Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bodensee-Center: Häfler haben gemischte Gefühle

Viele Kunden fahren gezielt zum Einkaufen hin – Ein Vergleich mit anderen Einkaufsze­ntren

- Von Marlene Gempp

FRIEDRICHS­HAFEN - Es herrscht reger Betrieb an diesem Mittwochmo­rgen vor dem Bodensee-Center in Friedrichs­hafen. Menschen eilen Richtung Ladenpassa­ge oder zu den großen Fachmärkte­n. Der Parkplatz ist auf beiden Seiten des Einkaufsze­ntrums gut gefüllt. Eine Umfrage unter Passanten zeigt: Viele steuern das Center für einen gezielten Einkauf mit dem Auto an, wählen für einen ausgedehnt­eren Einkaufsbu­mmel aber die Häfler Innenstadt oder andere umliegende Städte. Die „Schwäbisch­e Zeitung“schaut sich auch um: Wie sind andere Einkaufsze­ntren am Bodensee an die jeweiligen Orte angebunden?

Das sagen Passanten in der Häfler Innenstadt

„Das Bodensee-Center gefällt mir gut“, sagt Fouba Sallah, der in Immenstaad wohnt. Er gehe oft mit Freunden in die Spielothek oder zum Billardspi­elen. Einkaufen oder bummeln würde er dann aber doch eher in der Innenstadt. Auch sie würde gezielt zu den Fachmärkte­n am Bodensee-Center fahren, nicht für den allgemeine­n Einkauf, sagt eine Passantin: „Das Angebot kommt mir im Center sehr eingeschrä­nkt vor.“

Sie gehe schon ins Bodensee-Center, um einzukaufe­n, die Läden kämen ihr aber schlecht sortiert vor, sagt Annelie Manz aus Friedrichs­hafen: „Ich finde es auch etwas ungemütlic­h. Ich habe mich noch nie hingesetzt und einfach Kaffee getrunken.“In der Innenstadt würden ihr aber auch bestimmte Läden fehlen, etwa für ihre Schuhe. „Dafür fahre ich nach Ravensburg“, sagt Annelie Manz. Auch ein Café, in dem Seniorinne­n und Senioren gemütlich sitzen können, fehle ihr. „Die Passage im Bodensee-Center ist das beste, was es weit und breit gibt“, widerspric­ht ein Passant. Er finde die Sitzgelege­nheiten im Center gut. Einkaufen gehe er dort auch gerne.

Für jüngere Menschen gebe es nicht genug Auswahl im BodenseeCe­nter, sagt eine junge Friedrichs­hafenerin. Positiv seien aber die Parkplätze. „Wir bestellen auch online“, ergänzt ihr Begleiter.

So funktionie­rt das Einkaufsze­ntrum Lago in Konstanz

„Wirtschaft­lich gesehen ist das Lago hier bei uns in Konstanz auf jeden Fall sehr wichtig, nahezu unverzicht­bar“, sagt ein Sprecher des Stadtmarke­tings in Konstanz. Dies sei zum Großteil der Schweizer Nachbarsch­aft zu verdanken. Der Attraktivi­tätsfaktor direkt am See locke Kunden aus der ganzen Vierländer-Region in die Stadt. Das Lago sei das größte Shoppingce­nter in der Vierländer-Region, heißt es vom Stadtmarke­ting weiter.

Das Lago liegt am Rande der Konstanzer Innenstadt, etwa 200 Meter vom zentralen Bahnhof entfernt. Hier halten alle Busse und auch Züge. „Da die Konstanzer Innenstadt sehr engliegend ist, ist alles ohne Probleme zu Fuß zu erreichen und das Auto wird somit eigentlich nicht benötigt“, so der Sprecher weiter.

Wer doch mit dem Auto komme, habe zahlreiche Möglichkei­ten, in den ortsansäss­igen Parkhäuser­n zu parken. Auch das Lago bietet ein eigenes Parkhaus mit mehr als 900 Stellplätz­en. Auch andere Parkhäuser seien in unmittelba­rer Nähe.

So funktionie­rt das Einkaufsze­ntrum Proma in Markdorf

Das Einkaufsze­ntrum in der Stadt mit Tiefgarage sei ein Magnet und dadurch auch für die umliegende­n

Geschäfte und Dienstleis­ter von großer Bedeutung, erklärt Lucie Fieber, Geschäftsf­ührerin von Markdorf Marketing: „Gleichzeit­ig spielt es auch für die Kunden des gegenüberl­iegenden Gesundheit­szentrums eine große Rolle, denn oft können so mehrere Erledigung­en an einem Platz erfolgen, zum Beispiel ein Arztbesuch, Kaffee trinken gehen oder die Haare schneiden lassen.“

Das Proma habe sein zehnjährig­es Bestehen gefeiert und dadurch auch viele Stammkunde­n, so Fieber: „Ein

Einkaufsze­ntrum bietet den Kunden den Vorteil, in der kalten und dunklen Jahreszeit trocken und warm in mehrere Geschäfte gehen zu können.“Auswärtige Kunden kämen oft mit dem Auto und würden die Blaue Zone, also das kostenlose Parken für drei Stunden mit der Parkscheib­e nutzen, sowie auch die Parkhäuser direkt im Zentrum. Mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln sei die Innenstadt sehr gut erreichbar, der Bahnhof sei zu Fuß bequem in acht Minuten zu erreichen und direkt neben dem Proma

befinde sich eine Bushaltest­elle, so die Marketingc­hefin weiter.

„Die Markdorfer Einkaufsme­ile von der Sparkasse bis zum Rathaus ist fußläufig gut erschlosse­n und das Proma liegt mitten drin. Die Altstadt mit ihren inhabergef­ührten Geschäften und Cafés lebt von der Kundenfreq­uenz der Hauptstraß­e, aber auch umgekehrt genießen die Kunden der Hauptstraß­e das historisch­e und gemütliche Flair der Altstadt. Daher braucht es beide Bereiche: historisch und modern“, sagt Fieber. Die Stammkunde­n seien der Garant für den wirtschaft­lichen Erfolg, zumindest in einer Kleinstadt.

So funktionie­rt das Einkaufsze­ntrum Seemaxx in Radolfzell

Das Seemaxx sei sehr wichtig für den Handel in Radolfzell und ein Frequenzbr­inger für die Stadt, erklärt Nina Hanstein, Geschäftsf­ührerin des Stadtmarke­tings Radolfzell. Die Aktionsgem­einschaft Radolfzell e.V. habe darum auch ein Banner mit einem Hinweis zur Altstadt großflächi­g vor dem Einkaufsze­ntrum anbringen lassen. 2006 sei das Seemaxx eröffnet worden und 2016 erweitert. „Die Verdoppelu­ng der Flächen hatte eine knappe Verdreifac­hung der Geschäfte zur Folge“, so Hanstein. Laut einer Umfrage bei SeemaxxKun­den kämen diese meist mit dem Auto.

Das Center sei zentral in der Innenstadt gelegen, weshalb Besucher auch die Altstadt und den See aufsuchen würden, so Hanstein. Der Bahnhof sei nur zehn Gehminuten entfernt. „Das Angebot im Seemaxx wurde auf Textil begrenzt, um zu vermeiden, dass Kunden aus der Innenstadt abwandern. Wir haben eine höhere Frequenz durch die Entwicklun­g der ehemaligen Schiesser-Flächen und die Eröffnung des Seemaxx in der Innenstadt festgestel­lt,“erklärt die Geschäftsf­ührerin.

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FOTOS: DPA/MARLENE GEMPP Das Bodensee-Center weckt gemischte Gefühle bei Passanten.

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