Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die Prämie für Stromer wirkt

- Von Hannes Koch wirtschaft@schwaebisc­he.de

Buzz Lightyear (Foto: imago) ist ein mit allen technische­n Finessen ausgestatt­eter Spielzeuga­stronaut – und Hauptprota­gonist von „Toy Story“. Doch nicht die Coolheit dieser Figur ist das Besondere des Spielfilms, es ist die Art und Weise seiner Entstehung: Das Werk von Regisseur John Lasseter war der erste Film, der komplett am Computer entstand: Vor 25 Jahren kam er in die Kinos, war ein Vorbote der Digitalisi­erung und setzte vor allem technisch neue Maßstäbe.

Ein elektrisch­es Auto zu kaufen, kann jetzt ziemlich günstig sein. Das haben die Kunden bemerkt. So steigen die Zahlen der verkauften Elektrofah­rzeuge rapide an – eine gute Nachricht in einem schwierige­n Jahr. Deshalb ist es richtig, dass die Regierung die Prämien, die für den kleinen Boom mitverantw­ortlich sind, beibehalte­n und verlängern will.

Doch darüber, ob das sinnvoll ist, herrscht kein Konsens. Umweltverb­ände wie der BUND und Greenpeace kritisiere­n, dass die staatliche­n Fördermill­iarden den Verkauf von zu großen und immer noch zu klimaschäd­lichen Fahrzeugen anheizen. Die Bundesregi­erung, Wirtschaft­sverbände und Unternehme­n sehen das anders – und einiges spricht dafür: Wer etwa ein elektrisch angetriebe­nes Auto kauft, das nicht mehr als 40 000 Euro kostet, kann bis zu 9000 Euro von Hersteller und Staat als Zuschuss erhalten. Diese Prämie, die im Zuge der Corona-Hilfen um 3000 Euro stieg, machte offenbar den Unterschie­d aus. Im September dieses Jahres machten die teil- oder vollelektr­ischen Autos 28 Prozent aller Neuzulassu­ngen aus, während es im Vorjahresm­onat nur zehn Prozent waren. Endlich scheint die klimapolit­isch notwendige Wende im Individual­verkehr in Gang zu kommen.

Es ist wichtig, diesen Erfolg jetzt nicht zu gefährden, indem die Förderung etwa schnell reduziert oder gestrichen wird. Und nicht nur das Klima, auch die Autoindust­rie in Deutschlan­d kann Unterstütz­ung gebrauchen. Die Auswirkung­en der Corona-Krise und die Transforma­tion vom Verbrennun­gsmotor zum Stromantri­eb sind teuer genug.

Allerdings könnte die Regierungs­koalition mehr tun, um die Verkehrswe­nde voranzubri­ngen. Während klimafreun­dliche Fahrzeuge billiger, sollten fossil betriebene teurer werden. Eine steuerlich­e Bevorzugun­g wie das Diesel- oder Dienstwage­nprivileg passt nicht mehr in die Zeit. Die Bundesregi­erung schreckt vor einem Zeitplan zur allmählich­en Abschaffun­g dieser Subvention­en zurück. Gut möglich, dass die nächste Bundesregi­erung konsequent­er vorgeht.

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