Schwäbische Zeitung (Tettnang)
US-Bürger können sich bald zu Hause selbst testen
Kritik von deutschen Corona-Experten
WASHINGTON (dpa) - Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat erstmals einen Corona-Test für den Hausgebrauch zugelassen. Der Testkit des US-Herstellers Lucira Health habe eine Notfall-Zulassung bekommen, teilte die FDA mit.
„Diese neue Test-Möglichkeit ist ein wichtiger Diagnose-Fortschritt, um die Pandemie zu bekämpfen und die öffentliche Last der Krankheitsübertragung zu reduzieren“, sagte FDA-Chef Stephen Hahn. Der Test, der auf Erbgut des Erregers SarsCoV-2 reagiert, sei im Hausgebrauch für Menschen ab 14 Jahren geeignet und zunächst nur auf Verschreibung eines Arztes erhältlich.
Wer den Test nutzt, muss mit einem Stäbchen eine Probe aus der Nase entnehmen, dieses dann in ein Röhrchen legen und das Röhrchen wiederum in einem Testmodul befestigen. In maximal 30 Minuten zeige das Display des Testmoduls dann ein positives oder negatives Ergebnis an, heißt es von der FDA. Wer ein positives Ergebnis bekomme, solle sich isolieren und seinen Arzt kontaktieren. Wer ein negatives Ergebnis habe, aber trotzdem Symptome entwickle, solle ebenfalls seinen Arzt kontaktieren, denn der Test könne eine Infektion mit dem Coronavirus nicht hundertprozentig ausschließen.
Laut Hersteller ist der Test zuverlässig: Im Vergleich zu einem anderen von der FDA zugelassenen Verfahren habe er 94 Prozent der SarsCoV-2-Infektionen und 98 Prozent der Corona-freien Proben richtig zugeordnet. Auf den Markt kommen soll der Test demnach in Florida und Kalifornien in der nahen Zukunft und landesweit im Frühling.
„Dass man den Test selbst machen soll, halte ich für suboptimal“, sagte Martin Stürmer, Laborleiter beim Medizinischen Versorgungszentrum in Frankfurt. Bei solchen Corona-Tests sei es wichtig, tiefe Proben vom Rachen oder der Nase zu entnehmen. Ein schlechter Abstrich führe zu schlechten Ergebnissen. Auch beim Ablesen könnten Fehler entstehen. „Nach spätestens 15 Minuten ist das Ergebnis da, steht in der Anleitung“, sagte Stürmer. Wer später darauf schaue, könne möglicherweise falsche Informationen ablesen. Die Gefahr sei: „Man wiegt sich eventuell in falscher Sicherheit oder man macht Panik.“
In Deutschland dürften AntigenSchnelltests nur von medizinischem Fachpersonal ausgeführt werden. Diese Tests basieren – im Gegensatz zu dem in den USA zugelassenen Verfahren – auf dem Nachweis von Viren-Eiweißen.