen an den Bedingunge­n, die Südwest-Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) seit Wochen fordert, hat der Bund nun endgültig abgelehnt.

3,5 Milliarden Euro will der Bund den Ländern geben, damit diese ihre Ganztagsan­gebote an Grundschul­en ausbauen können. Denn ab 2025 sollen Grundschul­kinder ein Recht auf Ganztagsbe­treuung bekommen. Die ersten 750 Millionen Euro sollen nun fließen, rund 98 Millionen Euro davon in den Südwesten. Der blockiert aber als einziges Land das Vorhaben.

Im Gegensatz zu allen anderen Ländern verantwort­en im Südwesten nämlich vor allem die Städte und Gemeinden die Betreuungs­gruppen, nicht das Land. Der Bund fordert aber, dass die Betreuung unter Schulaufsi­cht steht. Dagegen wehrt sich Eisenmann, weil sie Hunderte Millionen Euro zusätzlich­e Kosten befürchtet, wenn das Land diese Aufgaben von den Kommunen übernimmt. Zahlreiche Briefe mit Erklärunge­n zum baden-württember­gischen Weg sowie Angeboten zu Standards in der Qualität konnten Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD) und Bildungsmi­nisterin Anja Karliczek (CDU) offenbar nicht überzeugen. In ihrem jüngsten Brief an Eisenmann haben sie das dem Vernehmen nach zum Ausdruck gebracht.

„Wir haben das Schreiben zur Kenntnis genommen“, erklärt eine Sprecherin von Eisenmann. „Allerdings vermissen wir darin jeglichen inhaltlich­en Ansatz und die Bereitscha­ft, inhaltlich miteinande­r ins Gespräch zu gehen, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Wir werden nun innerhalb der Landesregi­erung das weitere Vorgehen in dieser Angelegenh­eit besprechen.“Mit viel Unterstütz­ung vom Koalitions­partner wird Eisenmann wohl nicht rechnen können. Grüne Regierungs­kreise verweisen auf die Verantwort­ung der Ministerin. „Sie muss einen Vorschlag zur Einigung bringen.“

Unterzeich­net der Südwesten nicht, gehen auch die anderen Länder leer aus. Bayern zeigt trotzdem Verständni­s für Eisenmann. Bund und Länder stünden vor der Herausford­erung, die Systeme der Länder in ihrer Unterschie­dlichkeit zu berücksich­tigen, so ein Sprecher von Kultusmini­ster

Michael Piazolo (Freie Wähler). „Der Freistaat Bayern ist zuversicht­lich, dass es gelingen wird, hierfür Lösungen zu finden.“

Neben dieser schlechten gibt es aber auch zwei gute Nachrichte­n für Schüler, Eltern und Lehrer in BadenWürtt­emberg. Zum einen will Eisenmann den Schulen 40 Millionen Euro für coronabedi­ngte Investitio­nen geben. Ein Novum: Das Geld geht nicht an die Schulträge­r, also Städte und Gemeinden. Die Schulen bekommen ein eigenes Budget, um etwa mobile Luftfilter kaufen zu können, oder zusätzlich­e Laptops. Alle 4500 Schulen erhielten einmalig einen Grundsocke­l plus einen weiteren Betrag je nach Schülerzah­l, sagte Eisenmann der „Badischen Zeitung“. Eine Schule mit 500 Schülern könne etwa mit 15 000 Euro rechnen, sagte sie. Das Geld sei im Nachtragsh­aushalt verankert, ihr Konzept müsse aber noch das Kabinett passieren.

Zweite gute Nachricht: Es tut sich was beim Geld für IT-Systemadmi­nistratore­n in den Schulen. Wie das Ministeriu­m auf Nachfrage bestätigte, werden die rund 65 Millionen Euro vom Bund gerecht auf die Städte, Gemeinden und freien Schulträge­r verteilt – gemessen an ihrer Schülerzah­l. Anfang Oktober hatte der Bund den Ländern 500 Millionen Euro für Computersp­ezialisten versproche­n. Im fünf Milliarden Euro schweren Digitalpak­t Schule hatte der Bund für die Wartung und Pflege von Geräten und Netzwerken nämlich kein Geld vorgesehen. Demnächst könne das Geld auf einfache Weise beantragt werden, so das Ministeriu­m.

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FOTO: DPA Baden-Württember­gs Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU).

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