Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bodensee-Center: Häfler haben gemischte Gefühle
Viele Kunden fahren gezielt zum Einkaufen hin – Ein Vergleich mit anderen Einkaufszentren
FRIEDRICHSHAFEN - Es herrscht reger Betrieb an diesem Mittwochmorgen vor dem Bodensee-Center in Friedrichshafen. Menschen eilen Richtung Ladenpassage oder zu den großen Fachmärkten. Der Parkplatz ist auf beiden Seiten des Einkaufszentrums gut gefüllt. Eine Umfrage unter Passanten zeigt: Viele steuern das Center für einen gezielten Einkauf mit dem Auto an, wählen für einen ausgedehnteren Einkaufsbummel aber die Häfler Innenstadt oder andere umliegende Städte. Die „Schwäbische Zeitung“schaut sich auch um: Wie sind andere Einkaufszentren am Bodensee an die jeweiligen Orte angebunden?
Das sagen Passanten in der Häfler Innenstadt
„Das Bodensee-Center gefällt mir gut“, sagt Fouba Sallah, der in Immenstaad wohnt. Er gehe oft mit Freunden in die Spielothek oder zum Billardspielen. Einkaufen oder bummeln würde er dann aber doch eher in der Innenstadt. Auch sie würde gezielt zu den Fachmärkten am Bodensee-Center fahren, nicht für den allgemeinen Einkauf, sagt eine Passantin: „Das Angebot kommt mir im Center sehr eingeschränkt vor.“
Sie gehe schon ins Bodensee-Center, um einzukaufen, die Läden kämen ihr aber schlecht sortiert vor, sagt Annelie Manz aus Friedrichshafen: „Ich finde es auch etwas ungemütlich. Ich habe mich noch nie hingesetzt und einfach Kaffee getrunken.“In der Innenstadt würden ihr aber auch bestimmte Läden fehlen, etwa für ihre Schuhe. „Dafür fahre ich nach Ravensburg“, sagt Annelie Manz. Auch ein Café, in dem Seniorinnen und Senioren gemütlich sitzen können, fehle ihr. „Die Passage im Bodensee-Center ist das beste, was es weit und breit gibt“, widerspricht ein Passant. Er finde die Sitzgelegenheiten im Center gut. Einkaufen gehe er dort auch gerne.
Für jüngere Menschen gebe es nicht genug Auswahl im BodenseeCenter, sagt eine junge Friedrichshafenerin. Positiv seien aber die Parkplätze. „Wir bestellen auch online“, ergänzt ihr Begleiter.
So funktioniert das Einkaufszentrum Lago in Konstanz
„Wirtschaftlich gesehen ist das Lago hier bei uns in Konstanz auf jeden Fall sehr wichtig, nahezu unverzichtbar“, sagt ein Sprecher des Stadtmarketings in Konstanz. Dies sei zum Großteil der Schweizer Nachbarschaft zu verdanken. Der Attraktivitätsfaktor direkt am See locke Kunden aus der ganzen Vierländer-Region in die Stadt. Das Lago sei das größte Shoppingcenter in der Vierländer-Region, heißt es vom Stadtmarketing weiter.
Das Lago liegt am Rande der Konstanzer Innenstadt, etwa 200 Meter vom zentralen Bahnhof entfernt. Hier halten alle Busse und auch Züge. „Da die Konstanzer Innenstadt sehr engliegend ist, ist alles ohne Probleme zu Fuß zu erreichen und das Auto wird somit eigentlich nicht benötigt“, so der Sprecher weiter.
Wer doch mit dem Auto komme, habe zahlreiche Möglichkeiten, in den ortsansässigen Parkhäusern zu parken. Auch das Lago bietet ein eigenes Parkhaus mit mehr als 900 Stellplätzen. Auch andere Parkhäuser seien in unmittelbarer Nähe.
So funktioniert das Einkaufszentrum Proma in Markdorf
Das Einkaufszentrum in der Stadt mit Tiefgarage sei ein Magnet und dadurch auch für die umliegenden
Geschäfte und Dienstleister von großer Bedeutung, erklärt Lucie Fieber, Geschäftsführerin von Markdorf Marketing: „Gleichzeitig spielt es auch für die Kunden des gegenüberliegenden Gesundheitszentrums eine große Rolle, denn oft können so mehrere Erledigungen an einem Platz erfolgen, zum Beispiel ein Arztbesuch, Kaffee trinken gehen oder die Haare schneiden lassen.“
Das Proma habe sein zehnjähriges Bestehen gefeiert und dadurch auch viele Stammkunden, so Fieber: „Ein
Einkaufszentrum bietet den Kunden den Vorteil, in der kalten und dunklen Jahreszeit trocken und warm in mehrere Geschäfte gehen zu können.“Auswärtige Kunden kämen oft mit dem Auto und würden die Blaue Zone, also das kostenlose Parken für drei Stunden mit der Parkscheibe nutzen, sowie auch die Parkhäuser direkt im Zentrum. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei die Innenstadt sehr gut erreichbar, der Bahnhof sei zu Fuß bequem in acht Minuten zu erreichen und direkt neben dem Proma
befinde sich eine Bushaltestelle, so die Marketingchefin weiter.
„Die Markdorfer Einkaufsmeile von der Sparkasse bis zum Rathaus ist fußläufig gut erschlossen und das Proma liegt mitten drin. Die Altstadt mit ihren inhabergeführten Geschäften und Cafés lebt von der Kundenfrequenz der Hauptstraße, aber auch umgekehrt genießen die Kunden der Hauptstraße das historische und gemütliche Flair der Altstadt. Daher braucht es beide Bereiche: historisch und modern“, sagt Fieber. Die Stammkunden seien der Garant für den wirtschaftlichen Erfolg, zumindest in einer Kleinstadt.
So funktioniert das Einkaufszentrum Seemaxx in Radolfzell
Das Seemaxx sei sehr wichtig für den Handel in Radolfzell und ein Frequenzbringer für die Stadt, erklärt Nina Hanstein, Geschäftsführerin des Stadtmarketings Radolfzell. Die Aktionsgemeinschaft Radolfzell e.V. habe darum auch ein Banner mit einem Hinweis zur Altstadt großflächig vor dem Einkaufszentrum anbringen lassen. 2006 sei das Seemaxx eröffnet worden und 2016 erweitert. „Die Verdoppelung der Flächen hatte eine knappe Verdreifachung der Geschäfte zur Folge“, so Hanstein. Laut einer Umfrage bei SeemaxxKunden kämen diese meist mit dem Auto.
Das Center sei zentral in der Innenstadt gelegen, weshalb Besucher auch die Altstadt und den See aufsuchen würden, so Hanstein. Der Bahnhof sei nur zehn Gehminuten entfernt. „Das Angebot im Seemaxx wurde auf Textil begrenzt, um zu vermeiden, dass Kunden aus der Innenstadt abwandern. Wir haben eine höhere Frequenz durch die Entwicklung der ehemaligen Schiesser-Flächen und die Eröffnung des Seemaxx in der Innenstadt festgestellt,“erklärt die Geschäftsführerin.