Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Landwirte fordern dringend höhere Milchpreise
„Wir Bauern stehen an der Kante“, heißt es von Betroffenen – Traktoren fahren bei der Omira vor
RAVENSBURG (elo) - Landwirte wollen mehr Geld für ihre Produkte: Bei Molkereien und Schlachthöfen in der ganzen Bundesrepublik sind am Mittwoch Bäuerinnen und Bauern mit Traktoren vorgefahren. Auch der Omira-Molkerei in Ravensburg haben Landwirte ein Forderungspapier überbracht. „Wir leben von der Substanz“, sagt Milchbauer Martin Rude aus Baindt. „Da sollte schnell was passieren.“
„Wir Bauern stehen an der Kante“, sagt auch Hermann Fischer aus Leutkirch-Wielazhofen. Die Milchpreise würden nur noch zwei Drittel der Herstellungskosten decken. Außerdem müssten die Landwirte ständig neue Auflagen in Sachen Umwelt-, Klima- und Tierschutz erfüllen, beklagt Fischer.
Das könnten sie aber nur, wenn zuvor der Milchpreis „auf ein normales Niveau“komme. Derzeit erhalten die Milchbauern im Schnitt 34 Cent pro Liter. Sie wollen mindestens 15 Cent mehr. „So wie es jetzt aussieht, wird unsere Arbeit nicht entlohnt“, sagt Fischer. „Und die Betriebe können den Fehlbetrag nicht aus ihrer Substanz dazulegen – das wäre Raubbau.“
„Der Lebensmitteleinzelhandel behauptet, dass die Verarbeiter die Preise drücken“, schimpft Gebhard Frick aus Horgenzell-Pfärrenbach. „Das müssen wir unterbinden!“Deshalb wenden sich die Landwirte jetzt an Molkereien und Schlachthöfe. Frick betont, wie dringend das Anliegen ist: „Bei uns brennt die Hütte!“Wenn man zu lange warte, würden viele Landwirte ihren Beruf aufgeben – oder die Nachkommen würden den Hof nicht erst übernehmen. Dann helfe es auch nichts mehr, wenn die Lage sich irgendwann einmal verbessere: „Wenn die Chance jetzt vertan wird, dann sind die weg!“Frick fordert eine Imagekampagne für die Landwirtschaft. „Bei uns wird nach so hohen Standards produziert wie nirgends sonst auf der Welt“, sagt Milchbauer Daniel Burkhart aus
Bernhofen bei Schmalegg. Das gelte für alle Sparten der Landwirtschaft, ergänzt Obstbauer Gerhard Himpel aus Schmalegg. Beide betonen, dass sie keine weiteren Subventionen wollen. Sondern Preise, die dem gerecht werden, was der Landwirt leistet. Aus ihrer Sicht darf es nicht sein, dass deutsche Produkte mit solchen aus dem Ausland konkurrieren müssen – zum selben Preis. Das findet auch Landwirt Thomas Müller aus Mochenwangen.
Die sechs Landwirte vertreten sechs landwirtschaftliche Vereinigungen: den Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die Milchgruppe in der Initiative Land schafft Verbindung (LSV), das European Milk Board (EMB), die Freien Bauern und die Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Milch Board. Sie haben sich im sogenannten Milchdialog auf ein gemeinsames Forderungspapier geeinigt.
Bei der Omira hat Johannes Eder aus der Abteilung Milcheinkauf das
Forderungspapier entgegengenommen. Der Director Milk Supply und Nachhaltigkeitsmanager sieht durchaus das Problem: „Nur wenige Betriebe haben die Möglichkeit, mit Milch Geld zu verdienen.“
Angesichts der Forderungen der Landwirte an die Molkerei gibt Eder jedoch zu bedenken: „In der Milchpreisgestaltung spielt der Handel eine zentrale Rolle.“Und der Milchpreis hänge auch an den Verbrauchern. Viele Konsumenten würden derzeit auf vegane Alternativen umschwenken: „Der Trend geht weg von der Kuhmilch.“Eder verspricht, das Forderungspapier der Landwirte an die Geschäftsleitung weiterzugeben.
Die Landwirte kündigen an, dass sie kommende Woche am Donnerstag, 19. Januar, wiederkommen. Dann wollen sie eine Stellungnahme der Omira zu ihren Forderungen nach gewinnbringenden Preisen sehen.