Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Der EVL überrascht negativ und positiv
Lindau Islanders verpflichten nach der dritten Niederlage einen Führungsspieler
LINDAU - Nein, so hatte man sich das in Lindau ganz sicher nicht vorgestellt. „Wir sind ein bisschen die Wundertüte der Liga“, hatte Marc Hindelang, Präsident der EV Lindau Islanders, zwar vor dem Saisonauftakt gesagt – verbunden mit der Hoffnung, für die ein oder andere positive Überraschung zu sorgen. Tatsächlich ist die Überraschung eingetreten – allerdings im negativen Sinn. Drei Spiele, drei Niederlagen: Dass die Islanders trotz vermeintlich einfachem Auftaktprogramm so schwach in ihre fünfte Oberliga-Saison starten, hatte keiner der Verantwortlichen gedacht.
Immerhin: Das Spiel am Dienstagabend gegen den Deggendorfer SC macht durchaus Hoffnung auf Besserung. Trotz der erneut deutlichen 2:6Niederlage zeigten sich die Islanders im Vergleich zur blamablen 1:7 zwei Tage zuvor deutlich stabiler – was auch an gehörig Unterstützung aus Ravensburg lag. Mit Justin Volek, Alexander Dosch, Sebastian Hon, Tim Sezemsky und Eric Bergen standen gleich fünf Förderlizenzspieler im Kader der Lindauer, die beim DEL2-Kooperationspartner Ravensburg Towerstars unter Vertrag stehen. „Die Jungs haben viel Tempo mitgebracht und haben für Stimmung und Spaß in der Mannschaft gesorgt“, lobte Islanders-Coach Gerhard Puschnik nach dem Spiel.
Vor allem haben sie aber zu einem „Schritt nach vorne“(Puschnik) beigetragen. „Wenn wir den Weg, den wir heute eingeschlagen haben, fortsetzen, bin ich sehr optimistisch für die nächsten Spiele.“Das bestätigte auch Gästetrainer Henry Thom: „Lindau hat das heute sehr gut gemacht und sich nie aufgegeben“, lobte der Deggendorfer Coach. Das Problem: Die Ravensburger Förderlizenzspieler werden nicht immer dabei sein, an eigenen Führungsspielern fehlt es im Kader. Das haben auch die Clubverantwortlichen erkannt und nur einen Tag nach der erneuten Niederlage einen neuen Mann verpflichtet: Der 36 Jahre alte Deutsch-Kanadier Kanadier Mark Heatley kommt an den Bodensee und hat einen Vertrag bis Saisonende unterschrieben. Das gab der EVL am Mittwoch bekannt. Der Angreifer soll mit seiner langjährigen DEL2-Erfahrung das junge Team ergänzen und führen.
Auch wenn die Lindauer ihre Kaderplanung nach der Verpflichtung von Linus Lundström eigentlich schon für beendet erklärt hatten, sei die Neuverpflichtung kein Schnellschuss. „Die Islanders hatten Mark Heatley im Sommer schon einmal auf dem Schirm, fanden aber nicht zusammen. Als die EV Lindau Islanders
nun erfuhren, dass Mark Heatley auf dem Markt ist, ging alles sehr schnell“, heißt es in der Pressemitteilung des Vereins. Nach neun Spielzeiten in Nordamerika zog es den gebürtigen Freiburger zurück nach Deutschland, wo er in der zweiten Liga (später DEL2) unter anderem für den EHC München, die Wölfe Freiburg, die Bietigheim Steelers sowie dem jetzigen Oberligakonkurrenten SC Riessersee auf das Eis ging und in 570 Spielen 381 Scorerpunkte erzielte.
Zuletzt hielt sich der 36-Jährige beim Bayernligisten Mighty Dogs Schweinfurt fit. „Ich bin sehr froh, dass wir mit Mark Heatley so kurzfristig noch einen erfahrenen Spieler verpflichten konnten. Er wird in der Mannschaft sicherlich eine Führungsrolle übernehmen und dem jungen Team hier weiterhelfen“, sagt der Sportliche Leiter Sascha Paul. Schon am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen die Blue Devils Weiden soll Heatley sein Debüt im Trikot mit der Nummer 77 geben. Am Freitag sind die EV Lindau Islanders spielfrei.