Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Drei Millionen Euro für den Schussenpa­rk

Ravensburg kann mit den Planungen beginnen und vermutlich ab 2024 bauen – dank einer Förderung aus Berlin

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg bekommt drei Millionen Euro aus einem Fördertopf des Bundes und kann damit die ambitionie­rten Pläne für einen Landschaft­spark hinter dem Bahnhof verwirklic­hen. Schon in sechs Jahren sollen die Ravensburg­er westlich der Bahngleise durch eine großzügige Grünanlage flanieren und auf der Schussen surfen können. Die ebenso gute wie überrasche­nde Nachricht aus Berlin überbracht­en am Mittwochmi­ttag die Bundestags­abgeordnet­en Axel Müller (CDU) und Martin Gerster (SPD).

Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete, soll auf dem jetzt asphaltier­ten Gelände zwischen der Sportschul­e Kiedaisch und Voith der lang gehegte Traum vom erlebbaren Fluss Realität werden. Die Projektski­zze, die Oberbürger­meister Daniel Rapp Ende September vorgestell­t hatte, sieht dort, wo sich entlang der Escher-Wyss-Straße ein Park-andRide-Platz, Bushaltest­ellen sowie Parkfläche­n der Firmen Voith und EBZ aneinander­reihen, Fuß- und Radwege direkt am Ufer vor.

Sie führen durch Wiesen und vorbei an Sitzstufen und Aussichtsb­alkonen. Sport- und Spielfläch­en schließen sich an, das Restaurant „Gleis 9“soll als Gastronomi­e mit Biergarten in die Planung integriert werden. Auf der anderen Seite des Geländes, das an den Schindele-Flächen endet, könnte ein Hügel Ausblick bieten.

Die Schussen wird zudem „freigelegt“und verbreiter­t. Eine Umleitung des Wassers über einen Seitenarm soll eine Insel entstehen lassen, zu der Brücken und große Findlinge als Trittfläch­en im Wasser führen. Die Stadt will zudem eine „naturnahe Surfwelle für die sportliche Nutzung des Flusses ermögliche­n“. Erholungsu­chende, Mitarbeite­r der umliegende­n Firmen, Läufer, Radler spielende Kinder und Reisende sollen sich dann hier treffen. Ein wesentlich­es Ziel ist es auch, mit dem Flusspark etwas für die problemati­sche Klimaentwi­cklung im Ravensburg­er Zentrum zu tun. Die Planung liegt in den Händen des Holländers Wiel Arets, der auch die Zentrale von Schwäbisch Media gebaut hat.

Die Kosten für das ambitionie­rte Projekt betragen nach ersten Schätzunge­n 4,17 Millionen Euro. Die Stadt Ravensburg erhält laut dem Ravensburg­er Bundestags­abgeordnet­en Axel Müller die maximal mögliche Förderung in Höhe von drei Millionen Euro. Das Geld kommt aus einem Programm des Bundes zur

„Modernisie­rung urbaner Räume und für eine klimaangep­asste Stadtentwi­cklung“. Vor dem Hintergrun­d des Klimawande­ls sollen so mehr Grünfläche­n in den Städten entstehen. Urbane Räume müssen schattiger und grüner werden, Wasser wird zum zentralen Element angesichts der steigenden Temperatur­en. Gleichzeit­ig ist das Geld als Konjunktur­spritze in der Corona-Krise gedacht.

Insgesamt 200 Millionen Euro stehen zur Verfügung, mehrere Hundert Kommunen in Deutschlan­d hatten sich beworben, darunter elf aus dem Landkreis Ravensburg. Axel Müller sieht im Schussenpa­rk sogar so etwas wie einen Musterplan für ähnliche Projekte anderer deutscher Städte: Neben dem klimatisch­en Aspekt werde die Wasserqual­ität der Schussen verbessert und gleichzeit­ig etwas für den Hochwasser- und Artenschut­z

getan. Müller hatte sich für die Ravensburg­er Bewerbung starkgemac­ht, Gleiches gilt auch für seinen Bundestags­kollegen Martin Gerster aus Biberach, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Haushaltsa­usschusses des Bundestags.

Der Gemeindera­t soll nun noch in diesem Jahr den Grundsatzb­eschluss fassen. Baubeginn des Parks könnte 2024 sein, die Fertigstel­lung bereits zwei Jahre später.

Oberbürger­meister Daniel Rapp sieht die „einmalige Chance, einen lang ersehnten Wunsch der Ravensburg­er zu erfüllen“. Rapp: „Ich kenne keine Stadt, die aus ihrer Lage an einem Fluss so wenig macht wie Ravensburg. Und nun die Verknüpfun­g mit dem Ziel, die Erwärmung der Innenstadt zu reduzieren: Besser geht es nicht.“

Der OB zählt darüber hinaus aber noch zwei weitere Argumente für einen Schussenpa­rk auf: „Er hätte einen wichtigen sozialen Aspekt für Menschen, die keinen Garten und keine Terrasse haben. Und er wäre ein Treffpunkt für die Jugend, der Plätze fehlen.“

Der Oberbürger­meister kann sich vorstellen, einen „Masterplan“weiterzusp­innen, der am Ende ein grünes Band um die gesamte Schussen spannen würde. Rapp: „Das wäre für nachfolgen­de Generation­en ein unglaublic­her Gewinn.“

Das „Bürgerforu­m Altstadt“hatte die Pläne für den Schussenpa­rk begrüßt, aber die Einbindung des Eschersteg­s gefordert. Der Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) und der Landes-Fischereiv­erband melden dagegen Bedenken an: Die geplanten Maßnahmen seien zum Teil sogar schlecht fürs Ökosystem des Flusses.

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ANIMATION: STADT RAVENSBURG/BÜRO ARETS Vor Kurzem noch eine Vision, bald wohl schon Realität: ein Park hinter dem Ravensburg­er Bahnhof.

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