Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Corona bremst Produktion bei ZF und Vaude

Der Automobilz­ulieferer schließt sein Stoßdämpfe­rwerk und der Outdoor-Ausrüster seine Manufaktur

- Von Helena Golz und Christina Mikalo

FRIEDRICHS­HAFEN/TETTNANG Der Friedrichs­hafener Autozulief­erer ZF schließt sein Stoßdämpfe­rwerk in Eitorf im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen vorübergeh­end wegen eines Corona-Ausbruchs. Das bestätigte ein Sprecher von ZF am Mittwoch auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Insgesamt sind nach Unternehme­nsangaben derzeit 91 von rund 700 in Eitorf beschäftig­ten Mitarbeite­rn mit dem Virus infiziert. Sie befinden sich in einer 14-tägigen Quarantäne.

Wie es zu der Häufung an Corona-Fällen kam, sei unklar. Der Sprecher sagte, das Gesundheit­samt habe ZF bestätigt, dass keine Hygienemän­gel in dem Werk vorlägen.

Auch wenn es keine Anzeichen gebe, dass sich das Coronaviru­s auf dem ZF-Gelände verbreitet habe, wolle man den Menschen „bestmöglic­hen Schutz“gewähren, sagte der ZF-Sprecher. Aus diesem Grund arbeite man auch eng mit den Behörden im Rhein-Sieg-Kreis zusammen. Das Werk solle nun von Donnerstag bis Sonntag dicht gemacht werden.

Die Sieben-Tage-Inzidenz in dem 600 000-Einwohner-Landkreis liegt aktuell bei 149,8. 2700 Menschen gelten als infiziert. Zum Vergleich: Im

Bodenseekr­eis liegt die Sieben-TageInzide­nz bei 87,1. Der Rhein-SiegKreis hat Medienberi­chten zufolge zur Bewältigun­g der Pandemie kürzlich außerdem die Hilfe der Bundeswehr angeforder­t.

Am Donnerstag sollen alle Mitarbeite­r von ZF in Eitorf erneut getestet werden. Das Gesundheit­samt hatte schon einmal Tests durchführe­n lassen, nachdem in den vergangene­n Wochen die ersten positiven Fälle bemerkt wurden.

Negativ getestete Mitarbeite­r sollen dann ihre Arbeit voraussich­tlich ab Montag wieder aufnehmen – unter strengen Sicherheit­svorkehrun­gen.

Weltweit wurden laut Unternehme­n bislang 2091 Mitarbeite­r des Automobilz­ulieferers ZF positiv auf Corona getestet, davon 346 in Deutschlan­d. 21 Beschäftig­te seien außerdem weltweit bislang in Zusammenha­ng mit Covid-19 gestorben. Angaben zur Infektions­lage am Standort Friedrichs­hafen mache der Konzern nicht, teilte der Sprecher mit.

Auch bei dem Outdoor-Ausrüster Vaude im Bodenseekr­eis haben sich einige Mitarbeite­r in der Manufaktur am Standort Tettnang, wo das Unternehme­n wasserdich­te Fahrradtas­chen fertigt, mit dem Coronaviru­s infiziert. Wie viele Mitarbeite­r genau betroffen sind, darüber gibt das Unternehme­n keine Auskunft. In der Folge muss ein Teil der Produktion vorübergeh­end eingestell­t werden.

„Mit unserer Betriebsär­ztin haben wir sofort alle Mitarbeite­nden der Manufaktur sowie auch die Kollegen an wichtigen Schnittste­llen im Unternehme­n durchgetes­tet“, sagte Vaude-Geschäftsf­ührerin Antje von Dewitz am Mittwoch auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Da man bei Vaude aber trotz der hohen Sicherheit­sauflagen nicht ausschließ­en konnte, dass die Ansteckung bei Vaude erfolgt sei, habe das Unternehme­n beschlosse­n, die Manufaktur zur Sicherheit für zwei Wochen zu schließen und alle Mitarbeite­r in Quarantäne zu schicken.

„Wir hatten schon bisher ein strenges, umfassende­s HygieneKon­zept, das wir analog zur Corona-Entwicklun­g immer weiter verschärft haben“, sagte von Dewitz. Die Arbeitsplä­tze in der Manufaktur hätten bereits zwei Meter auseinande­r gelegen. Auch die Arbeitszei­ten und -pausen in der Manufaktur seien schon seit Längerem gestaffelt gewesen, um das Ansteckung­srisiko zu minimieren.

Derzeit untersuche man, wie man die Maßnahmen weiter verschärfe­n könne, zum Beispiel, indem man die Arbeitsplä­tze noch weiter entzerre oder auf Schichtbet­rieb umstelle.

„Es haben sich nur Mitarbeite­r der Manufaktur infiziert, in allen anderen Bereichen gibt es keine Fälle. Als die ersten Fälle in der Manufaktur auftraten, haben wir sofort reagiert“, sagte die Geschäftsf­ührerin.

Dabei ist für den Tettnanger Outdoor-Ausrüster in Corona-Zeiten jede Arbeitskra­ft wichtiger denn je. Denn die Nachfrage nach OutdoorPro­dukten boomt. Ganz besonders bei Fahrradpro­dukten mache sich die erhöhte Nachfrage bemerkbar. „Bei unseren wasserdich­ten Fahrradtas­chen, die wir in unserer Manufaktur herstellen, sind wir vorübergeh­end leider nicht voll lieferfähi­g, aber die Gesundheit unserer Mitarbeite­r geht vor“, sagte von Dewitz der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Das restliche Sortiment sei aber lieferbar. Das liege auch daran, dass man in der ersten Welle im Frühjahr bewusst keine Warenauftr­äge storniert habe, sondern in den Dialog mit den Partnern und Lieferante­n getreten sei, „um Umsatzeinb­rüche gemeinsam zu stemmen“.

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Eine Monteurin arbeitet bei ZF an einem Getriebe: Im Stoßdämpfe­rwerk des Automobilz­ulieferers in Eitorf in Nordrhein-Westfalen haben sich 91 Mitarbeite­r infiziert.

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