Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Vom Gehrenberg kommt Saatgut für künftige Wälder
Forstbezirksleiter in Meckenbeuren erklärt den Vorgang
MACKENBEUREN (sz) - 1,2 Millionen neue Buchen werden in Baden-Württemberg gepflanzt, teilt der Forstbezirk Altdorfer Wald mit Sitz in Meckenbeuren-Kehlen mit. Für die sogenannte Beerntung sind nur ausgewählte Waldbestände zugelassen. Die Einhaltung der strengen gesetzlichen Vorgaben bei der Saatguternte wird von der unteren Forstbehörde im Landratsamt Bodenseekreis kontrolliert und zertifiziert.
Nicht nur viele Obstbäume, auch die Waldbäume hingen in diesem Jahr voll mit Früchten, wie die Buchen mit ihren golden leuchtenden Bucheckern oder die Weißtannen mit ihren dunkelgrünen Tannenzapfen, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung. „Das ist wichtig für den Nachwuchs im Wald“, freut sich Forstbezirksleiter Bernhard Dingler vom Forst-BW-Forstbezirk Altdorfer Wald. „Unter dem Schirm der alten Bäume keimen aus den Samen die jungen Buchen und Tannen und nehmen eines Tages den Platz ihrer Elternbäume ein.“Diese natürliche Verjüngung unserer Wälder sei der beste Versicherungsschutz für die durch Sturm, Borkenkäfer, Hitze und Dürre geschädigten Wälder. „Während das Holz der Altbäume uns Menschen eines Tages als Dachstuhl oder Esstisch erfreut, bilden die jungen Bäume aus der Saat von heute den stabilen und hoffentlich klimaangepassten Wald von morgen.“
Neben diesem als „Naturverjüngung“von den Forstleuten bezeichneten Vorgang nutzt Forst BW den intensiven Samenbehang in besonders schönen Waldbeständen für einen anderen Zweck: Es werden Samen
gewonnen, aus denen dann in den Pflanzschulen kleine Bäume gezogen werden. „Diese können wir dann dort pflanzen, wo im Wald die Naturverjüngung ausbleibt“, so Dingler.
Seit Anfang September sammeln sich nun schon die herabfallenden Bucheckern in den ausgelegten Netzen am Fuße der mächtigen Buchen des Gehrenbergs. Jetzt werden die Inhalte der Netze von einer speziellen Reinigungsmaschine verlesen. Dies geschieht im Auftrag der Staatsklenge in Nagold, dem forstlichen Saatgutbetrieb des Landes, das hochwertiges, zertifiziertes Saatgut daraus gewinnt.
Nur ausgewählte Waldbestände sind zur Beerntung zugelassen. Entscheidend ist vor allem, dass die Bäume „autochthon“sind, wie der Fachmann sagt. Das heißt, die Bäume müssen aus dem jeweiligen Gebiet stammen, wo sie wachsen. Im Forstlichen Vermehrungsgutgesetz ist ganz Deutschland in Herkunftsgebiete eingeteilt. Dies sind Gebiete mit vergleichbaren Umweltbedingungen, insbesondere vergleichbaren Höhenlagen. „Eine Buche aus dem Flachland ist zwar die gleiche Art wie eine Buche aus dem Hochgebirge, aber bei den komplett anderen Umweltbedingungen im Gebirge hätte der ,Flachländer’ große Probleme dauerhaft zu überleben“, erklärt Forst-BW-Revierleiter Dietmar Seiss, in dessen Revier Linzgau die Bucheckern geerntet werden.
Aus den rund 400 Kilogramm gewonnenen Bucheckern werden mehr als 1,2 Millionen kleine Buchen wachsen.