Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Waffenkauf kostet das Amt

Nordost-Innenminis­ter Caffier tritt zurück

- Von Iris Leithold

SCHWERIN (dpa) - Die Erschütter­ung ist Lorenz Caffier (CDU/Foto: Imago Images) anzusehen, als er am Dienstag seinen Rücktritt verkündet. Noch tiefere Falten als sonst stehen auf der Stirn des 65-Jährigen. Nur ganz am Ende seiner persönlich­en Erklärung lächelt Caffier kurz in die Kamera.

Zurückgetr­eten ist der dienstälte­ste Landesinne­nminister Deutschlan­ds wegen eines Waffenkauf­s Anfang 2018 bei einem mutmaßlich­en Rechtsextr­emisten. „Ich habe eine Waffe bei jemandem erworben, bei dem ich sie aus der heutigen Sicht nicht hätte erwerben dürfen“, sagt Caffier. „Nicht der Erwerb war ein Fehler, sondern mein Umgang damit. Dafür entschuldi­ge ich mich.“

Im Januar 2018 kauft der Jäger Caffier als Privatmann eine Pistole bei einem Waffenhänd­ler, der in Güstrow eine Schießanla­ge betreibt. Dort trainieren auch Polizeikrä­fte. Nach Caffiers Darstellun­g bekam das Landeskrim­inalamt erst mehr als ein Jahr später Hinweise auf rechtsextr­emes Gedankengu­t des Waffenhänd­lers. Entspreche­nde Äußerungen des Mannes waren bei Ermittlung­en gegen die rechtsextr­eme Prepper-Gruppe „Nordkreuz“in Chats aufgefalle­n. Er hätte im Mai 2019 den Kauf der Pistole im Ministeriu­m anzeigen sollen, sagt Caffier heute. Dies habe er aber nicht getan, was ihm nun leidtue.

Allerdings war der Name des Waffenhänd­lers und Schießplat­zbetreiber­s schon 2017 in Geheimdien­stkreisen im Zusammenha­ng mit „Nordkreuz“gefallen. Dies wurde dem Landesverf­assungssch­utz Mecklenbur­g-Vorpommern im Juli 2017 auch mitgeteilt – dort war für die Informatio­n laut Innenminis­terium aber zum damaligen Zeitpunkt Endstation. Die Beamten leiteten sie nicht weiter, obwohl der Schießplat­zbetreiber bei Behördentr­ainings tiefe Einblicke in Polizei-Interna bekam. Im März 2018 erhielt das Landesamt Unterlagen vom Bundesamt für Verfassung­sschutz, konnte daraus aber nach Darstellun­g des Schweriner Innenminis­teriums keine rechtsextr­emistische­n Erkenntnis­se in Bezug auf den Waffenhänd­ler ableiten.

Die „Nordkreuz“-Verbindung­en reichten bis in die Landespoli­zei und in das Spezialein­satzkomman­do (SEK) Mecklenbur­g-Vorpommern. Ein Bekannter des Waffenhänd­lers, ein einstiger Scharfschü­tze und Polizei-Schießausb­ilder, soll rechtsextr­emes Gedankengu­t im SEK verbreitet haben. Bislang werden 17 Beamte der Landespoli­zei verdächtig­t, rechtsextr­emes Gedankengu­t in Internet-Chats ausgetausc­ht zu haben.

Caffier hatte sich bemüht, den Sumpf trockenzul­egen. Der Kampf gegen Extremismu­s und insbesonde­re gegen Rechtsextr­emismus sei ein Schwerpunk­t seiner Arbeit gewesen. Dass jetzt eine Nähe seiner Person zu rechten Kreisen suggeriert werde, verletze ihn zutiefst. „Dieser Vorwurf ist schlicht absurd.“

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