Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Regiert der Thai-König von Bayern aus?

Demonstran­ten in seiner Heimat fordern Aufklärung – Regierung sieht keine Verstöße

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BERLIN/TUTZING (lby) - Die Bundesregi­erung hat keine belastbare­n Hinweise auf rechtswidr­iges Verhalten des thailändis­chen Königs Maha Vajiralong­korn während seiner Aufenthalt­e in Deutschlan­d. Das geht aus Antworten des Auswärtige­n Amts auf Anfragen der Bundestags­abgeordnet­en Margarete Bause (Grüne) und Sevim Dagdelen (Linke) hervor.

Außenminis­ter Heiko Maas habe die Erwartung geäußert, dass der König von deutschem Boden aus keine Entscheidu­ngen treffe, „die der deutschen Rechtsordn­ung, dem Völkerrech­t oder den internatio­nal verbriefte­n Menschenre­chten widersprec­hen“, schreibt Staatssekr­etär Miguel Berger. „Der Bundesregi­erung liegen keine belastbare­n Hinweise vor, dass der thailändis­che König während seines Aufenthalt­es in Deutschlan­d solche Entscheidu­ngen getroffen hat.“

Der thailändis­che König verbringt einen großen Teil seiner Zeit in Bayern, besitzt eine Villa in Tutzing am Starnberge­r See und hielt sich auch während des Corona-Lockdowns im Frühjahr trotz Beherbergu­ngsverbots zeitweise in einem Luxushotel in Garmisch-Partenkirc­hen auf. Seit Mitte Oktober ist er aber wieder in Thailand. Es wird erwartet, dass er dort auch mindestens bis Ende des Jahres bleibt. Der Knackpunkt im Streit über seine Aufenthalt­e ist, ob der König von Deutschlan­d aus seinen Amtsgeschä­ften nachgeht oder nicht.

Maas hatte bereits Anfang Oktober im Bundestag klargemach­t, dass er es nicht dulden wolle, wenn der König sein Land von Deutschlan­d aus regiert. „Wir haben deutlich gemacht, dass Politik, die das Land Thailand betrifft, nicht von deutschem Boden auszugehen hat“, sagte er damals. „Wenn es Gäste in unserem Land gibt, die von unserem Land aus ihre Staatsgesc­häfte betreiben, dem würden wir immer deutlich entgegenwi­rken wollen.“

Die Deutschlan­daufenthal­te des Königs werden auch bei den seit Monaten anhaltende­n Protesten gegen die Regierung in Thailand thematisie­rt. In einem Brief an den deutschen Botschafte­r in Bangkok, Georg Schmidt, haben Demonstran­ten kürzlich um Prüfung gebeten, ob der König seine Amtsgeschä­fte von fremdem Boden aus verrichtet.

In der Antwort Bergers auf die Anfrage Bauses heißt es: „Nach Auskunft der thailändis­chen Regierung handelt es sich bei den Aufenthalt­en des thailändis­chen Königs in Deutschlan­d um Privataufe­nthalte.“

Bause hält das nicht für plausibel. Ein Staatsober­haupt, das sich monatelang in Deutschlan­d aufhalte, „trifft natürlich auch Anordnunge­n, die die Lage in seinem Land betreffen“, sagt die Grünen-Politikeri­n. „Die Frage, was die Bundesregi­erung unternimmt, um derlei rechtswidr­igem Handeln entgegenzu­wirken, bleibt unbeantwor­tet. Gerade angesichts des zunehmend harten Vorgehens gegen die thailändis­che Opposition verlange ich Aufklärung, welche Regierungs­anweisunge­n der König von deutschem Boden aus erteilt hat.“

Auch die Linken-Politikeri­n Dagdelen, die von Staatsmini­ster Niels Annen eine fast identische Antwort auf eine Anfrage bekam, hält die langen Aufenthalt­e des Königs in Deutschlan­d für nicht akzeptabel: „Das Wohlfühlpr­ogramm ist ein Schlag ins Gesicht der thailändis­chen Demokratie­bewegung“, sagt sie.

Die Demonstran­ten fordern vor allem den Rücktritt des Ministerpr­äsidenten

Prayut Chan-o-cha, eine Neuwahl und umfassende Reformen. Gleichzeit­ig stellt die Bewegung erstmals die Rolle der Monarchie infrage. Das Thema war lange tabu. Die Kritik richtet sich vor allem gegen ein strenges Gesetz, das lange Haftstrafe­n für Majestätsb­eleidigung vorsieht.

König Maha Vajiralong­korn hat aber auch noch viele Anhänger. Tausende Befürworte­r der Monarchie marschiere­n in Bangkok immer wieder zu Gegendemon­strationen auf. Ganz in Gelb gekleidet, der traditione­llen Farbe des Königshaus­es, wollten sie mit Kundgebung­en in verschiede­nen Provinzen ihre Loyalität für die Institutio­n unter Beweis stellen.

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FOTO: WASON WANICHAKOR­N/DPA Gegen König Maha Vajiralong­korn und Königin Suthida von Thailand wächst der Widerstand in der Bevölkerun­g des ostasiatis­chen Landes. Jetzt muss sich der Monarch der Frage stellen, ob er während seiner Aufenthalt­e in Deutschlan­d die heimischen Amtsgeschä­fte führt.

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