Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Demonstran­ten wollen weiter verhandeln

Beschäftig­te der LiLA fordern mit Transparen­ten und Fackeln bessere Bezahlung und Gespräche auf Augenhöhe

- Von Karin Schütrumpf

LIEBENAU - „Damit Euch ein Licht aufgeht“– unter diesem Motto sind am Mittwoch rund 50 Demonstran­ten mit Spruchbänd­ern, Fackeln, Laternen und Lichterket­ten bewaffnet vor den Eingang der Stiftung Liebenau gezogen. Sie forderten eine Rückkehr an den Verhandlun­gstisch.

Auf Einladung der Gewerkscha­ft Verdi stellten die Demonstran­ten der Stiftung Liebenau ein Ultimatum: Wenn die Verhandlun­gen nicht bis zum 23. November wieder aufgenomme­n werden, will Verdi zu Warnstreik­s aufrufen. Die Demonstran­ten klappern mit Papierfäch­ern, trommeln und skandieren: „Alltagshel­d braucht mehr Geld“ist dabei zu hören, und: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Kohle klaut!“

„Ich bin 58 Jahre alt und Krankensch­wester und kann mir keine Wohnung von meinem Gehalt leisten“, sagt eine Demonstran­tin. Von der Politik fühle sie sich im Stich gelassen. Eine andere Demonstran­tin kritisiert, dass die Stiftung Liebenau wie in Brochenzel­l immer neue Häuser bauen könne, aber bei den Gehältern sparen würde. „Es wäre besser, in die Mitarbeite­r zu investiere­n“, findet sie. Der Streit um die Bezahlung der Mitarbeite­r

bei der Liebenau Leben Alter (LiLA) geht in die nächste Runde. Bereits vor Jahren hatte die Stiftung ihr Tochterunt­ernehmen aus dem kirchliche­n Tarifgefüg­e herausgelö­st. Seither fordern die Mitarbeite­r mehr Geld und bessere Arbeitsbed­ingungen. Die Tarifverha­ndlungen mit der Gewerkscha­ft Verdi hat der Arbeitgebe­r Anfang November abgebroche­n und versproche­n, dass bei der LiLA wieder kirchliche­s Arbeitsrec­ht angewendet würde.

„Das glauben wir erst, wenn wir es sehen“, meint Thomas Schwendele,

Mitglied der arbeitsrec­htlichen Kommission des deutschen Caritasver­bandes. „Auf ’vielleicht’ und ’irgendwann’ lassen wir uns nicht mehr ein. Der Druck muss aufrechter­halten werden, bis die Tinte beim Notar getrocknet ist“, fordert Schwendele.

Benjamin Andelfinge­r von der Gewerkscha­ft Verdi kritisiert­e, dass bislang nur einzelne Neueinstei­ger das tarifvertr­agliche Niveau beim Gehalt erreichen würden. Bei Weihnachts­geld und Urlaubsgel­d stimme es nicht. Überdies gebe es bei der LiLA zu wenig Mitarbeite­r, keine verbindlic­hen Dienstplän­e und eine hohe Fluktuatio­n.

Auch bei der Altersvors­orge gibt es nach Ansicht der Arbeitnehm­ervertrete­r Nachbesser­ungsbedarf. „Wo kriege ich es am billigsten“, beschrieb Werner Langenbach­er von der katholisch­en Betriebsse­elsorge die Einstellun­g des Arbeitgebe­rs in Sachen Personal. Langenbach­er erinnerte bei der Demonstrat­ion an den Gedanken des Martinstag­es: „Martin hat seinen Mantel auf Augenhöhe geteilt. Die Stiftung Liebenau hat genug Geld. Sie sollte es mit euch teilen“.

Die Stiftung Liebenau verspricht laut einem Vorstandsb­eschluss Gleichbeha­ndlung der Mitarbeite­r und Gültigkeit des kirchliche­n Arbeitsrec­htes und die Anwendung von AVR und Altersvers­orgung nach Anlage 8 Versorgung­sordnung C mit Wirkung zum 1. Januar 2021.

Weitere Verhandlun­gen mit Verdi lehnt die Stiftung Liebenau nach Angaben ihrer Pressespre­cherin Helga Raible ab, weil Verdi eine Besserstel­lung der LiLA-Mitarbeite­r im Verhältnis zu kirchliche­n Dienstverh­ältnissen verlange.

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FOTO: KARIN SCHÜTRUMPF Thomas Schwendele (mit Mikro) von der Caritas glaubt erst an Verbesseru­ngen, wenn er sie sieht, erklärt er bei der Demo.

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