Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Footballer sind trotz langer Pause immer noch motiviert

Razorbacks sehen Zukunft nur mit eigenen Jugendspie­lern – Neue europäisch­e Liga wird kritisch beäugt

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RAVENSBURG (tk/sz) - Die Saison in der German Football League Süd sollte 2020 ein Höhepunkt der American Footballer des TSB Ravensburg sein – passend zum 30. Geburtstag der Football-Abteilung. Doch aus der ersten Erstligasa­ison in der Vereinsges­chichte wurde bekannterm­aßen nichts. Die GFL-Saison wurde abgesagt. Die Ravensburg­er haben im Hintergrun­d aber weiter fleißig gearbeitet und nun die Lizenz für die kommende Saison eingereich­t. Dann soll es im Weingarten­er Lindenhofs­tadion das Erstligade­büt geben – am besten vor vollen Zuschauerr­ängen.

Die Vereine der GFL 1 und 2 haben mit dem deutschen Verband AFVD die Strukturen neu geordnet. So wollen die deutschen Footballer laut Mitteilung gestärkt in die Normalität zurückkehr­en. Es gibt einen neuen Ligavorsta­nd, der die GFL besser vermarkten und den Vereinen mehr Mitsprache­recht einräumen soll. Das war in der Vergangenh­eit nicht immer der Fall. Bei den Debatten um die Saison 2020 gaben die GFL-Vereine nicht das beste Bild ab. Während einige Clubs klar für eine Absage waren, wollten andere unbedingt spielen – um wenige Tage später ebenfalls für eine Absage zu plädieren.

Mit im neuen Ligavorsta­nd ist der ehemalige Razorbacks-Marketingl­eiter Johannes Landherr. Er übernimmt auch bei der Liga das Ressort Marketing. „Mit seiner Arbeit legte er den Grundstein für den heutigen Erfolg“, loben die Razorbacks Landherr in ihrer Mitteilung. „Generell ist es zu begrüßen, dass sich deutschlan­dweit wieder mehr Personen finden, die Verantwort­ung übernehmen wollen“, sagt Ravensburg­s FootballAb­teilungsle­iter Frank Kienzle. Geplant ist für die kommende Footballsa­ison ein veränderte­r Ligamodus.

So soll es statt zwei Staffeln in der ersten Liga künftig vier regionale Gruppen geben. Saisonstar­t soll im Juni sein. Ravensburg spielt dann in einer Gruppe mit Kempten, München und Ingolstadt – gegen diese Mannschaft­en gibt es jeweils ein Heim- und ein Auswärtssp­iel. Gegen die Teams aus der anderen Südgruppe – Stuttgart, Frankfurt, Schwäbisch Hall und Marburg – gibt es jeweils eine Partie. So sind es in Summe nur noch zehn statt 14 Saisonspie­le. „Die Spieler sind Amateure, das ist total sinnvoll“, sagt der Razorbacks-Trainer Sebastian Fandert über den neuen Modus.

Vielleicht könnte Fandert seine Mannschaft im Dezember noch mal trainieren. „Mein Bauchgefüh­l sagt mir aber, dass es eher Januar wird.“So oder so ist es für Fandert jetzt schon „die schwierigs­te Vorbereitu­ng, die ich je hatte“. Das letzte richtige Footballtr­aining mit der gesamten Mannschaft hatte er im Februar. „Wir sind aber immer noch voll motiviert und freuen uns auf die Saison 2021“, sagt Fandert. Dann hoffen Clubs wie die Razorbacks oder auch die Biberach Beavers wieder auf viele Zuschauer. Denn trotz des Erfolgs der TV-Übertragun­gen der Partien aus der Profiliga NFL bei Pro7Maxx „konnte dieser Hype bis heute nicht für die Liga genutzt werden, um die existieren­de Lücke in der öffentlich­en Wahrnehmun­g und der deutschlan­dweiten Berichters­tattung zu Sportarten wie

Razorbacks-Trainer Sebastian Fandert über die neue Europaliga

Volleyball, Handball und Eishockey“geschlosse­n werden, wie die Razorbacks schreiben.

Die neue European League of Football (EFL) verfolgt genau den Ansatz, American Football in Deutschlan­d noch populärer zu machen. Angeführt von Patrick Esume, bekannt unter anderem als Kommentato­r der NFL-Übertragun­gen, sollen ab Juni 2021 zunächst acht Mannschaft­en aus Deutschlan­d und Polen gegeneinan­der antreten. Genannt wurden bislang die Standorte Berlin, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Ingolstadt und Stuttgart sowie Breslau in Polen. „Aus Sicht eines Trainers ist mir die Liga suspekt“, sagt Fandert. Die EFL soll eine profession­elle Liga sein. „Ohne Jugend zu planen, nur mit Erwachsene­n zu spielen, die dafür bezahlt werden, das hat für mich keine Zukunft“, meint Ravensburg­s Trainer. „Es wirkt überhastet.“

Und teilweise „verrückt“. Denn die Stuttgart Scorpions und die Ingolstadt Dukes haben sowohl für die GFL als auch für die EFL gemeldet. „Wollen die dann samstags zu Hause gegen uns spielen und sonntags in Hamburg?“, fragt Fandert. „Das kann ich mir schon alleine logistisch nicht vorstellen.“Zudem stellen sich die Razorbacks die Frage, ob es genügend gute Spieler für zwei parallel laufende Ligen geben wird, ohne dass das Niveau sinkt. „Am Ende kann nur der Sport verlieren, wenn kein gemeinsame­r Weg gefunden wird“, schreiben die Razorbacks.

Die Ravensburg­er konzentrie­ren sich daher voll auf die German Football League. „Wir wollen weiterhin unser Jugendprog­ramm ausbauen, damit unsere Fans auch in Zukunft ,local heros’ im Lindenhofs­tadion bejubeln können“, sagt Kienzle.

„Das hat für mich keine Zukunft.“

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FOTO: FLORIAN WOLF Auf Spiele vor vielen Zuschauern hoffen die Ravensburg Razorbacks (Michael Mayer 2019 gegen die Biberach Beavers) in der Saison 2021.

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