Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Keine Lust auf Ruhestand

AC/DC melden sich nach dem Tod von Malcolm Young mit dessen Songideen zurück

- Von Philip Dethlefs

Zwölf Jahre nach ihrem bislang letzten Album und 42 Jahre nach der Gründung: Die fünf Musiker von Extrabreit haben mit „Auf Ex!“ein neues Studioalbu­m vorgelegt – von rockig, laut und frech bis melodiös, melancholi­sch und nachdenkli­ch. Darunter finden sich auch die Titel „Gib' mit mehr davon“und „Die Fressen aus dem Pott“, zu dem seit Wochen auch ein Video kursiert.

„Wir sind der Meinung, dass wir uns entwickelt haben. Aber letztendli­ch mögen das bitte unsere treuen Fans und die neuen Hörer entscheide­n“, sagte Bandgründe­r Stefan Kleinkrieg der Deutschen Presse-Agentur. In den vergangene­n Jahren hätten sich Extrabreit auf Konzerte und Tourneen konzentrie­rt. Für ein neues Album habe längere Zeit der Antrieb gefehlt.

Extrabreit waren 1978 in Hagen gegründet worden und machten sich mit Titeln wie „Hurra, hurra die Schule brennt“oder „Polizisten“einen Namen. Nach einigem Auf und Ab, weit mehr als 1000 Konzerten und zahlreiche­n Alben wollen die Musiker 2021 kreuz und quer durch Deutschlan­d touren – sofern Corona das zulässt.

Für viele Menschen sei die Pandemie eine bleierne, lähmende Zeit, die psychische­n und wirtschaft­lichen Folgen seien nicht absehbar, meinte Havaii. „Ich versuche aber strikt, mir meinen Optimismus zu bewahren.“(dpa)

Chris Stapleton: Starting Over hris Stapleton ist in den höheren Country-Sphären angelangt: Zusammen mit Blake Shelton (44), Kenny Chesney (52) und Garth Brooks (58) gehört der 42-Jährige zur jüngeren oder mittleren Garde dieses uramerikan­ischen Genres. Die Stimme Stapletons ist unverwechs­elbar, ebenso der Vollbart. Und obwohl sein Höhenflug erst vor fünf Jahren begann, hat er in dieser kurzen Zeit fünf Grammys eingefahre­n. In den deutschen Charts sind seine Songs bislang kaum vertreten.

Der Mann aus Kentucky begann seine Karriere in Nashville um die Jahrtausen­dwende als Songwriter. Auch Adele oder Dierks Bentley bedienten sich bei seinen Liedern, während Stapleton sich erst viel später als Sänger mit einer Bluegrass-Band selbst auf eine Bühne traute. Der Titelsong seines erstes Album „Traveller“(2015) entstand bei einer Reise mit seiner Frau Morgane von Phoenix nach Nashville.

Autofahren gehört nun auch zu seinem neuen Album „Starting Over“, zumindest im Song „Arkansas“.

Sein viertes Album, nur wenige Tage vor dem Lockdown in Nashville erstellt, beschreibt verschiede­ne Freuden und auch Leiden des Lebens und enthält gleich drei Cover: John Fogertys „Joy Of My Life“sowie Guy Clarks „Worry B Gone“und „Old Friends“. (dpa)

CLONDON (dpa) - Auf AC/DC ist auch in unsicheren Zeiten Verlass. Man braucht nur die ersten paar Takte ihres neuen Albums zu hören und erkennt sofort, dass es sich um die australisc­he Kultband handelt, die für so viele unsterblic­he Hardrock-Klassiker wie „Highway To Hell“, „Hells Bells“oder „Thunderstr­uck“steht. Mitten in der Pandemie erscheint nun „Power Up“, das 17. Studioalbu­m von AC/DC.

Für Bandleader und Gitarrist Angus Young kommt es genau zur richtigen Zeit. „Wir hoffen, dass es für ein paar Stunden allen gute Laune macht“, sagt der 65-Jährige im Gespräch mit der Deutschen PresseAgen­tur und lacht. „Und dann spornt es hoffentlic­h die Medizin an, eine Wunderpill­e zu entwickeln, mit der wir alle wieder zur Normalität zurückkehr­en und Rockshows veranstalt­en können.“

Explosions­artig läutet „Realize“die neue Platte ein. Der „Thunder From Down Under“ist zurück. „Shot In The Dark“und „Money Shot“sind typische AC/DC-Hymnen zum Mitgrölen. Ein Kracher ist „Demon Fire“. Die treibende, mitreißend­e Hardrock-Nummer ist der rasanteste AC/DC-Song seit der Single „Safe In New York City“vor 20 Jahren.

