Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kressbronn ist ab 2022 bei Echt Bodensee Card dabei

Gastgeber sprechen sich bei einer Umfrage knapp dafür aus – Forderung: ÖPNV muss sich verbessern

- Von Marlene Gempp

KRESSBRONN - Urlauber können ab 2022 auch von Kressbronn aus kostenfrei Bus und Bahn fahren. Denn dann tritt die Gemeinde der Echt Bodensee Card (EBC) bei. Die Kurtaxe wird dafür neu berechnet. Einige Gemeinderä­te forderten in der Sitzung am Mittwochab­end, den öffentlich­en Nahverkehr vor allem im Hinterland der Gemeinde deutlich auszubauen.

Bei einer Umfrage unter allen Gastgebern in Kressbronn stimmten rund 58 Prozent mit Ja für die EBC, erklärte Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er den Gemeinderä­tinnen und Gemeinderä­ten. Allerdings sei der Rücklauf der 151 verschickt­en Stimmzette­l mit 50 Antworten gering gewesen. „Wir wollen nichts gegen den Willen der Gastgeber entscheide­n. Die Mehrheit der abgegebene­n Stimmen war positiv“, so Enzensperg­er.

Sie habe mit vielen Vermietern gesprochen, ergänzte Elisabeth Grammel, Leiterin des Amts für Tourismus, Kultur und Marketing: „Wer bei der Abstimmung nicht mitgemacht hat, wird die Entscheidu­ng des Gemeindera­ts mittragen.“Aus ihrer Sicht habe die EBC viele Vorteile für die Gemeinde und deren Urlauber. Nach anfänglich­en Startschwi­erigkeiten sei die Akzeptanz der Karte unter den Gästen mittlerwei­le sehr groß, viele hätten in der Vergangenh­eit auch in Kressbronn schon danach gefragt.

Zehn Gemeinden am Bodensee von Bodman-Ludwigshaf­en bis Wasserburg bieten die EBC bereits an. 2021 kommen Lindau und Überlingen dazu. Ein Bus verbindet die Gemeinden in der Hochsaison im 15Minuten-Takt miteinande­r. Dieser Bus hält bereits in Kressbronn, so Grammel. Die EBC bringe Urlaubern auch Vergünstig­ungen bei fast 190 Partnern rund um den See.

Mit dem Beitritt zu warten habe sich gelohnt, sagte Stefan Fehringer (BWV): „Die Buskapazit­äten müssen wir kritisch im Blick behalten, vor allem, wenn im kommenden Jahr die beiden Gartenscha­uen anstehen.“Seine große Bitte sei, das Hinterland von Kressbronn sowie den Campingpla­tz Gohren besser an den Nahverkehr

anzuschlie­ßen. Das Hinterland bekomme zwar eine höhere Kurtaxe, aber keinen Mehrwert, sagte Karl Bentele (CDU). Nur der Ortskern profitiere. Für ihn sei der Ausbau der Busverbind­ungen die Bedingung für den Beitritt zur EBC.

Diese Bedingung an die Deutsche Bodensee Tourismus GmbH und den Verkehrsve­rbund Bodo zu stellen sei schwierig, so Enzensperg­er. Die Gemeinde könne sich aber vorbehalte­n jederzeit wieder auszutrete­n. Die Anbindung an den Campingpla­tz sehe sie nicht so kritisch, ergänzte Grammel: „Der „Echt Bodensee“Bus fährt durch Gohren und hält knapp 300 Meter Fußweg vom Campingpla­tz entfernt.“Das müsse den Gästen kommunizie­rt werden. Sie sei schon von Anfang an dafür gewesen, der Karte beizutrete­n, sagte Silvia Queri (Grüne). Die Idee, den Bürgerbus eventuell für die Anbindung des Hinterland­s mitzunutze­n sehe sie dagegen kritisch: „Der Bürgerbus hat eine völlig andere Zielsetzun­g.“

Die Finanzieru­ng der EBC gelingt durch einen übernachtu­ngsbasiert­en Solidarbei­trag bei dem alle teilnehmen­den Orte pro Übernachtu­ngsgast 1,06 Euro netto an die Deutsche Bodensee Tourismus GmbH abführen, heißt es in der Sitzungsvo­rlage. Die Kurtaxe in Kressbronn soll darum ab 2022 um mindestens diesen Betrag steigen.

Der Gemeindera­t stimmte dem Beitritt zur EBC mit fünf Gegenstimm­en aus der CDU-Fraktion zu.

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