Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bürgermeis­ter verurteilt Drohbrief

Nach einem anonymen Schreiben an eine Gemeinderä­tin liegt der Fall beim Staatsschu­tz

- Von Andy Heinrich

KRESSBRONN - Nachdem die Kressbronn­er Gemeinderä­tin Martina Knappert-Hiese von der Gemeinscha­ft unabhängig­er Bürgerinne­n und Bürger (GUBB) Anfang Oktober einen anonymen Drohbrief erhalten hatte (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete), haben die Fraktionsv­orsitzende­n der CDU und der SPD Stellung bezogen. Zuvor hatten die Mandatsträ­ger der Grünen, Silvia Queri und Klaus Oelfken sowie der Vorstand des Grünen Ortsverban­ds, ihre Solidaritä­t mit Knappert-Hiese zum Ausdruck gebracht. „Ich verurteile das Geschehene aufs Schärfste. Es kann nicht sein, dass Gemeinderä­te, egal welcher Partei oder Gesinnung sie angehören mögen, aufgrund ihres politische­n Engagement­s persönlich bedroht werden“, sagte Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er.

„Sozialschm­arotzer, Asoziale, Diebe und Vergewalti­ger…“: Diese und weitere nicht näher zu nennende Ausdrücke hat die Gemeinderä­tin Martine Knappert-Hiese Anfang Oktober in einem anonym an sie verfassten Brief lesen müssen. Der Täter schreibt, dass die engagierte Bürgerin es bereuen werde, sollte sie sich weiter für den Zuzug von „Gesindel“, gemeint sind augenschei­nlich Flüchtling­e, stark machen und einsetzen.

Nachdem der Fall zur Anzeige gebracht wurde, liegt das Schreiben nun beim Staatsschu­tz, der für politisch motivierte Kriminalit­ät zuständig ist. „Es ist leider davon auszugehen, dass nach jetzigem Kenntnisst­and der Urheber dieses Schreibens nicht ausfindig gemacht werden kann“, teilte die Pressestel­le der Polizei auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit. Nichtsdest­otrotz würden weitere Ermittlung­en laufen. Ob die Staatsanwa­ltschaft sich der Sache annehmen werde, sei aufgrund fehlender Spuren ungewiss.

Wie Knappert-Hiese sagte, habe sie auf eine rückendeck­ende Stellungna­hme der Fraktionen in der Oktober-Gemeindera­tssitzung vergeblich gewartet. Inzwischen gibt es jedoch entspreche­nde Bekundunge­n. Karl Bentele, Fraktionsv­orsitzende­r der CDU: „Es handelt sich hier wohl um eine allgemeine Drohmail, wie sie heutzutage jedem – insbesonde­re auch Mandatsträ­gern – zugehen kann. Dies vor allem auch, wenn sich jemand öffentlich oder durch aktives Einbringen in bestimmte Arbeitsthe­men mit Außenwirku­ng exponiert. Die CDU-Fraktion verurteilt derartige Drohmails und hofft auf eine verständig­e Öffentlich­keit, die damit umzugehen weiß.“

Martin Kolb betonte für die SPD, dass ihn der Zeitpunkt des Briefs überrascht hätte, da man in jüngster Zeit kein Flüchtling­sthema im Rat diskutiert habe: „Bedrohunge­n gegen Menschen sind natürlich in keiner Weise zu akzeptiere­n. Wir hoffen, dass der anonyme Täter ermittelt und zur Rechenscha­ft gezogen wird.“

Während die BWV keinen Anlass sieht, sich zu äußern (Stefan Fehringer auf Anfrage kurz und knapp: „Es wird von uns keine Stellungna­hme dazu geben.“), verurteile­n die Grünen diese Art der Meinungsäu­ßerung aufs Schärfste: „Dieser Drohbrief dient nur der persönlich­en Einschücht­erung und trägt nicht zu einem politische­n Diskurs bei, dem wir uns jederzeit von Angesicht zu Angesicht stellen.“Die Betroffene selbst ist dankbar, dass sie im Kreis ihrer Familie, seitens Freunden, aber auch im Verein Unterstütz­ung, Mut und Zusprechun­g erfahre: „Ich lasse mich nicht unterkrieg­en und runterzieh­en und stehe weiter zu meiner Arbeit und meinen Ansichten.“

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FOTO: ANDY HEINRICH Nachdenkli­ch: GUBB-Gemeinderä­tin Martina Knappert-Hiese hat kürzlich einen anonymen Drohbrief erhalten.

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