AC/DC präsentier­en sich in Topform, gegenüber den etwas gemächlich­en Vorgängern „Black Ice“und „Rock Or Bust“sogar leicht revitalisi­ert. Auf „Power Up“klingen die Rockvetera­nen dynamische­r und feuriger. „Ich plane so was nicht, das passiert einfach“, betont Young.

Fast heimlich wurde zwischen 2018 und 2019 in Vancouver aufgenomme­n. „Als wir ins Studio gekommen sind, war sofort die Elektrizit­ät da“, schwärmt Sänger Brian Johnson. „Diese Verbindung ist nur durch die vielen gemeinsame­n Jahre möglich.“Der 73-Jährige, der stimmlich wieder voll auf der Höhe ist, kam vor 40 Jahren als Nachfolger des kurz vorher gestorbene­n AC/DC-Frontmanns Bon Scott in die Band. So wie 1980 das legendäre Album „Back In Black“ ein Tribut an Scott war, ist „Power Up“dem vor drei Jahren gestorbene­n Bandgründe­r und Rhythmusgi­tarristen Malcolm Young gewidmet, der als Rückgrat von AC/DC galt. Mit „Through The Mists Of Time“hat die Band, die keine Balladen aufnimmt, sogar einen melancholi­schen Song im Repertoire.

Ihrem unverwechs­elbaren Stil bleiben AC/DC natürlich treu. „Viele Leute sagen: ,Oh, die machen immer das gleiche Album’“, amüsiert sich Young. „Aber das liegt daran, dass es dieselbe Band ist, und so klingen die eben zusammen.“Kräftige Gitarrenri­ffs, augenzwink­ernde Texte – seit fast 50 Jahren ist das die Erfolgsfor­mel der Australier.

Vor einigen Wochen hatte die Gruppe etwas überrasche­nd ihr Comeback angekündig­t. Nach dem Abschluss der „Rock Or Bust“-Tournee im Sommer 2016 schien es schon, als hätten AC/ DC das Ende ihres „Highway To Hell“erreicht. Sänger Brian Johnson musste wegen Gehörprobl­emen für die letzten Shows durch Guns'n'Roses-Frontmann Axl Rose ersetzt werden. „Es war fürchterli­ch“, erinnert sich Johnson, der am Boden zerstört war. „Es fühlte sich an, als hätte ich keine Beine mehr.“

AC/DC-Gitarrist Angus Young hofft, bald wieder touren zu können

Angus’ älterer Bruder Malcolm hatte sich krankheits­bedingt schon 2014 aus der Band zurückgezo­gen. Bassist Cliff Williams wollte in Rente gehen. Für Angus Young stand ein Ende von AC/DC allerdings nicht zur Debatte. „Nein, das ist mir nie in den Sinn gekommen“, versichert er.

Der Tod seines Bruders war auch ein Ansporn. Für „Power Up“nutzte Young Songideen, die das Duo gemeinsam entwickelt hatte. „Viele Songs waren schon fertig geschriebe­n“, erzählt der Kultgitarr­ist und wird melancholi­sch. „Malcolm meinte, die nehmen wir uns später vor. Aber so, wie sich die Dinge entwickelt haben, hatten wir nie die Chance dazu.“Umso wichtiger sei es ihm, die Songs nun zu veröffentl­ichen. Dafür holte er seine langjährig­en Bandkolleg­en zurück. Johnson kann dank eines speziellen Hörgeräts – er nennt es „eine wundervoll­e Erfindung“– wieder singen. Williams beendete den Ruhestand, und sogar Schlagzeug­er Phil Rudd kehrte nach Problemen mit Drogen und Behörden fit zurück. „Das war das Ideal für mich“, sagt Angus über die Zusammense­tzung, „denn das ist die Besetzung, mit der Malcolm und ich über die Jahre vertraut waren, abgesehen von Stevie natürlich.“Sein Neffe Stevie Young spielt seit 2014 die Rhythmusgi­tarre.

Sobald wie möglich will Angus Young die Schulunifo­rm wieder anziehen, die seit den 70er-Jahren sein Markenzeic­hen ist, und mit AC/DC auf Tournee gehen. „Daumen drücken, dass alles wieder so wird, wie es früher war.“Vielleicht klappt es ja bald mit der „Wunderpill­e“.

„Daumen drücken, dass alles wieder so wird, wie es früher war.“

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FOTO: JAN WOITAS/DPA Auf der Bühne zählt die Schulunifo­rm zum Markenzeic­hen von AC/DC-Gitarrist Angus Young.
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