Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Halle: Initiative erhält wenig Antworten
Bürgermeister bleibt digitaler Diskussion fern – Eltern befürchten abgespeckte Variante
TETTNANG - Die Verzögerungen bei der neuen Sporthalle sorgen bei den Eltern für Sorgenfalten. Einen neuen Standort gibt es noch nicht. Und eigentlich wollte die Initiative, die im Januar 2018 etwas mehr als 1000 Unterschriften überreicht hatte, in den Dialog mit der Stadtverwaltung und den Fraktionen im Gemeinderat treten. Doch daraus wurde nichts. Der Termin sei nicht haltbar, schrieb Bürgermeister Bruno Walter (siehe Kasten). Der Termin fand trotzdem statt, nur eben ohne Stadtverwaltung.
Kerstin Mommsen von der Elterninitiative hatte nach der E-Mail mit der Absage von Bruno Walter den Termin dann in einer Mail nochmals bestätigt – wenn auch mit verkleinertem Verteiler nur noch an die Fraktionsvorsitzenden und an Elternund Vereinsvertreter. Sie äußerte, dass es nicht darum gehe, dem Gemeinderat vorzugreifen, sondern „unsere Sicht der Dinge darzulegen“. Zu Beginn des Treffens äußerte Kerstin Wattenbach von der Elterninitiative, dass Walter und Stadtbaumeister Achim Straub zumindest kurz hätten Stellung nehmen können. Kajo Aicher von den Grünen war als einziger Gemeinderat dabei und nahm eine Doppelrolle ein: Zum einen stellte er die Meinung seiner Fraktion dar, erläuterte aber auch übergreifend bisherige Abläufe.
„Wir haben das Gefühl, dass alles total feststeckt“, sagte Kerstin Wattenbach. Es wirke alles wie ein dilettantisches Rumgeschiebe. Aicher zeigte sich über den langen Zeitraum ebenfalls nicht glücklich, sagte aber: „Wir hatten einen tollen Standort.“Dort hätte es aus seiner Sicht eine nach der vorangegangenen Planung fantastische Sache werden können. Der Artenschutz habe da einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. Der Standort Vx hinter den Schulen sei etwa eine Bemühung von Karl Welte (FW) und ihm gewesen, etwas zu suchen, wo man die Halle bauen könne. Auch in der Stadionkurve gebe es einen möglichen Standort. Das Gelände der alten Stadthalle bezeichnete er als „zu wertvoll“– man müsse auch spätere Entwicklungen im Blick behalten.
Aicher wies bezüglich der Planungen allerdings auch darauf hin, dass das Defizit in der Gewerbesteuer in diesem Jahr zwar aufgefangen werde, dass aber niemand wisse, wie es in den kommenden Jahren weitergehe. Das könne schon „richtig prekär“werden. Die Freiwilligkeitsleistung „Freibad Obereisenbach“schränke die Möglichkeiten da zusätzlich ein. Mit Blick auf die Frage der möglichen Reduktion der Planung auf eine Dreifeldhalle sagte Aicher, dass schon jetzt ein Bedarf für drei plus einen Hallenteil bestehe. Die Prognose gehe eher in Richtung drei plus zwei oder vier plus eins.
Hierzu äußerte Bürgermeister Walter am Montag auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“, dass beim Thema Sporthalle auch mit Blick auf die „erheblichen finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie alle Optionen nochmals komplett aufbereitet vorgestellt“werden sollten. Auf eine erneute Nachfrage sagte er, dass der Prozess ergebnisoffen sei, dass aber eine Dreifeldhalle ebenfalls erst einmal eine Option sein könnte.
Bezüglich der Kosten kritisierte Thomas Schalk, dass Konzepte mit günstigeren Baukosten nicht weiterverfolgt worden seien. Er hatte Anfang 2018 die Runde durch die Fraktionen gemacht und das Konzept von Hallen in modularer Bauweise vorgestellt. Hier erwiderte Aicher, dass es hier um eine nachhaltige, langfristige Lösung für Jahrzehnte gegangen sei. Die Diskussion kam auch kurz aufs Sponsoring. Hier sahen etliche Teilnehmer eine gute Möglichkeit, Harald Franzen vom TSV Tettnang warnte allerdings vor SponsoringModellen oder auch Crowdfunding, da hiermit auch Eigentumsfragen verbunden seien.
Die Elternbeiratsvorsitzende der Manzenbergschule, Bianka Mosch, sagte, dass die Zeit einfach dränge. Die Stadthalle indes sei als möglicher späterer Standort für die Grundschule zu wichtig. Aber die Nutzungsdauer der Stadthalle ende. Harald Franzen vom TSV Tettnang sagte, dass er ebenfalls für den Standort am Stadion plädiere. Dies auch vor dem Hintergrund, dass es dort die prekäre Situation der geschlossenen Umkleiden im Stadion gebe. Die zerrissene Hallenlandschaft in Tettnang sei sehr unbefriedigend.
Thomas Schalk monierte, dass der Gemeinderat jetzt erst einmal nichtöffentlich zum Thema tage. Es entstehe der Eindruck, dass die Öffentlichkeit vor vollendete Tatsachen gestellt werden solle. Aicher erwiderte, dass es am Ende eine demokratische Entscheidung geben werde, dass es aber in der Sitzung erst einmal um die neuen Erkenntnisse zu den Standorten gehen werde. Bianka Mosch äußerte, dass sie gut damit leben könne, wenn in vier Wochen dann endlich alles klar sei: „Wenn wir uns jetzt nicht bewegen, dann passiert ja nie was.“