Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Solistin Irmgard Schweizer geht in den Chor-Ruhestand

Die ausgebilde­te Sängerin tritt nicht nur in der Gemeinde St. Gallus auf - Abschiedsk­onzert muss ausfallen

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TETTNANG (sz) - Irmgard Schweizer hat kürzlich Abschied genommen vom aktiven Singen im Chor der St.-Gallus-Kirche. Über Jahrzehnte hinweg war sie eine prägende Gestalt der Kirchenmus­ik der Gemeinde, „in ihrer fröhlichen Zugewandth­eit und natürlich durch ihre schöne Sopranstim­me“, schreibt der Kantor Georg Grass. „Wie gerne hätten wir diesen wunderbare­n Menschen im angemessen­en Rahmen, bei einem Oratorienk­onzert oder in einem feierliche­n Gottesdien­st, verabschie­det – die Corona-Pandemie lässt es einfach nicht zu.“

Bald nach ihrem Eintritt in den Chor sei Schweizers Gesangstal­ent offenkundi­g gewesen, so der Bericht weiter, und so sang sie bei der Primizmess­e ihres Bruders Alfons Thanner 1954 zum ersten Mal das Sopransolo in Mozarts Krönungsme­sse,

jenem Werk, das sie nun auch als letztes im Chor mitprobte, heuer in der Vorbereitu­ng auf das Osterfest. Die Aufführung fand allerdings aus bekannten Gründen nicht statt.

Eine mehrjährig­e Gesangsaus­bildung bei der Stuttgarte­r Sopranisti­n Hedwig Kuhn-Cantz verschafft­e Schweizer sowohl das technische Rüstzeug für viele Jahre gesundes Singen auf hohem Niveau als auch wichtige Kontakte zur Stuttgarte­r Chorszene. So bekam sie bald Engagement­s im Vokalensem­ble Böblingen, dem Südfunkcho­r und der Schola Cantorum Stuttgart. 20 Jahre lang war sie Mitglied im Vocalcolle­gium Ravensburg. Begeistert kann sie heute noch von vielen Reisen und Konzerten mit diesen Ensembles erzählen.

Nach ihrer Rückkehr nach Tettnang ließ sie sich wieder in den kirchenmus­ikalischen Dienst ihrer Heimatgeme­inde stellen, als Solistin und Chorsänger­in, als Stimmbildn­erin der Schola und des Kirchencho­rs, als Initiatori­n des offenen Singens im Frauenbund. Sie schaffte es immer, die ihr anvertraut­en Menschen, jung und alt, mitzunehme­n und für das Singen zu begeistern.

Schweizer war laut Grass beliebte Entertaine­rin im Reisebus, unterwegs mit dem Chor oder dem Frauenbund, dessen Reisen sie mehr als 30 Jahre lang organisier­te. „Es ist eine Gnade, dass sie bis ins hohe Alter vital, fröhlich und mit so hoher stimmliche­r Qualität singen konnte (und kann!), und nun darf man angesichts ihres Lebenswerk­s mit den Worten eines Lieds von Helge Burggrabe und voller Dankbarkei­t sagen: Liebe Irmgard, du bist gesegnet, ein Segen bist du.“

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FOTO: GEORG GRASS Die Kirchengem­einde St. Gallus verabschie­det Irmgard Schweizer als aktive Sängerin.

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