Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bahngipfel feiert Premiere in der Stadt
Sondersitzung des PBU mit zweieinhalb Stunden Diskussion mit Vertretern der Bahn
FRIEDRICHSHAFEN - Premiere in mehrfacher Hinsicht: Der erste Bahngipfel, der auf einen Antrag des Netzwerks für Friedrichshafen zurückgeht, wird zugleich auch als Video-Onlinekonferenz mit den Vertretern der Bahn im Graf-ZeppelinHaus veranstaltet.
Eine wichtige Information war sicher der Umstand, dass das Baugesuch für die Oranienstraße, bei dem ein Bordellbetreiber aus Stuttgart ein Haus mit mehreren Kleinwohnungen plante – in Friedrichshafen wurde darunter ebenfalls ein Bordellbetrieb vermutet – zurückgezogen worden sei. Aber auch Neuigkeiten bei der Bodenseegürtelbahn gab es. So wird eine Haltestelle in Markdorf am Gewerbegebiet bei Lipbach eingerichtet werden.
Michael Groh, Vertreter der Deutschen Bahn und vorgestellt als oberster Bahnhofschef, stellte den Stand der Planungen vor. Die Bahngleise werden mit nötigen Anlagen neu gebaut. In der Unterführung werden Aufzüge für alle Bahnsteige mit maximaler Breite errichtet und für die Fahrräder gibt es bald Schiebevorrichtungen an den Treppen zum Bahngleis. Die Umbauarbeiten, die den Bahnhof barrierefrei machen, werden 14,3 Millionen Euro kosten. Baubeginn wird im Sommer 2021 sein und fertig soll das Ganze Ende 2023 sein. Die Stadt trägt von den Baukosten 2,3 Millionen Euro, das Land 1,2 Millionen Euro.
Philipp Fuhrmann, Netzwerk Friedrichshafen, appellierte daran, die Bahnhofsunterführung so zu gestalten, dass das kein Angstort mehr sei. Auch die Bahnhofshalle könnte in der Aufenthaltsqualität verbessert werden. Groh sagte zu, dass die Arbeiten eng mit der Stadt abgestimmt werden. 2021 sollen auch Dach und Fassade des Bahnhofs saniert werden. In diesem Zusammenhang fragte Jochen Meschenmoser, Freie Wähler, ob das Gleis zum Hauptbahnhof künftig noch gebraucht werde. Martin Groh bestätigte das. Das Gleis werde elektrifiziert und auf keinen Fall zurückgebaut.
Ob es einen ICE-Anschluss in Friedrichshafen geben könnte, wollte Heinz Tautkus, SPD, wissen. Das, so sagte Thorsten Krenz, Konzernbevollmächtigter der DB für BadenWürttemberg, sei ein guter Hinweis, über den man sich Gedanken mache, da man Menschen auf die Schiene bekommen wolle. Darüber könnte er lang referieren, abschließend sei dazu noch nichts entschieden. Wilfried Franke, Geschäftsführer der Interessengemeinschaften Bodenseegürtelbahn und Südbahn, betonte in seiner Ausführung, dass das Thema Schienenverkehr das Bohren dicker Bretter über lange Zeiträume sei.
Einer der wirtschaftsstärksten Räume Europas stecke in einem Dieselloch, das ohne die Initiative der Region nicht in elektrifizierte Strecken umgebaut werde. Die Region habe die Südbahn und die Bodenseegürtelbahn angestoßen, im Bundesverkehrswegeplan sei nur die Südbahn gelandet – weil die „regionalen Bundestagsabgeordneten dafür keine Lobbyarbeit geleistet“hätten, meinte Heinz Tautkus.
Ohne eine Finanzierung der elektrisch fahrenden Bodenseegürtelbahn „droht uns eine Katastrophe. Zwischen Friedrichshafen und Radolfzell besteht eine Lücke, die niemand füllt“, so Franke. Roland Heil, DB-Vertreter, bestätigte, dass die Vorplanung Anfang 2021 beginne. An einigen Stelle brauche man zwei Gleise, wenn die Vorzugsvariante, von Franke vorgestellt, umgesetzt werden sollte: Stündlich schnell und halbstündlich langsam zwischen den beiden Städten. Für Thorsten Krenz ist eine Wendemarke erreicht. „In die Schiene ist nicht das nötige Geld geflossen. Der Bund hat aber gelernt. Es gibt die positive Botschaft, dass künftig mehr Geld investiert werde.
Thorsten Krenz bezeichnete den Busbetriebshof der RAB als notwendig, schloss aber nicht aus, dass es bei Grundstückstausch auch andere Möglichkeiten gebe. Der Betriebshof brauche aber nur den westlichen Teil, so dass die Stadt bald über den östlichen Bereich verfügen könne. Fuhrmann schlug als Tauschfläche den P7 an der Bundesstraße vor, auf dem oft der Zirkus gastiert.
Darunter wurden Grundstücksfragen wie Bahnhofsvorplatz oder besagter Oranienstraße diskutiert. Die Bahn überlegt derzeit, ob Flächen für den weiteren Ausbau der Schiene gebraucht werden. Daher konnte kein Bahnvertreter Konkretes zur Neugestaltung des Bahnhofvorplatzes sagen. Gleiches galt für Gleisstrecken, auf denen ein Radschnellweg nach Baindt geplant ist.