Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Corona-Irrsinn im Hotspot Wien
Mit der Not-Elf nach Österreich: Die Begegnung der Norweger zeigt das Dilemma dieser Länderspielphase
Nations League
Gruppe A1, Tabelle: 1. Italien 5:2/9, 2. Niederlande 5:3/8, 3. Polen 5:4/7, 4. BosnienHerzegowina 3:9/2. – Letzter Spieltag: Bosnien-Herzegowina – Italien, Polen – Niederlande (beide 20.45 Uhr).
Gruppe A2, Tabelle: 1. Belgien 12:4/12,
2. Dänemark 6:3/10, 3. England 3:4/7, 4. Island 3:13/0. – Letzter Spieltag: Belgien – Dänemark, England – Island (beide 20.45 Uhr).
Gruppe A3: Kroatien – Portugal 2:3 (1:0), Frankreich – Schweden 4:2 (2:1). – Tabelle:
1. Frankreich 12:5/16, 2. Portugal 12:4/13,
3. Kroatien 9:16/3, 4. Schweden 5:13/3. Gruppe A4: Spanien – Deutschland 6:0 (3:0), Schweiz – Ukraine abges. – Tabelle:
1. Spanien 13:3/11, 2. Deutschland 10:13/9,
3. Ukraine 5:10/6, 4. Schweiz 6:8/3.
3. Liga (Nachholspiel vom 5. Spieltag): MSV Duisburg – Hallescher FC 0:0.
EuroLeague (9. Spieltag): Anadolu Istanbul – Bayern München 71:74 (37:42).
EuroCup (8. Spieltag), Gruppe B Boulogne Metropolitans 92 – Ratiopharm Ulm 72:65 (32:39). – Beste Werfer: Pinault (21), Marei (16), Brown (11); Günther (13), Wilkins (11). – Zuschauer: keine .
WIEN (SID) - Ruben Gabrielsen hat sich einen Umhang wie Superman um die Schultern geworfen, zu dramatischer Musik eilt der norwegische Verteidiger zur Wohnungstür und reckt seinen Pass in die Kamera. Gabrielsen, das soll dieses kurze Instagram-Video beweisen, steht bereit, um seine in höchste Not geratene Heimat zu „retten“. Der Kapitän des französischen Zweitligisten FC Toulouse ist einer von 18 Spielern im hastig zusammengestellten „NödLandslaget“, das die Norweger zum Nations-League-Spiel in den Corona-Hotspot Österreich schicken.
Das Duell (20.45 Uhr/DAZN) in Wien zeigt den ganzen Irrsinn der aktuellen Länderspielphase wie kaum eine andere Begegnung. Die 7Tage-Inzidenz für Österreich lag am Montag bei 527 (!), seit Dienstag ist die Alpenrepublik wieder im harten Lockdown, bis 6. Dezember soll das öffentliche Leben stillstehen. Die „Krone“, einflussreichste Zeitung des Landes, nahm einen Mund-Nasen-Schutz in Landesfarben mit Vorhängeschloss auf den Titel.
Doch das Nationalteam um Bayern-Star David Alaba und 17 weitere
Deutschland-Legionäre soll unbedingt zum „Endspiel“um den Gruppensieg antreten. Ausgerechnet gegen Norwegen, das seine komplette Mannschaft um Dortmunds Stürmerstar Erling Haaland nach dem Corona-Fall von Vize-Kapitän Omar Elabdellaoui in Quarantäne und nach Hause geschickt hat.
Björn Guldvog, Chef der norwegischen Gesundheitsbehörde Helsedirektoratet, hält das Spiel für unverantwortlich. In einem offenen Brief an den norwegischen Verband und die Europäische Fußball-Union (UEFA) meldete er Zweifel am Hygieneprotokoll der UEFA an und empfahl, aktuell auf internationale Spiele zu verzichten – auch im Europacup.
„Wir sehen doch, dass sich immer mehr Spieler in ihren Mannschaften anstecken“, sagte Guldvog dem Rundfunk NRK, es bestehe ein „hohes Infektionsrisiko“, internationale Begegnungen seien angesichts der Corona-Lage „nicht so klug. Ich erwarte, dass sich die UEFA als verantwortungsbewusster Akteur zeigt, der sich um die Gesundheit der Spieler und ihrer Familien sorgt.“
Die eiligst herbeigerufenen NeuNationalspieler um Julian Ryerson von Union Berlin teilen diese Ängste offenbar nicht. „Alle haben Lust“, sagte der frühere Fürther Veton Berisha, einer von nur fünf Profis im Aufgebot mit Länderspielerfahrung. Jörgen Strand Larsen vom FC Groningen sprach zwar von einer „wahnwitzigen Situation“, freut sich aber auf sein Debüt. Kein Wunder, sagte der frühere Bundesliga-Profi Jan Age Fjörtoft, die Neulinge hätten die „einmalige Chance“, sich zu zeigen. Das Gerede von der „Not-Elf “werde sie anstacheln, „sie haben alles, um zu gewinnen“. Er selbst fiebere dem Auftritt der „neuen, heldenhaften“Auswahl entgegen. Auch der einstige Gladbacher Erik Thorstvedt, dessen Sohn Kristian ebenfalls debütieren könnte, hofft auf eine „AschenputtelGeschichte“. Er glaubt: „Für viele ist es wohl das erste und letzte Länderspiel. Sie sollten es genießen.“
Ob das in Zeiten der zweiten Corona-Welle funktioniert? Am Dienstag mussten die Spieler stundenlang am Osloer Flughafen ausharren, vor der Reise mit dem Charterflieger nach Wien war ein negatives Testergebnis erforderlich. Torwart Per Kristian Bratveit musste nach einem Test ohne eindeutiges Ergebnis gar in Oslo bleiben. Er hoffe aber, dass der Keeper noch nachkommen könne, sagte Coach Leif Gunnar Smerud. Und das Spiel im Corona-Hotspot Österreich? „Wir fühlen uns sicher“, so Verbandsdirektor Nils Öyvind Fisketjönn.
U21 nach 2:1 als Gruppenerster zur EM: Die deutsche U21 hat sich als Gruppensieger für die Europameisterschaft ihrer Altersklasse qualifiziert. Das Team von Trainer Stefan Kuntz gewann in Braunschweig zum Abschluss der EM-Qualifikation mit 2:1 (2:1) gegen Wales. Lukas Nmecha vom RSC Anderlecht (17. Minute; Foulelfmeter) und der Mainzer Jonathan Burkardt (26.) sorgten für die deutsche Tore im letzten Länderspiel des Jahres. Mark Harris (34.) traf für die Briten. Einen zweiten Foulelfmeter schoss Nmecha (21.) am Tor vorbei. Stefan Kuntz’ Fazit fiel positiv aus: „Es kann heute fast jeder rausgehen und sagen, dass er einen kleinen Schritt nach vorne gemacht hat.“Die EM-Endrunde findet 2021 in Slowenien und Ungarn statt.
European League, Gruppe D: GOG Gudme – Rhein-Neckar Löwen 32:37 (14:19).