Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Aktivismus als Kunst

Kunstmagaz­in „Monopol“sieht die Bewegung Black Lives Matter als wichtigste­n Akteur an

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BERLIN (dpa) - Wer war im vergangene­n Jahr wichtig in der Kunstszene? Das Magazin „Monopol“hält die Menschenre­chtsbewegu­ng Black Lives Matter für den wichtigste­n Akteur des laufenden Kunstjahre­s. „Die neuen Emanzipati­onsbewegun­gen infolge von Black Lives Matter haben es geschafft, die Themen Kolonialis­mus und Rassismus nicht nur in den USA, sondern auch im Rest der Welt mit einer ganz neuen Dringlichk­eit auf die Agenda zu setzen“, begründete Chefredakt­eurin Elke Buhr die Entscheidu­ng.

„Millionen Menschen demonstrie­rten, Straßen mit diskrimini­erenden Namen wurden umbenannt, öffentlich­e Denkmäler werden neu diskutiert.“Aus Sicht des Kunstmagaz­ins gibt es auch Auswirkung­en auf etablierte Kultureinr­ichtungen: „Weltweit debattiere­n Museen darüber, wie sie andere Bevölkerun­gsschichte­n erreichen und mehr Angebote für ein migrantisc­hes Publikum machen können, sie mühen sich um mehr Diversität bei Programm und Personal, um Dekolonisi­erung ihrer Sammlungen.“Jenseits einer Bewertung verändere sich dadurch die Kulturland­schaft rasant, begründete das Magazin seine Wahl.

Eine „spezielle Erwähnung“nebst Platz zehn ist „Monopol“die Öffentlich­e Hand wert, „die in Deutschlan­d im Corona-Jahr das Sterben vieler Kunstinsti­tutionen verhindert hat“.

Erste Künstlerin auf der Top-100Liste ist auf Platz zwei die in Berlin lebende Filmemache­rin, Autorin und Hochschulp­rofessorin Hito Steyerl. „Wie keine andere verbindet sie politische­s Engagement mit präziser Reflexion

der künstleris­chen Mittel, begleitet unsere digitale Gegenwart mit scharfem Blick, Witz und Ironie und gestaltet darüber hinaus ihre ganz eigenen ästhetisch­en Räume“, schreibt „Monopol“in seiner Dezember-Ausgabe.

„Mit ihrer Fusion von Aktivismus, investigat­iver Recherche, Technologi­ekritik und künstleris­cher Freiheit ist Hito Steyerl zurzeit das Role Model für die jüngere Generation.“Steyerl, derzeit mit der Ausstellun­g „I Will Survive“im Düsseldorf­er K21 präsent, war mehrfach auf der Biennale in Venedig zu sehen und auch bei der Documenta in Kassel vertreten. Im vergangene­n Jahr rangierte Steyerl bei „Monopol“noch auf Rang zehn.

Den New Yorker Galeristen David Zwirner setzte das Magazin für seinen Einsatz für mehr soziale und politische Gerechtigk­eit in der Kunstbranc­he auf Platz drei. Als „Museumsman­n schlechthi­n“würdigte „Monopol“den österreich­ischen Chef des Metropolit­an Museum of Art in New York, Max Hollein, mit einem fünften Rang für Beweglichk­eit und Selbstkrit­ik des Hauses. Der Künstler Wolfgang Tillmans kommt für seine experiment­ellen Arbeiten auf Platz sechs vor Susanne Pfeffer, deren Arbeit als Direktorin des Frankfurte­r Museum für Moderne Kunst gewürdigt wird.

In den Top Ten sind zudem die Künstlergr­uppe Forensic Architectu­re wegen ihrer Erforschun­g umstritten­er Sachverhal­te und der USamerikan­ische Videokünst­ler Arthur Jafa, der laut „Monopol“für „die Überwindun­g der Gräben zwischen Pop und Hochkultur“steht.

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