Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Dank versenktem Boot zur Weltkarrie­re

Albert Batzill zählte zu den besten 100 Seglern aller Zeiten - Heute genießt der Landwirt seinen Ruhestand

- Von Susanne Backmeiste­r

SCHLIER/FRIEDRICHS­HAFEN - Albert „Alba“Batzill darf sich siebenfach­er Weltmeiste­r, dreifacher Europameis­ter, dreifacher Vize-Weltmeiste­r und zweifacher Vize-Europameis­ter nennen. Er nahm an drei Olympische­n Spielen teil. Und dennoch: Aus Auszeichnu­ngen macht sich der Steuermann nicht viel. Dass ihn die Zeitschrif­t „Yacht“2004 zu den 100 besten Segler aller Zeiten kürte und er 1982 das Silberne Lorbeerbla­tt von Bundespräs­ident Karl Carstens verliehen bekam, ist für den heute 77-Jährigen kein großes Ding. „Das Lorbeerbla­tt habe ich gar nicht mehr. Ich muss es irgendwann verloren haben“, bemerkt Batzill ganz nebenbei.

Dabei wurde die Leidenscha­ft zum Segelsport ihm nicht nur in die Wiege gelegt – nein, er sei schon pränatal auf dem Wasser gewesen, schmunzelt er. Seine Mutter stammt aus der Seglerdyna­stie Diesch, die ebenfalls sehr erfolgreic­hen Segler Jörg und Eckart Diesch sind seine Cousins. Geboren und aufgewachs­en ist Batzill in Friedrichs­hafen, der Vater war Zahnarzt und besaß schon im zweiten Weltkrieg ein kleines Boot. „Das haben sie am Kriegsende im See versenkt, damit es nicht beschlagna­hmt wird. Um 1950 herum wurde es dann wieder geborgen und hergericht­et. Damit waren meine Eltern eine der wenigen damals, die ein eigenes Boot hatten“, erinnert sich der Olympionik­e.

Schon als Kind durfte er mit seinem Vater, ebenfalls ein erfolgreic­her Segler, auf einem 30er-Schärenkre­uzer bei Regatten mit dabei sein. Im Alter von elf, zwölf Jahren bekam Batzill mit seinen zwei Geschwiste­rn ein kleines Boot, das auf einem Grundstück in Seemoos lag. Mit dabei waren auch Jörg und Eckart Diesch. „Wir sind jedes Wochenende und in den Ferien privat Regatten gegeneinan­der gesegelt und haben die Zeit gemessen. Das war aber nicht Konkurrenz, sondern mehr Freundscha­ft.“

Den ersten Erfolg feiert Albert Batzill zusammen mit seinem jüngeren

Bruder Rudolf. Albert schon damals Steuermann und Rudolf Vorschoter. Sie gewinnen 1970 auf einem Korsar die deutsche Jugendmeis­terschaft und werden ein Jahr später mit einer Fireball Europameis­ter. Albert Batzill ist da gerade mal 18 Jahre alt. 1974 werden die Brüder Weltmeiste­r, dieses Mal auf einer Shark 24 und wechseln im gleichen Jahr auf die Bootsklass­e Flying Dutchman.

1976 dann die ersten Olympische­n Sommerspie­le in Montreal. Die Brüder wurden als Ersatzmann­schaft zu den Spielen geschickt, kamen aber nicht zum Einsatz. Die Diesch-Brüder hingegen gewannen Gold. Doch das Machtverhä­ltnis sollte sich ändern. Bereits bei der Weltmeiste­rschaft 1978 siegten die Batzills vor ihren Cousins und auch 1981 verwiesen sie die Dieschs bei der WM auf den zweiten Platz. Mit 35 Jahren fährt Batzill mit einem neuen Vorschoter zu Olympia in Seoul und segelt auf Platz acht. Bei den Spielen 1992 in Barcelona erreicht er den fünften Platz. „Meinem Bruder wurde es irgendwann zu viel“, erzählt Albert Batzill. „Wir hatten damals nicht so tolles dünnes Ölzeug wie heute, sondern segelten noch in Taucheranz­ügen. Ihm wurde das viele Training und jeden Tag in einen nassen, kalten Anzug zu steigen zu viel.“

Auch Albert Batzill pausierte immer wieder. War er doch inzwischen Landwirtsc­haftsmeist­er, verheirate­t und Pächter vom Rösslerhof in Schlier. „Ohne meine Frau und die Förderung durch die Deutsche Sporthilfe wäre das damals gar nicht möglich gewesen. Ich war ja oft wochenlang weg, dann hat sich meine Frau um die Kinder und den Hof gekümmert. Die Sporthilfe hat auch immer einen Ersatzmann für den Hof gestellt, wenn ich unterwegs war. Das Vieh musste ja versorgt werden.“

Bis 2008 segelte Batzill aktiv Regatten. Es folgten noch mehrere Weltmeiste­rund Europameis­tertitel auf einer Soling, Sechs-Meter-Yacht und Melges 24 in der Amateurwer­tung. „Ich habe das immer aus Spaß gemacht“, sagt der Vater von vier Kindern. „Für Geld segeln, wie zum Beispiel beim Americas Cup, hat mich nie interessie­rt.“Den Grund für seine eigenen Erfolge definiert er ganz bescheiden: „Für die Taktik bei Regatten braucht es einfach ein gewisses logisches Denken und dass der Zufall mitspielt.

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FOTO: IMAGO SPORTFOTOD­IENST Die Brüder Albert (links) und Rudolf Batzill im Jahr 1981.
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FOTO: PRIVAT Ein- bis zweimal im Jahr segelt Albert Batzill noch bei Regatten.

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