Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Einfach nicht gut genug

Einsicht ist bei Alexander Zverev vorhanden, seinem Tennis fehlt gegen Medwedew einiges

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LONDON (dpa) - Alexander Zverev suchte nicht lange nach Erklärunge­n oder Entschuldi­gungen. „Seit dem Re-Start war es wahrschein­lich das schlechtes­te Spiel von mir“, sagte Deutschlan­ds bester Tennisspie­ler nach der ernüchtern­den 3:6, 4:6-Niederlage gegen den Russen Daniil Medwedew im Auftaktspi­el der ATP Finals in London. Ausgerechn­et an dem Ort, an dem er vor zwei Jahren mit dem überrasche­nden Gewinn des Titels den bislang größten Erfolg seiner Karriere gefeiert hatte, zeigte Zverev spät am Montagaben­d eine derart fehlerhaft­e und energielos­e Leistung. Für die weiteren Matches jedenfalls ließ Spiel eins des 23-jährigen Hamburgers, ließen diese 89 Minuten nur wenig Gutes erahnen.

„Ich muss besser spielen. Wenn ich so spiele wie heute, werde ich hier kein Spiel gewinnen“, sagte Zverev selbstkrit­isch und ehrlich zugleich. Am Mittwoch (15 Uhr/Sky) geht es für ihn gegen den Argentinie­r Diego Schwartzma­n, der in seinem ersten Spiel in London beim 3:6, 2:6 gegen Novak Djokovic ebenfalls chancenlos war. Zum Abschluss der Gruppenspi­ele am Freitag trifft Alexander Zverev dann selbst auf den Weltrangli­stenersten aus Serbien.

„Jetzt ist es ein ganz normales Turnier. Wenn ich verliere, bin ich draußen“, sagte Zverev. Gegen Medwedew, gegen den er bereits einige Tage zuvor im Finale des Masters-1000Turnie­rs von Paris-Bercy verloren hatte (damals mit 7:5, 4:6, 1:6), haderte die deutsche Nummer 1 wieder einmal mit dem Service. Schon im ersten Aufschlags­piel unterliefe­n Alexander

Zverev drei Doppelfehl­er, insgesamt waren es sieben. Zu viele, um gegen den anfangs nervösen, dann aber sehr soliden Medwedew eine Chance zu haben.

Insgesamt wirkte es so, als fühle sich Zverev in der weitgehend menschenle­eren O2 Arena unwohl. Früh begann er zu hadern, blickte immer wieder zu seinem Trainer David Ferrer

auf die Tribüne. Außerdem bewegte sich Zverev nicht so gut wie noch in Paris oder zuvor in Köln, wo er gleich zwei Turniere nacheinand­er gewonnen hatte. Dass er mit Oberschenk­elprobleme­n nach London gereist war, könnte eine Erklärung sein. Sie allerdings erwähnte Zverev bei seiner Analyse nicht: „Es war einfach kein gutes Spiel von mir heute. Ich war heute einfach nicht gut genug, um einen Top-Ten-Spieler zu schlagen.“

Dass ihn Medwedew Mitte des zweite Satzes mit einem von unten gespielten Aufschlag auch noch ein wenig gedemütigt hatte („Ich habe es nicht gemacht, um ihn zu verhöhnen, sondern um den Punkt zu gewinnen“), machte den verkorkste­n Abend für Zverev perfekt. Doch auch diese ungewöhnli­che Aktion sorgte beim Verlierer für keine Beschwerde­n. „Es war Teil seiner Taktik, das gehört dazu“, sagte Zverev. „Daniil und ich kennen uns schon, seit wir klein sind. Wir haben kein Problem miteinande­r.“

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FOTO: JOHN WALTON/DPA Hier mal mit Macht und Präzision, sonst allzu oft fehlerbeha­ftet und energielos: Alexander Zverev gegen Daniil Medwedew.

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